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Hegoffen zu werden. Runde Schleifsteine (Drehsteine) von dieser
Art gewähren den Bortheil, daß sie beim Schleifen einen schwe-
ren Staub geben, welcher niederfällt und sich nicht so in der
Werkstätte verbreitet, wie jener vom Trockenschleifen auf na-
türlichen Sandsteinen. Zur Darstellung großer Drehsteine ist
empfohlen worden, eine eiserne Trommel nur etwa 1 Zoll dick
mit der Schellackmaste zu umkleiden; indessen scheint man sich
doch fast ausschließlich auf kleine, gänzlich aus dieser Maste ge-
bildete Steine beschränke zu haben.
Gegenwärtig sinder die Comvosition von Schmirgel und
Schellack eine ausgedehntere Anwendung dadurch, daß man dar-
aus nickst nur kleine runde Schleifsteine oder Schleifscheiben,
sondern auch gerade feilcnähnlichc Werkzeuge verschiedener Art
herstellt, welche auf Glas, Messing. Eisen, Stabl (weich und
gehärtet) mit bestem Erfolge gebrauch, werden können. Die
Handlung voll Heinrich Spann in Hamburg (große Mi-
chaelisstraße, Nr. 17) hält Borrath von diesen ungemein nütz-
lichen Geräthen und verkauft selbe unter dem Namen Mine-
ralfeilen zu ziemlich billigen Prellen. Da ich ein derartiges
Sortiment angeschafft und hiedurch den Artikel näher kennen
gelernt habe, so halte ick es im Zntereste unserer Glas- wie
Metallarbeiter angemessen, aus denselben ernstlich aufmerksam
zu machen.
Man kann diese Werkzeuge trocken und naß, in manchen
Fällen auch mit Oel, anwenden; sic ersetzen bei Metallarbeit
die gewöhnlichen Schmirgclbölzer und Scbmirgelscheiben, ia
selbst die feinsten stählernen Feilen; auf Glas wirken sie nicht
minder gut nnv schnell, so daß mau mit ihnen beliebig Flächen
mattfcilen, Ränder und Ecken abnehmen, Löcher ausbildeu,
Einschnitte machen kann w.
Was das Material dieser Feilen und Scheiben betrifft, so
besteht es — wie schon erwähnt - aus einer Zusammensetzung
von Schmirgelvulver und Schellack. Dieß läßt schon eine ober-
flächliche Untersuchung leicht erkennen; denn nicht nur entspricht
die dunkel brännlichgraue Farbe, die Härte und Festigkeit der
Masse feuer Voraussetzung, sondern auch das Erweichen der-
selben in einer Lichrflamme und der dabei entschieden hervor-
tretende Schellackgeruch bestätigen dieselbe vollkommen. Als ich
rin Stück der Masse zu Pulver gestoßen mit Weingeist aus-
kochte, blieben von 100 Tbeilen 74') Theile trockenes reines
Schmirgelvulver zurück, und der Weingeist hinterließ beim Ein-
dunsten ein braunes Harz, welches alle Eigenschaften des Schel-
lacks zeigte. Dieses Resultat wurde durch einen Gegenversuch
kontrolirt, indem ich 3 Theile Schmirgel und 1 Theil feinge-
Pulvcrten Schellack innig vermengte, dann vorsichtig erbitzre,
durchknetete, und so eine breiartige, leicht in Formen zu pres-
sende Komposition erbielt, welche nach dem Erkalten hart und
fest war und, gleich der aus Hamburg bezogenen, Stahl und
Glas sehr gut angriff. Das Verhältniß von 3 Theilen Schmir-
gel gegen l Theil Schellack wird wahrscheinlich nicht durchge-
hens streng betzubehalren sein; denn da der Schellack keine wei-
tere Bestimmung hat, als die Schmirgelkörner haltbar zusam-
men zu kitten, jeder Ueberstuß desselben eher schädlich als nütz-

lich ist, so wird man zu grobem Schmirgel etwas weniger
Schellack bedürfen als zu feinem. Sehr fein darf übrigens der
Schmirgel überhaupt nicht sein; es kommt dagegen auf ein
möglichst gleiches Korn desselben wesentlich an. Zn der That
bestand mein Rückstand von der untersuchten Probe aus Körn-
chen von sehr nahe gleicher Größe, welchen nur eine geringe
Menge feinen Staubes bcigemengt war.
(Mittb. des hannov. Gewerbevereins.)

