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L

' e w erbeblatt

für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Lage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebiihr der Großh.
Postanstalten g kr., Znstellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedition, auswärts bei allen Postbehvrden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

III. Jahrgang. 12.

Furtwangen, den 4. Juni 1834.

Das Gewerbe der Löffelscdnnede auf dem
Sckwarzwalde.
Zu den bcmerkeuSwcrthen häuslichen Zndustrien, welche
in den stillen Thälcrn des Schwarzwaldes, vom Vater
auf den Sohu vererbt, betrieben werden, gcbört auch
das Gewerbe der Löffelschmicde.
Gegenstand der Löffclsclnniederei sind die bekannten
Blechlöffcl, welche aus Eisen geschmiedet und verzinnt
werden, und deren es ziemlich verschiedene Sorten gibt,
sodann eiserne Küchengeschirrc, wie Schaumlöffel, Schöpf-
löffel, Fleischgabeln, Schäufclchen, Geschirre re.
Es ist uns nicht bekannt geworden, wo im badischen
Schwarzwalde dieses Gewerbe zuerst getrieben wurde.
Gegenwärtig sind es die Orte Hinterzarten und
Steig im Landamt Freiburg und Schon ach nnd
Gremmelsbach im Bezirksamt Tribcrg, in welchen
man Löffelschmiedcn findet. In den erster» Orten ist es
das Geschlecht der „Feser", die das Gewerbe führen,
und deren Vorfahren es da heimisch machten; derzeit
sind es vier gesonderte Geschäfte. In Schon ach begeg-
net man unter 5 Löffclschmicden nnr den Namen „Flei g"
und „Ketterer"; es ist also auch hier in einzelnen
Familien vom Vater auf die Söhne übergegangcn. Her-
mann Feser in Steig hat das bedeutendste Geschäft
in der Fabrikation von Blcchlöffcln, und Peter Feser
in Brndcrhalden (Hinterzarten) macht sehr viel Küchen-
geschirr.
Als Material für diese Fabrikation wird Eisen von
den badischen ärarischen Hüttenwerken verwendet, das
sich seiner großen Weichheit und Zähigkeit wegen dazu
vorzüglich eignet. Die Einrichtungen sind ziemlich einfach.
In Schonach wird noch Alles von Hand geschmiedet,
darum dort nur gewöhnliche Schmiedcwerkstätten und

Apparate znm Verzinnen zu finden sind. Zn Steig und
Hinterzarten ist man darin schon weiter, indem die dor-
tigen Schmiede die auf dem Schwarzwalde so reichlich
vorhandene Kraft des Wassers zur Betreibung von klei-
nen Hammerwerken benützen.
Das größte und bcstcingcrichtete Geschäft bat, wie
schon bemerkt, Hermann Feser in Steig. Er arbeitet
gegenwärtig mit seinem Vater, der noch nicht lange her
ihm das Geschäft übergeben hat, mit zwei Brüdern und
drei Gehülfcn. Diese liefern zusammen etwa 10,000
Dutzend Löffel (Kaffeelöffel, Kindcrlöffel, eigentliche Eß-
löffel) jährlich. Er hat seine Einrichtungen ziemlich ver-
bessert und benützt so viel möglich die Kraft des Wassers,
das ihm 2 Schleifsteine, 2 Fallwerke, 1 Schecre, 5
Schmiedhämmer treibt. Dazu hat er 3 Schmiedefeuer
und einen Verzinnapparat. Sein jährlicher Bedarf an
Eisen beläuft sich ans etwa 100 Ccntncr, der an Zinn
auf etwa 5 Centncr. Sämmtliche Löffelschmiede des
Schwarzwaldcs zusammen mögen 3- bis 400 Centner
Eisen jährlich verarbeiten.
Dieses Gewerbe nährte die damit beschäftigten Fa-
milien früher ganz lohnend; cs hat aber in den letzten
Jahren aus verschiedenen Ursachen gelitten. Der Absatz
geschieht nämlich nicht blos im Inland, sondern auch in
Hessen, Württemberg, Oberbayern und in der Schweiz.
Letzteres Land war der Hauptabnehmer. Durch den eid-
genössischen Zoll wurde der Absatz sehr verkümmert. Mehr
noch aber als die Zollvcrhältniffe wirkte die Konkurrenz
von bedeutenden Fabriken in Frankreich, Sachsen, Schle-
sien re., und dieß um so mehr, als die Schwarzwälder
Löffclschmicde fast auf der gleichen Stufe stehen blieben,
wodurch gleichzeitig die Preise ihrer Waare herabgedrückt
wurden. Zu diesen Mängeln müssen wir noch den rech-
nen, daß der Handel nicht von Kaufleuten, sondern
 
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