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Baumwollen- oder altem Seidenzeug sein darf, in fei-
nes Mehl, am besten Puder, bestaubt hiemit leicht die
Oberfläche und nimmt vermittelst des Mehls und Lap-
pens das Fett hinweg, worauf der schönste Glanz er-
folgen wird, welcher, wenn die Arbeit gelungen ist,
alle Tischlerpolitur übertreffen wird.
(Fortsetzung folgt.)

Neber Holzschuke.
Holzschnbe werden im westlichen Frankreich, in Bel-
gien , Holland und Dänemark stark getragen und der
Handel damit ist nicht unbedeutend. In Holland macht
man sic meistens von Lindenholz, in Frankreich von
Kastanien-, Buchen-, Aspen-, Birken-, Erlen- und
Ahornholz; zu Limousin werden jährlich eine halbe Mil-
lion Paar gemacht. Sehr elegante Holzschuhe macht man
jetzt auch in Chemnitz. In Süderwick im Münster'schen
ist eine große Holzschuhfabrik, die ihre Waarc nach
Holland verkauft. Jütland hat 4000 Holzschuhmacher.
Das Tragen der Holzschuhe findet immer mehr jetzt
auch in solchen Gegenden Eingang, in welchen man bis-
her aus Vorurtheil oder falscher Schaam sich dagegen
sträubte, wozu sehr viel beiträgt, daß die Schuhe jetzt
viel bequemer, hübscher und leichter, als früher, und
ganz nach dem Fuße gemacht werden, so daß dieselben
sogar auch zum Uebcrfcldgehcn, bei Arbeiten im Felde
u. dgl. benützt werden können, wobei sie bei schlechter
Witterung den Vortheil bieten, daß sie die Füße gegen
die Feuchtigkeit schützen und warm halten. Auch in der
Londoner Industrie-Ausstellung war der Artikel Holz-
schuhe vielfach vertreten. Die von Frankreich und Bel-
gien dahin gesandten sehr vollständigen Sammlungen der
verschiedenen Sorten und Formen zeigten sehr deutlich,
welch großer Vervollkommnung und Veredlung selbst der
geringste Gegenstand fähig ist. Da waren vom einfach-
sten Holzschnh an die verschiedensten Formen bis zu den
neuesten Pariser Faponen, fein lackirt, und wieder an-
dere zweifarbig lackirt und mit Perlmutterknöpfen ver-
ziert, Tuchschuhe mit Lederbcsetzung vorstellend, in hüb-
scher Ordnung ausgestellt, namentlich zeichneten sich da-
von die des Herrn Eduard Ponseele in Tournay und
des Herrn Dckctelaere in Brügge durch solide und ele-
gante Arbeit aus.

Ein sehr geachteter Guts- und Fabrikbesitzer im Elsaß,
wo das Tragen von Holzschuhcn bei den ärmeren und
mittleren Klaffen sehr verbreitet ist, hat ini Jahre 1851
in der Absicht, dieser in vielen Fällen sehr zweckmäßigen
Fußbekleidung auch in Deutschland mehr Aufnahme zu
geben, auf eigene Kosten in einer ihm befreundeten Ge-
meinde Württembergs Unterricht in der Holzschuhfabri-
kation erthcilen lassen, und es haben sich daselbst Manche
im verflossenen Winter von dem Werth einer warmen
Fußbekleidung überzeugt, welche bisher die Kosten für
eine solche während deS Winters nicht, oder nur durch
Auferlegung sonstiger Entbehrungen auftreiben konnten,
während sic sich solche dießmal mit einer Auslage von
wenigen Batzen verschaffen und damit eine der haupt-
sächlichsten Gesundheitsregcln befolgen konnten. Sv machte
ein Vater von zwei Knaben daselbst, von denen er dem
einen für den Winter Holzschuhc kaufte, während für
den anderen die alten Lederschuhe wieder zugcrichtct
wurden, die Wahrnehmung, daß, während dieser öfteres
Unwohlsein hatte, jener den ganzen Winter über gesund
war, welches Unwohlsein er lediglich der unzureichenden
Fußbekleidung zuschrieb. Daß die Holzschuhe den Fuß
drücken, wie vielfach geglaubt wird, ist nicht der Fall,
indem dieselben ganz nach dem Fuße gemacht werden,
und cs werden dazu in der Regel daun besonders ge-
fertigte, gerippte, dickere Strümpfe getragen, welche den
Fuß vor jedem Druck schützen. Die Holzschuhmacher bil-
den ein besonderes Gewerbe, da zur Fertigung von guten
brauchbaren Holzschuhen Uebung und Erfahrung erfor-
derlich ist, und es darf die Fertigung derselben nicht
wohl als Nebeugeschäft neben einem anderen Gewerbe
betrieben werden, indem auf diese Weise nicht die nö-
thige Fertigkeit erlangt werden kann, und der Unterschied
im Tragen zwischen gut gemachten und schlecht gemach-
ten Holzschuhen so groß ist, daß letztere gar nicht mehr
gekauft werden.
Es werden bereits an anderen Orten Württembergs
Holzschuhe gefertigt, und es steht zu erwarten, daß bei
der Zweckmäßigkeit derselben, und den bequemen und
netten Formen, in denen solche jetzt gemacht werden,
dieselben auch bei uns zu Land Wohl Verbreitung fin-
den.
(Ist bereits cingetreten. Siehe S. 24 unseres Blattes.)
(Gewerbebl. aus Württemb.)

Herausgegebcn von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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