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G e w e r b e li l a t t
für ven
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Ührenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedltion, "auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

IH. Jahrgang.

24.

Furtwangen, den 19. Novbr. 183«.

Neber die Apparate zur elektrischen Tele-
graphie.
(A. d. deutschen Gewerbeztg.)
Seitdem die praktische Erfahrung die reellen Vor-
thcile dargethan hat, welche aus der Anwendung des
Elektromagnetismus entstehen, um eine schnelle Mit-
theilung zwischen weit von einander entfernt liegenden
Orten hcrzustellen, haben sich die Physiker Mühe gege-
ben, die Mittheilung und die Vervielfältigung von De-
peschen durch verschiedenartige Apparate zu beschleunigen
und zu erleichtern. Dies ist cs, was alle die elektrischen
Telegraphen in's Leben gerufen hat, deren Anzahl jetzt
so bedeutend ist, daß man ausgedehnte Werke schreiben
müßte, um sie alle zu beschreiben und über ihr Prineip
sowohl, als über die Art, wie sie, arbeiten, Aufschluß
zu geben. Unter den verschiedenen Arbeiten dieser Art,
die zum größten Theil ein tiefes Studium physikalischer
Wissenschaften und der Hülfsmitkel der Mechanik ver-
rathen, haben bisher doch nur sehr wenige einer aus-
gedehnter« praktischen Erfahrung unterworfen werden
können, und es besteht nur eine kleine Anzahl davon,
welche in Thätigkeit gebracht sind und wahrhaft schätzens-
werthc Erfolge geliefert haben. Die englische Elcktrote-
Icgrapheugescllschaft hatte auf der großen Londoner In-
dustrieausstellung eine sehr interessante Sammlung solcher
Apparate nach verschiedenen Systemen aufgestellt, die
vor den Augen des Publikums arbeiteten, doch ohne
daß man deshalb im Stande gewesen wäre, zu ent-
scheiden , welchem dieser Systeme, unter gegebenen Ver-
hältnissen, der Vorzug cingcräumt werden müsse.
Das allgemeine Prineip, nach welchem die elektri-
schen Telegraphen gebaut werden, ist leicht zu verstehen.
Wie immer auch die äußere Form des Apparates sein
mag, so bleibt ein metallischer Leiter, vom Ausgangs-

punkte bis zum Punkte oder den Punkten der Ankunft
gezogen, eine unerläßliche Bedingung. Dieser Leiter be-
steht, wie man weiß, aus einem Metalldrahte, der In
angemessenen Zwischenräumen auf isolirenden Substanzen,
wie Porcellan oder Glas ruhend und in der Luft schwe-
bend sortgeht, oder auch unter der Erde, in Röhren
von Guttapercha fortgeführt wird. Die erste dieser Arten,
den elektrischen Strom zu leiten, ist allgemein in Eng-
land, Frankreich und den Vereinigten Staaten und zum
Theil auch in Deutschland gebräuchlich, die letztere Art
findet man in Preußen, Sachsen und anderen deutschen
Staaten angewendet. Ist nun eine solche metallische Ver-
bindung zwischen zwei von einander entfernt liegenden
Punkten und den Zwischenpunkten hcrgestellt, so kann
man, vermittelst einer Voltaischen Säule oder eines
Magnets, immer einen elektrischen Strom den Draht
entlang unterhalten, und kaizn ihn auf einer oder der
andern Station je nach Wunsch oder Bedürfnis; unter-
brechen und wieder erneuern. Man wird begreifen, daß,
wenn man einmal über einen solchen elektrischen Strom
zu jeder Zeit verfügen, ihn nach Belieben unterbrechen
und wieder erneuern kann, man also auf diese Art eine
wirksame Mitthcilungskraft hcrgestellt hat, nichts weiter
übrig bleibt, als gewisse übereinstimmende Zeichen für
Buchstaben und Worte zu erfinden, um die ganze ge-
wöhnliche Sprache dadurch wiederzngcben. In der That
aber, wie das auf der Abgangsstation Ausgesprochene
dem Auge auf der Aukunftstation versinnlicht wird, wei-
chen die verschiedenen elektrischen Telegraphen von ein-
ander ab.
Der erzeugte Strom kann drei Wirkungen hervor-
bringen. Wenn der Draht, über welchen der Strom
hinläuft, sich in der Nähe einer Magnetnadel vorbeizieht,
so wird diese Nadel, sobald der Strom circulirt, aus
 
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