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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Die Hauptversammlung 1916 der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0126

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Die Hauptversammlung 1916

der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Die zweite Kriegstagung der Deutschen Ge-
sellschaft für Gartenkunst, ihre 28. ordentliche
Hauptversammlung, hat in den Tagen vom
17.— 19. Juni ds. Js. in Cassel stattgefunden.
Sie hat wieder gezeigt, daß infolge der langen
Dauer des Krieges die Daheimgebliebenen mehr
und mehr die unabweisbare Pflicht erkannt
haben, sich die Wahrnehmung allgemeiner Be-
rufsobliegenheiten angelegen sein zu lassen
und daß aus den Umständen, in die uns der
Krieg versetzt hat, eine Reihe von Aufgaben
erwächst, denen man sich auf die Dauer nicht
entziehen kann.

Die Teilnehmerzahl stieg auf über achtzig,
eine Zahl, die überraschend hoch ist, da der
größte Teil derjenigen Mitglieder, die zu anderen
Zeiten tätig an der Erfüllung der Aufgaben der
Gesellschaft mitarbeiten, teils im Heeresdienste
steht, teils durch die Mitwirkung bei den Maß-
nahmen der Nahrungsmittelversorgung in An-
spruch genommen ist. Der Geist, der die Ver-
handlungen beherrschte, war dem Ernst der Zeit
entsprechend auf strenge Sachlichkeit gerichtet,
ohne die gehobene Stimmung vermissen zu lassen,
die heutzutage jede Zusammenkunft deutscher
Männer zu ernstem Tun auszeichnet.

« #

In der Ausschußsitzung am 17. Juni waren
die Vertreter von zwölf Landesgruppen an-
wesend, nur drei Gruppen waren unvertreten.
Aus den Ausschußverhandlungen, soweit sie sich
nicht auf die Vorbesprechung der Gegenstände
der Tagesordnung der öffentlichen und geschlos-
senen Mitgliederversammlung am folgenden
Tage erstreckten, verdienen einige Punkte be-
sonders hervorgehoben zu werden.

Über die Mitwirkung der Gesellschaft
beim Wiederaufbau in Ostpreußen berich-
tete der Vorsitzende, Gartendirektor Kube, Han-
nover, ausführlich, wie es gelungen sei, die maß-
gebenden Persönlichkeiten, insbesondere den
Oberpräsidenten von Batocki, davon zu über-
zeugen, daß es sich bei der angestrebten Mit-
wirkung der Gesellschaft nicht darum handle, die
ostpreußischen Städte mit kunstgärtnerischen
Verschönerungsanlagen zu beglücken, sondern um
die zur Hebung des allgemeinen Kulturstandes und
zum Wohle der Bevölkerung gebotene Förderung
des Obst- und Gartenbaues, Bereitstellung und
Ausgestaltung von Flächen für Spiele und Leibes-
übungen, mit Zurückhaltung geübte Durchsetzung

der wiederaufzubauenden Ortschaften mit Baum-
pflanzungen und anderem Grün, endlich auch
um Maßnahmen zur Hebung des Landschafts-
bildes, Ziele, die neben den großen und dring-
lichen Aufgaben, die in Ostpreußen zu lösen
sind, von vornherein nicht außer Acht gelassen
werden dürfen. Gut gemeinte, aber zum Teil et-
was über das Ziel hinausschießende Bestrebungen
Einzelner, die dem Gartenarchitekten in Ost-
preußen ein aussichtsreiches Feld für berufliche
Betätigung erschließen oder in größerem Maß-
stab Landesverschönerung betreiben wollten,
haben die Absichten der Gesellschaft nicht ge-
fördert; Bestrebungen aus anderen Berufs-
kreisen, die in Verkennung der nächsten Auf-
gaben des Kriegshilfsausschusses an die Behör-
den herangetreten sind, haben diese in mancher
Beziehung stutzig und zurückhaltend gemacht,
sodaß vielleicht mehr als es im allgemeinen er-
wünscht sein mag, der Einfluß der Verwaltungs-
beamten zurzeit den der künstlerischen Berater
überwiegt. Unter diesen Umständen muß man
sich zunächst damit zufrieden geben, daß es ge-
lungen ist, den auf dem fraglichen Gebiet er-
fahrenen Gartendirektor Lesser, Steglitz, als
beratenden Gartenarchitekten für den Kriegs-
hilfs-Ausschuß in Ostpreußen zu gewinnen, und
hoffen, daß nach und nach auch für, über die
dringendsten Notwendigkeiten hinausgehende
Maßnahmen Raum zur Betätigung gewonnen
wird.

Auch Gartendirektor Lesser, der sich über
die ihm als Berater gestellte Aufgabe aussprach,
hielt abwartende Zurückhaltung für geboten, und
Gartenbaudirektor Encke-Cöln, Gartenbaudirek-
tor Hampel-Leipzig und Gartenarchitekt Rein-
hard-Cöln stellten fest, daß der Vorstand in
dieser schwierigen Frage auf dem richtigen Wege
sei und für das, was erreicht worden ist, An-
erkennung verdiene.

Bei der Besprechung des Jahresberichts,
des Kassenbericht es und desVoranschlags
für 1917 kam zum Ausdruck, daß die Mitglieder
mit den Maßnahmen des Vorstandes und der Ge-
schäftsstelle einverstanden sind, die zur Folge
gehabt haben, daß trotz der nicht unbeträchtlichen
Einnahme-Ausfälle während der Kriegszeit die
Lage der Gesellschaft sich gegen die Zeit vor dem
Kriege wesentlich gebessert hat und das Ver-
mögen der Gesellschaft auf über 13 500 Mark
angewachsen ist. Die Vorschläge des Vorstandes
für die wirtschaftliche Gebarung während des

Gartenkunst Nr. 9, 1916.

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