ist keine politische Zeitschrift. Aber in Zeiten, wie wir Mitteleuropa, ein rund 300 Seiten starker Band, hat
sie jetzt durchleben, haben auch nichtpolitische Zeit- mich aber nicht mehr losgelassen, als ich einmal damit
Schriften politischeAufgaben.undkeinedurchfachliches begonnen hatte. Die wichtigsten Abschnitte habe ich
Streben zusammengeschlossene Berufsgemeinschaft gleich zweimal gelesen, um sie dauernd zu be-
kann sich ihnen ganz entziehen. Dies kam mir leb- sitzen.
haft zum Bewußtsein, als ich kürzlich in einer Be- Was Naumann will, ist schon im Titel ausge-
sprechung von Naumanns Mitteleuropa im „Kunst- sprochen. Mitteleuropa d. h. die enge wirtschaftliche,
wart" den Satz las: „Heute heißt es, Tausende von militärische, politische Annäherung der beiden
Lesern und Durchdenkern dieses Buches werben." Mächte, die heute Schulter an Schulter im Kampf
In solcher Form sich an einer Aufgabe politischer gegen eine halbe Welt stehen, jede für sich aber
Art zu beteiligen, muß auch von einer Zeitschrift wie nicht Schwergewicht genug besitzen, um den großen
der unsrigen in diesen Tagen erwartet werden. Weltmächten England, Rußland und Amerika gegen-
Bücherempfehlungen in Tages- und Unterhai- über sich auf die Dauer zu behaupten, soll jetzt
tungsblättern werden häufig nur so flüchtig gelesen, geschaffen werden. Es sind das die Folgerungen,
daß sie die Wirkung, den Leser auf eine bestimmte die aus den gegenwärtigen Ereignissen gezogen
Neuerscheinung nachhaltig aufmerksam zu machen, werden müssen, wenn das viele Blut, welches heute
nicht erreichen. Findet man eine solche Besprechung fließt, nicht umsonst vergossen sein soll,
aber an einer Stelle, wo man sie nicht vermutet Diese Notwendigkeit spürt heute jeder unter uns
hat, dann findet sie Beachtung, fesselt und regt zur mehr oder weniger deutlich. Die Schwierigkeiten
Anschaffung des besprochenen Buches an. aber hält man entweder für unüberwindlich und ist
Schon allein aus diesem Grunde halte ich eine leicht geneigt, den Gedanken als unausführbar kurzer
Besprechung des Naumannschen Buches an dieser Hand abzulehnen, oder aber man stellt sich die
Stelle für gerechtfertigt. Jeder Deutsche oder viel- Sache in Unterschätzung der zu überwindenden
mehr Jeder, der im Weltkriege auf mitteleuro- Widerstände als ein von selbst eintretendes Ereig-
päischer Seite steht, muß das Buch gelesen haben. nis vor. Beides ist grundfalsch, die Schwierigkeiten
Aber auch von berufswegen haben wir die Auf- sind groß, sie können aber das Ergebnis nicht ernst-
gabe, an der Verwirklichung der Gedanken, die Nau- haft in Frage stellen. Dies nachzuweisen, dem Ge-
mann entwickelt, mitzuarbeiten; denn das große danken „Mitteleuropa" Anhänger zu werben, ist der
Ziel, dem seine Arbeit gilt, hat neben seiner allge- Zweck des Buches. Es darf als ein Glück betrachtet
meinen Bedeutung eine nicht hoch genug zu ver- werden, daß diese größte Aufgabe, die der Krieg
anschlagende Wichtigkeit für jeden Berufskreis. stellt, einen Verfechter von solcher Kraft des poli-
Naumanns Buch ist aber auch als schriftstelle- tischen Wollens, solcher Großzügigkeit des wirt-
rische Leistung betrachtet ein Ereignis. Seinen Ge- schaftlichen Denkens, solcher fesselnden Meister-
dankengängen zu folgen, seine Darstellungsweise schaff in der Beherrschung des Wortes gefunden
auf sich wirken zu lassen, seine geistreichen Ver- hat, wie gerade Friedrich Naumann,
bindungen und Schlußfolgerungen nachzuempfinden, Aus Überzeugung und Erkenntnis dessen können
ist ein künstlerischer Genuß. Bücher zu lesen ist wir daher unseren Lesern „Mitteleuropa" nicht
heute — leider! — nicht Jedermanns Sache. Man warm genug empfehlen. Man wird in dem Buch
greift lieber nach der Zeitschrift, weil sie einen nicht manches finden, was auch für unser besonderes
nötigt, sich weiter in eine Sache zu vertiefen, als Arbeitsgebiet von Wichtigkeit ist und in den „Richt-
das Unterhaltungsbedürfnis es fordert; und selbst linien für die Tätigkeit der Deutschen Gesellschaft
in der Zeitschrift überschlägt man gern längere für Gartenkunst während und nach dem Kriege"
Aufsätze und bevorzugt die kürzeren. Dagegen gesagt wurde. H.
kommt ein wirkliches Buch schwer auf. Naumanns
Entwurf eines Kriegerfriedhofes in den alten Festungswerken von Douai. Architekt: Wilhelm Luserke,
Gartenarchitekt, Leutnant d. R. Blick auf die Lünette, die den Friedhof trägt.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heidse, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G-, Würzburg.
