Gewerbeblati
mr den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustelliingsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanüalten S kr., Zustelliingsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Zurlwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postervedition, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgcgcngenommen.)
Hl Jahrgang. 18.
Tecknische Bemerkungen über die Lckel-
lackpolitur.
Die Schellackpolitur (Wiener-, Französische Politur)
ist ein wahrer wetngcistigcr S chellackfirntß, dem man
oft noch andere Harze (Mastix, Sandarack) znsetzt, des-
sen Anwendung aber das Eigenthümliche hat, daß er
nicht anfgestrichen, sondern ausqcriebcn wird, weil allein
auf diese Weise ein ganz gleichförmiger, spiegelglatter
Ueberzng dargestellt werden kann. Dieser Firniß gibt ei-
nen weit schöneren und dauerhafteren Glanz als das
Wachs und hat dcßhalb dieses letztere bei feinen Arbei-
ten allgemein verdrängt. Das Poliren mit der Schellack-
auflösung erfordert aber, wenn es vollkommen verrichtet
werden soll, einen geduldigen nnd geschickten Arbeiter.
Zur Bereitung der Politur gibt es verschiedene Vor-
schriften. Am einfachsten verfährt man so, daß 1 Pfd.
Schellack (am Besten von hell orangengelber Sorte), zu
kleinen Stucken zerbrochen, in einer Flasche mit 7 — 8
Pfd. Zkigradigen Weingeistes (spec. Gewicht 0,840 oder
88 Proc. nach Tralles) übergossen und längere Zeit an
einem dem Sonnenscheine ausgesetzten Orte hingestellt
wird. Man erhält so eine trübe Auflösung, welche nicht
filtrirt zn werden braucht, da bei der Anwendung selbst
ein Filtriren stattfindet, wie nachher sich zeigen wird.
6 Pfd. Weingeist, worin 18 Loth Schellack, 1 Loth
Sandarack nnd 1 Loth Mastix (alles von der feinsten
Sorte) mit Hülfe einer gelinden Wärme aufgelöst wer-
den , geben eine sehr gute Politur, dcsgl. 5 Pfd. Wein-
geist, 12 Loth Schellack, 4 Loth Sandarack, 4 Loth
Mastix. Man muß sich nut der Stärke der Politur (d. h.
mit der Menge des Weingeistes im Verhältnis; zu dem
Harzgchalte) in gewissem Grade nach der Beschaffenheit
des Holzes richten. Je poröser das letztere ist, je mehr
es also einsaugt, desto stärker soll die Politur sein, d. h.
F urtwangen, den 27. Angnst 18S4i.
desto weniger Weingeist ist zur Auflösung zu nehmen
Je großer die Menge des Mastix und Sandaracks ge-
gen jene des Schellacks genommen wird, desto weicher
und vergänglicher (der Abnutzung mehr unterworfen)
fällt der durch das Poliren erzeugte Ueberzug des Hol-
zes aus.
Oft wird die Politur gefärbt, namentlich roth (zum
Gebrauche auf Nußbaumholz) durch Zusatz von Orseille
oder Sandelholzspänen, undurchsichtig weiß durch Blei-
weiß, schwarz durch Kienruß; aber niemals kann dieses
Verfahren das etwa nöthige Beitzen des Holzes ersetzen
oder überflüssig machen, weil die Politur eine zu schwache,
daher nicht intensiv genug färbende Decke bildet, auch
die roth gefärbte bald am Lichte ausbleicht und daun die
natürliche unansehnliche Farbe des Holzes sichtbar wird.
Schwarz gebeitztc Gegenstände erhalten ein besonders
schönes Ansehen, wenn man (auf die unten anzugebende
Weise) das Poliren mit Zusatz von Jndig vollendet. Auf
hellfarbigen Holzarten, z. B. Ahorn, ist die eigcnthüm-
liche braune Farbe des Schellacks störend, selbst wenn
man die hellste Sorte dieses Harzes auswählt. Für solche
Fälle leistet daher die Anwendung des gebleichten
Schellacks gute Dienste. Eine bewährte Vorschrift
zur Bereitung der weißen Politur ist folgende: Fet-
ner lichtfarbiger Schellack wird in dem fünffachen Ge-
wichte Weingeist bei gelinder Wärme, und unter öfteren
Umschütteln, aufgelöst. Dann bereitet man Chlorwaffer,
indem man 5 Loth Mennige nnd 2 Loth Kochsalz in
einer gläsernen oder steingutenen Reibschale innig zu-
sammcnreibt, nach und nach 4 Pfund reines Brunnen-
wasser znsetzt, hiermit das Pulver in eine gläserne Flasche
spült und unter öfterem Schütteln in einem dünnen
Strahle 2"z Loth conccntrirte Schwefelsäure (Vitriolöl)
hinzugießt. Nach etwa 24 Stunden ist der schnell nieder-
mr den
Schwarzwald.