Sparkaffen für Kinder
können namentlich an solchen Orten, wo Kindern Gelegenheit
zum Erwerbe gegeben ist, woblthätig wirken. Im Herzogtbum
Sachsen-Koburg, wo viele Familien mit Holzwaaren-Fabrika-
tion sich nähren, ist kürzlich von dein dortigen Spar- und Hülse-
verein neben der allgemeinen Sparkasse eine Sparkasse für Kin-
der errichtet worden, aus welcher mittelst wöchentlicher Einla-
gen von 3 kr., beziehungsweise i> kr., entweder eine Summe zur
Ausstattung für die Konsirmativn unr> die sofortige Unterbrin-
gung in einer Lehre oder für die spätere Wanderschaft oder
Niederlassung erlangt werden kann. Die Grundzüge der Sta-
tuten sind folgende: Der Sparkasse kann für jedes Kind, wel-
ches das >2. Jahr noch nicht zurückgelegt hat, beigeireten wer-
den; vom 1. April oder I. Okt. des Jahrs, in welchen, der >
Beitritt erfolgt, sind bis 1. April des Jahres, in welchem ein
Kind das 14. Lebensjahr erreicht, wöchentlich 3 kr. eiuzulegen,
worauf mit diesem Tag die in besonderem Tarif vorausbestimmte
Summe an Einlagen und Zinsen erhoben werden kann. Diese
Summe beträgt ,z. B. wenn zur Zeit des Beitritts ein Kind
6 Jahre alt war, 25 fl., war es «), Jahre eilt 20 fl., war
es 10 Jahre alt 12'/, fl.; legten die Eltern von der Geburt
an ein, 47 fl. Es ist gestattet, wöchentlich mehr als 3 kr. bis
zu 1 fl. einzulegen; im Verhältniß der größeren Einlage steigt
sodann der einstige Empfang, so daß z. B. für ein Kind, für
welches vom tt>. Jahr an wöchentlich 12 kr. eingelegt wurden,
nach dessen 14. Jahre 50 fl. ausgefolgt werden. Stirbt ein
Kind, so können entweder die eingezahlten Beiträge ohne Zin-
sen zurückverlangt oder es kann die Einzahlung bis >. April
des Jahrs, in welchem dasselbe das 14. Jahr erreicht hätte,
fortbezahlt werden, um sofort die ganze vorausbestimmte Summe
an Einlagen und Zinsen zu erlangen. Wer früher austreten
will, erhält die Einlagen ohne Zinsen zurück.
Gleiche Bestimmungen gelten auch für Diejenigen, welche
Einlagen machen, um nach zurückgelegtem 18. Lebensjahr eine
Summe zur Ausstattung zu erhalten, nur müssen für dielen
Zweck bis zu diesem Alter wöcheurtich mindestens 0 kr. eingelegt
werden. Für ein Kind, das vom 6. Jahre an wöchentlich t> kr.
einlegte, werden in dessen I!). Lebensjahr 82 fl. zurückgegeben
u. s. f.
Die Sparkasse steht unter der Garantie des allgemeinen
Fonds des Spar- und Hülfsvereins, dem hiefür ein Theil der
Zinsenüberschüffe, aus denen auch die Verwaltungskosten be-
stritten werden, zufälll. (Gewbl. a. Württemb.)

Herausgcgeben von N. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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