sie jetzt durchleben, haben auch nichtpolitische Zeit- mich aber nicht mehr losgelassen, als ich einmal damit
Schriften politischeAufgaben.undkeinedurchfachliches begonnen hatte. Die wichtigsten Abschnitte habe ich
Streben zusammengeschlossene Berufsgemeinschaft gleich zweimal gelesen, um sie dauernd zu be-
kann sich ihnen ganz entziehen. Dies kam mir leb- sitzen.
haft zum Bewußtsein, als ich kürzlich in einer Be- Was Naumann will, ist schon im Titel ausge-
sprechung von Naumanns Mitteleuropa im „Kunst- sprochen. Mitteleuropa d. h. die enge wirtschaftliche,
wart" den Satz las: „Heute heißt es, Tausende von militärische, politische Annäherung der beiden
Lesern und Durchdenkern dieses Buches werben." Mächte, die heute Schulter an Schulter im Kampf
In solcher Form sich an einer Aufgabe politischer gegen eine halbe Welt stehen, jede für sich aber
Art zu beteiligen, muß auch von einer Zeitschrift wie nicht Schwergewicht genug besitzen, um den großen
der unsrigen in diesen Tagen erwartet werden. Weltmächten England, Rußland und Amerika gegen-
Bücherempfehlungen in Tages- und Unterhai- über sich auf die Dauer zu behaupten, soll jetzt
tungsblättern werden häufig nur so flüchtig gelesen, geschaffen werden. Es sind das die Folgerungen,
daß sie die Wirkung, den Leser auf eine bestimmte die aus den gegenwärtigen Ereignissen gezogen
Neuerscheinung nachhaltig aufmerksam zu machen, werden müssen, wenn das viele Blut, welches heute
nicht erreichen. Findet man eine solche Besprechung fließt, nicht umsonst vergossen sein soll,
aber an einer Stelle, wo man sie nicht vermutet Diese Notwendigkeit spürt heute jeder unter uns
hat, dann findet sie Beachtung, fesselt und regt zur mehr oder weniger deutlich. Die Schwierigkeiten
Anschaffung des besprochenen Buches an. aber hält man entweder für unüberwindlich und ist
Schon allein aus diesem Grunde halte ich eine leicht geneigt, den Gedanken als unausführbar kurzer
Besprechung des Naumannschen Buches an dieser Hand abzulehnen, oder aber man stellt sich die
Stelle für gerechtfertigt. Jeder Deutsche oder viel- Sache in Unterschätzung der zu überwindenden
mehr Jeder, der im Weltkriege auf mitteleuro- Widerstände als ein von selbst eintretendes Ereig-
päischer Seite steht, muß das Buch gelesen haben. nis vor. Beides ist grundfalsch, die Schwierigkeiten
Aber auch von berufswegen haben wir die Auf- sind groß, sie können aber das Ergebnis nicht ernst-
gabe, an der Verwirklichung der Gedanken, die Nau- haft in Frage stellen. Dies nachzuweisen, dem Ge-
mann entwickelt, mitzuarbeiten; denn das große danken „Mitteleuropa" Anhänger zu werben, ist der
Ziel, dem seine Arbeit gilt, hat neben seiner allge- Zweck des Buches. Es darf als ein Glück betrachtet
meinen Bedeutung eine nicht hoch genug zu ver- werden, daß diese größte Aufgabe, die der Krieg
anschlagende Wichtigkeit für jeden Berufskreis. stellt, einen Verfechter von solcher Kraft des poli-
Naumanns Buch ist aber auch als schriftstelle- tischen Wollens, solcher Großzügigkeit des wirt-
rische Leistung betrachtet ein Ereignis. Seinen Ge- schaftlichen Denkens, solcher fesselnden Meister-
dankengängen zu folgen, seine Darstellungsweise schaff in der Beherrschung des Wortes gefunden
auf sich wirken zu lassen, seine geistreichen Ver- hat, wie gerade Friedrich Naumann,
bindungen und Schlußfolgerungen nachzuempfinden, Aus Überzeugung und Erkenntnis dessen können
ist ein künstlerischer Genuß. Bücher zu lesen ist wir daher unseren Lesern „Mitteleuropa" nicht
heute — leider! — nicht Jedermanns Sache. Man warm genug empfehlen. Man wird in dem Buch
greift lieber nach der Zeitschrift, weil sie einen nicht manches finden, was auch für unser besonderes
nötigt, sich weiter in eine Sache zu vertiefen, als Arbeitsgebiet von Wichtigkeit ist und in den „Richt-
das Unterhaltungsbedürfnis es fordert; und selbst linien für die Tätigkeit der Deutschen Gesellschaft
in der Zeitschrift überschlägt man gern längere für Gartenkunst während und nach dem Kriege"
Aufsätze und bevorzugt die kürzeren. Dagegen gesagt wurde. H.
kommt ein wirkliches Buch schwer auf. Naumanns
Entwurf eines Kriegerfriedhofes in den alten Festungswerken von Douai. Architekt: Wilhelm Luserke,
Gartenarchitekt, Leutnant d. R. Blick auf die Lünette, die den Friedhof trägt.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heidse, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G-, Würzburg.