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Stahl nicht kaltbrüchig, sondern weich. Man erhitzt
hierauf eine kleine Stahlstangc bis sie gclbroth glüht,
und hämmert sie hierauf, bis sie kalt wird. Bekommt
der Stahl auch hier keine Kautcnriffe, so ist er nicht
rothbrüchig und nicht spröde.
Von allen Stahlsorten, Gußstahl ausgenommen, ver-
langt mau, baß sie in freiem Feuer leicht fchweißen. Wird
der Stahl in dieser Schweißhitze gehämmert und erscheint
die Oberfläche nach dem Hämmern voll Riffen durchzogen,
so ist der Stahl rothbrüchig oder warmbrüchig und
nicht zu gebrauchen. Auf eine ähnliche Weise sucht man
einen schweißwarm gemachten Stahl zusammenzubiegen
und zusammenzuschlagcn. Erhält dadurch der Stahl Riffe
an der von außen gebogenen Seite, so ist er gleichfalls
warmbrüä'ig. Auch muß seine Tcrtur wenigstens in
der Art gleichförmig sein, daß die ungleichförmigen Theilc
desselben auf gleiche Weise durch die ganze Masse vcr-
theilt und nicht an einer bestimmten Stelle des Stahl-
stückes zusammcngehäuft vorkommen.
Da sich eine solche Unglcichförmigkeit durch ein ge-
schicktes Hämmern so verstecken läßt, daß man aus sei-
ner Brnchfläche nichts mit Sicherheit schließen kann, so
erhitze mau den zu prüfenden Stahl bis er roscnroth
oder gelbroth glüht, und lasse ihn langsam erkalten.
Man haut ihn dann auf einer Seite mit einem Mciscl
ein und bricht ihn durch einen kurzen raschen Schlag mit
einem schweren Hammer. Erscheinen auf der Brnchfläche
Stessen mit einem gröberen Korn, oder gar zackige fa-
serige Particen, so ist der Stahl schlecht und nur für
die gemeinsten Dinge zu gebrauchen.
Zst das Korn so ziemlich gleichförmig, so schneidet
man sich das Ende einer Stahlstange auf einer Länge
von etwa 4 Zoll ein, gibt ihr rosenrot!) als Hitzegrad,
härtet sie durch Ablöschen, feilt dann eine Seitenfläche
glatt und läßt sic vorsichtig dunkelblau anlaufen. Nach-
dem man zwei aneinander stoßende Seiten des Stabes
polirt hat, vcrräth sich auf der einen Seite die ungleich-
förmige Tcrtur durch mißfarbige, wolkige, faserige Siel-
ten ; auf der angrenzenden Seite machen sich die Lamel-
len sichtbar, aus denen er während des Gerbens zusam-
mengeschweißt wurde. Vorzüglich faserige Stellen deuten
immer auf eine Beimengung von hartem Eisen und ma-
chen ihn für die meisten Arbeiten unanwcudbar.
Man schmiedet hierauf ein glühendes Stahlstäbchen

an einem Ende gegen einige Zoll lang aus, haut es
alle halbe Zoll mit einem Meise! ein, nm nach dem Här-
ten hier die Stücke rein abschlagen zu können und be-
zeichnet jedes Stück mit Punkten, um seine Stelle in
der Reihe zu erkennen.
Dieses so zubereitctc Stählende bringt man dann in
ein in voller Gluth stehendes Feuer, und crbitzt cs, so daß
das äußerste Ende eine gclbrothc Hitze, die andern Punkte
aber, sowie sic weiter von der Wirkung des Windes ent-
fernt sind, eine immer geringere Hitze erhalten. Hierauf
wird die Stange im Wasser abgclöscht und sorgfältig ge-
trocknet. Es ist nun leicht, die Härte der einzelnen Stücke
zu untersuchen, am genauesten zwar mittelst Körpern, de-
ren Härtegrad selbst als Anhaltspunkt dient, wie z. B.
Diamant, Topas, Achat, Feuerstein, Bcrgkrystall, Glas
u. s. w.; für die Praxis jedoch reicht mau mit dem Feuer-
steine, der Feile und deni Grabstichel vollkommen aus.
Nachdem man auf diese Weise nicht allein die Härte,
sondern auch den Hitzgrad mit ziemlicher Genauigkeit aus-
gemittelt hat, in welchem der Stahl seine größte Härte
erhielt, schreitet man zum Abschlagen der einzelnen mit
dem Meisel bezeichneten Theile, um das Korn zu unter-
suchen, das der Stahl in den verschiedenen Hitzgraden
angenommen hat. Beim Abbrechen der einzelnen Stück-
chen verfährt mau wie oben angegeben; aber man spannt
die Stange in einen großen Schraubstock, so daß nur das
abzubrechcndc Stück hervorsteht. Mittelst eines raschen
Hammerschlagö bricht man ein Stück nach dem andern
ab und vergleicht das Korn ihrer Brachflächen neben-
einander. Es wird um so feiner sein, in je geringerer
Hitze sich das Stück befunden hat. Dies zusammen mit
der oben erwähnten Prüfung der Härte der Oberfläche
durch Feuerstein, Feile und Grabstichel wird den besten
Aufschluß über die Güte des Stahls auch in Bezug auf
Härte und Korn geben. (Fürther Gewerbezeitung.)

Technische Notiz.
Bossir-Wachs. Solches bereitet man durch Schmelzen
mit Lerventin, um es weißer und knetbarer zu machen, nebst
etwas Talg, Schweinefett oder Baumöl unv setzt, uni ihm die
natürliche Halbdurchsichtigkcit zu nehmen oder um es der Be-
stimmung gemäß zu färben: Bleiwciß, Zinober, Mennige, Bo-
luS, Kolkothar, Kienruß re. zu. Bei Heller Arbeit nimmt man
weißes, bei dunkler gelbes Wachs. Bearbeitet wird es mit ver-
schieden geformten Griffeln, die des Anklebens wegen mit Was-
ser oder Baumöl befeuchtet werden.

Herausgegcben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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