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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zuftellnngsgebiihr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgcbühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedrtion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen enrgegengenommen.)

III. Jahrgang. Furtwangen, den 21. Mai 183L.

Die Einführung des Schnellerhafpels im
Großherzogthum.
Für die Handspinnerei und Weberei ist der Garn-
haspel eine unentbehrliche Vorrichtung. Einen Haspel
findet man darum auch fast in jeder Haushaltung.
Bisher war es freigestcllt, Haspel von beliebiger Größe
anzuwcndcn und Stränge von beliebiger Große zu
machen. Man hat, um den Werth eines Garns zu be-
stimmen, oder um beiläufig zu überschlagen, wie weit
ein gewisses Quantum Garn zu einer Länge Tuch reiche,
das Gewicht zu Hülfe genommen und dabei den Grad
der Feinheit des Garns so gut als möglich berücksichtigt.
Da aber neben der zuletzt genannten Eigenschaft die
Länge des Garns das Wichtigste ist, indem man nach
der Länge des Fadens den Arbeitslohn und das Aus-
geben beim Weben allein richtig bemessen kann, so fin-
det man in Ländern, wo die Handweberci eine bedeu-
tende Ausdehnung hat, wie z. B. in Württemberg und
Sachsen, den Haspel wie das Ellenmaß ic. gesetzlich nor-
mirt und unter Aufsicht der Polizei gestellt, so daß dort
nur Haspel von einerlei Größe für die in den öffent-
lichen Verkehr kommenden Garne angcwendet werden
dürfen und die Stränge eine bestimmte Anzahl Fäden
haben müssen.
Für die Spinnerin und den Fabrikanten, für die
Hausfrau und den Weber ist es daher eine sehr wesent-
liche Erleichterung, wenn überall im Lande durch gleiche
Fadenlänge der Stränge der bisherigen Unsicherheit im
Handel und Wandel ein Ende gemacht wird.
Zu dem Ende hat das Großh. Ministerium des In-
nern die allmälige Einführung des sogenannten Schnel-
lerhaspels angeordnet und zwar eines Haspels von
solcher Einrichtung, daß er Stränge von 1500 Ellen,
je alle 300 Ellen mit einem Unterbunde, liefert.

Die Großh. Direktion der Uhrenmacherschule wurde
damit beauftragt, Mnsterhaspel unfertigen zu lassen,
nach Berathung mit Sachverständigen den zweckmäßig-
sten zu bestimmen und davon dann eine größere Anzahl
zur Verbreitung im Lande machen zu lassen.
Der nunmehr so bestimmte Schncllerhaspel hat fol-
gende Einrichtung:
Die auf zwei Stützen liegende Haspclwelle trägt 6
Arme mit Querhölzern, auf welche sich bei jeder Um-
drehung ein Faden von genau 3 Ellen Länge aufwickelt.
An dem einen Ende der Welle ist eine Kurbel ange-
bracht, die man rechts herum dreht (links herum läuft
sie leer), das andere Ende hat Triebstäbe, welche in
ein metallenes Räderwerk eingreifen, das die Umdre-
hungen zählt. Alle 100 Umgänge, immer also wenn
300 Ellen Garn anfgchaspelt sind, fällt ein Stift von
einem Federchcn ab, „es schnellt", so daß man dnrch's
Gehör darauf aufmerksam gemacht ist. Weiter ist an der
Außenseite der zweiten Stütze ein Ztffcrblättchcn ange-
bracht, auf welchem ein mit dem Uhrwerk herumgehen-
der Zeiger angibt, wie viel Umdrehungen gemacht wor-
den sind. Man sicht also auch jederzeit, wie viel Fäden
schon aufgehaspelt sind. Da ein Strang aus 5mal hun-
dert Fäden (Umwickelungen von 3 Ellen Länge) bestehen
soll, so hat das Zifferblatt 5 Theilstriche. Wenn man
anfängt aufzuhaspeln, muß der Zeiger gerade aufwärts
stehen; hat man 100 mal gedreht, so kommt der Zei-
ger auf die Zahl 1, die Feder schnellt und man macht
einen Untcrbund; bei weitern 100 Umdrehungen kommt
der Zeiger auf 2, die Feder schnellt wieder, man macht
wieder einen Unterbund und sofort auf 3, 4 und end-
lich auf 5, wo der Zeiger wieder auf feiner alten Stelle
angekommen ist, es schnellt dann außer der 100er Feder
noch eine zweite, um darauf aufmerksam zu machen,
 
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