(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustelliingsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanüalten S kr., Zustelliingsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Zurlwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Postervedition, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgcgcngenommen.)
Hl Jahrgang. 18.
Tecknische Bemerkungen über die Lckel-
lackpolitur.
Die Schellackpolitur (Wiener-, Französische Politur)
ist ein wahrer wetngcistigcr S chellackfirntß, dem man
oft noch andere Harze (Mastix, Sandarack) znsetzt, des-
sen Anwendung aber das Eigenthümliche hat, daß er
nicht anfgestrichen, sondern ausqcriebcn wird, weil allein
auf diese Weise ein ganz gleichförmiger, spiegelglatter
Ueberzng dargestellt werden kann. Dieser Firniß gibt ei-
nen weit schöneren und dauerhafteren Glanz als das
Wachs und hat dcßhalb dieses letztere bei feinen Arbei-
ten allgemein verdrängt. Das Poliren mit der Schellack-
auflösung erfordert aber, wenn es vollkommen verrichtet
werden soll, einen geduldigen nnd geschickten Arbeiter.
Zur Bereitung der Politur gibt es verschiedene Vor-
schriften. Am einfachsten verfährt man so, daß 1 Pfd.
Schellack (am Besten von hell orangengelber Sorte), zu
kleinen Stucken zerbrochen, in einer Flasche mit 7 — 8
Pfd. Zkigradigen Weingeistes (spec. Gewicht 0,840 oder
88 Proc. nach Tralles) übergossen und längere Zeit an
einem dem Sonnenscheine ausgesetzten Orte hingestellt
wird. Man erhält so eine trübe Auflösung, welche nicht
filtrirt zn werden braucht, da bei der Anwendung selbst
ein Filtriren stattfindet, wie nachher sich zeigen wird.
6 Pfd. Weingeist, worin 18 Loth Schellack, 1 Loth
Sandarack nnd 1 Loth Mastix (alles von der feinsten
Sorte) mit Hülfe einer gelinden Wärme aufgelöst wer-
den , geben eine sehr gute Politur, dcsgl. 5 Pfd. Wein-
geist, 12 Loth Schellack, 4 Loth Sandarack, 4 Loth
Mastix. Man muß sich nut der Stärke der Politur (d. h.
mit der Menge des Weingeistes im Verhältnis; zu dem
Harzgchalte) in gewissem Grade nach der Beschaffenheit
des Holzes richten. Je poröser das letztere ist, je mehr
es also einsaugt, desto stärker soll die Politur sein, d. h.
F urtwangen, den 27. Angnst 18S4i.
desto weniger Weingeist ist zur Auflösung zu nehmen
Je großer die Menge des Mastix und Sandaracks ge-
gen jene des Schellacks genommen wird, desto weicher
und vergänglicher (der Abnutzung mehr unterworfen)
fällt der durch das Poliren erzeugte Ueberzug des Hol-
zes aus.
Oft wird die Politur gefärbt, namentlich roth (zum
Gebrauche auf Nußbaumholz) durch Zusatz von Orseille
oder Sandelholzspänen, undurchsichtig weiß durch Blei-
weiß, schwarz durch Kienruß; aber niemals kann dieses
Verfahren das etwa nöthige Beitzen des Holzes ersetzen
oder überflüssig machen, weil die Politur eine zu schwache,
daher nicht intensiv genug färbende Decke bildet, auch
die roth gefärbte bald am Lichte ausbleicht und daun die
natürliche unansehnliche Farbe des Holzes sichtbar wird.
Schwarz gebeitztc Gegenstände erhalten ein besonders
schönes Ansehen, wenn man (auf die unten anzugebende
Weise) das Poliren mit Zusatz von Jndig vollendet. Auf
hellfarbigen Holzarten, z. B. Ahorn, ist die eigcnthüm-
liche braune Farbe des Schellacks störend, selbst wenn
man die hellste Sorte dieses Harzes auswählt. Für solche
Fälle leistet daher die Anwendung des gebleichten
Schellacks gute Dienste. Eine bewährte Vorschrift
zur Bereitung der weißen Politur ist folgende: Fet-
ner lichtfarbiger Schellack wird in dem fünffachen Ge-
wichte Weingeist bei gelinder Wärme, und unter öfteren
Umschütteln, aufgelöst. Dann bereitet man Chlorwaffer,
indem man 5 Loth Mennige nnd 2 Loth Kochsalz in
einer gläsernen oder steingutenen Reibschale innig zu-
sammcnreibt, nach und nach 4 Pfund reines Brunnen-
wasser znsetzt, hiermit das Pulver in eine gläserne Flasche
spült und unter öfterem Schütteln in einem dünnen
Strahle 2"z Loth conccntrirte Schwefelsäure (Vitriolöl)
hinzugießt. Nach etwa 24 Stunden ist der schnell nieder-