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Die Gartenkunst — 29.1916

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Löther, C.: Der Park von Schloß Wattignies bei Lille
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0061

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Aus dem Park von Schloß Wattignies bei Lilie. Blick nach dem Schloß von Westen her.

Aufnahme von Ersatz-Reservist Messing, zurzeit in Lille.

Der Park von Schloß Wattignies bei Lille.

Von C. Löther, Gartenarchitekt, Hamburg, zurzeit in Lille.

„Dumpf hallt Kanonendonner aus der Ferne, Der Park hat jetzt noch dieselbe Anlage, die er

von der Lorettohöhe, von La Bassee, von Neuve- vor 2'/2 Jahrhunderten von Andre Le Nötre nach

Chapelle herüber in ein stilles Fleckchen Erde dem Muster des Parks von Versailles erhalten

von lieblicher Schönheit, das Schloß Wattignies, hat. Vermutlich rührt hiervon auch der Name,

das sieben Kilometer südlich von Lille liegt." den Schloß Wattignies führt, her: Petits Ver-

„Wattignies ist ein aus dem 12. Jahrhundert sailles. — — —"
stammender Herrensitz der Seneschalls von Fl an- Diese Zeilen v. Bünau's in Nr. 64 der Liller
dern, der Grafen von Wavrin und Lannoy. Wäh- Kriegszeitung vom 27. Juni 1915 haben mich
rend der französischen Revolution kam es durch veranlaßt, nach Wattignies hinauszugehen. Ein
Heirat der letzten Erbtochter, die ihren Gatten flandrischer Sonnensonntagmorgen! Weit brei-
in der Gefangenschaft kennen gelernt hatte, in ten sich die Wiesen der Auenlandschaft. Ihre
den Besitz des Advokaten Dtimaisniel, der später Bäume mit stolzen hohen Stämmen schließen sich
den Namen Comte du Maisniel erhielt. 1880 ging zu stillem Kranz und hüllen es ein: Wattignies!
es in den Besitz eines reich gewordenen Liller Ein wundervolles Zusammenklingen von Natur
Fabrikanten über, dessen Schwiegersohn, Alfred und Kunst.

Descamps, der heutige Schloßherr ist." Es ist ein köstlicher Reiz von Wattignies,

„Der jetzige Schloßbau stammt aus demjahre daß das Schloß so klein, fast wenig mehr als

1640. Ursprünglich war er von einem breiten ein Landhaus im heutigen Sinne ist. Gemessen

Wassergraben umgeben, dessen Sohle noch jetzt an seinem Maßstab, wächst der Park ins Riesen-

— geschmückt mit kunstvoll angelegten Beeten — große, während in vielen anderen alten Anlagen

drei Seiten des Schlosses umzieht.-----" das Gebäude durch wuchtige Größe fast den

„---Doch nun zum größten Anziehungs- Park erdrückt. Die mächtigen Bäume steigern

punkt der Besitzung, zum Schloßpark! 22,5 Hek- die Wirkung.

tar groß, umgibt er das Schloß wechselweise mit Die Masse geschlossener Pflanzung tritt vom
fast undurchdringlichenBusch-und Baumgruppen Schloß zurück und die uralten Bäume lassen die
und weiten Wiesenflächen, auf denen einsiedler- alten Achsen der Parkanlage erraten, wo sie
artig uralte Bäume ihre Äste bis zur Erde aus- heute landschaftlich erscheint, landschaftlich frei-
breiten. In der unmittelbaren Umgebung des lieh nur durch das Alter, das sie über den Schöpfer-
Schlosses zeigt sich die französische Gartenkunst willen des Gartenkünstlers hinauswachsen ließ,
in mathematisch genau verschlungenen Figuren Einen tiefen Zauber und die Erinnerung an eine
aus mühsam verschnittenen Buchsbaumrabatten. Zeit stolzen Gartenlebens strömen die alten

Gartenkunst Nr. 4, 1916.

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