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für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanüalten 9 kr., Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Ührcnniacherschulc oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

III Jahrgang. 17.

Darstellung von Eisenroth als Polirpul-
ver für Glas und Metalle.
(Von Prof. I)r. A. Vogel fun.)
Bekanntlich verwendet man zum Poliren des Glases
und der Metalle rothcs Eisenoxyd sLoloollmr, 6aput
mortuum), welches ans verschiedene Weise, gewöhnlich
durch Glühen von Eisenvitriol, dargestellt wird. Bei je-
der der bisherigen Darstellungsmethoden ist es nothwen-
dig, das Pulver, bevor es angewendct werden kann,
anhaltend zu schlämmen, um die bei einer höheren Tem-
peratur zusammengebackenen Theile von den leichteren,
feineren zu trennen. Die Operation des Schlämmens,
welche an und für sich schon eine höchst zeitraubende
Arbeit ist, gewährt indeß, wenn sie auch noch so lange
fortgesetzt wird, niemals eine absolute Sicherheit, und
es tritt nickt selten der Fall ein, daß eine Arbeit von
Wochen durch einige, ungeachtet langen Waschens, in dem
Polirpulver zurückgebliebene gröbere Partikel vernichtet
wird. So kömmt es denn auch, daß dieses an sich werth-
lose Präparat zu sehr hohen Preisen gekauft wird; wäh-
rend das gewöhnliche Eisenoxyd 6 kr. per Pfd. kostet,
wird für das geschlämmte 16 kr. per Loth gegeben.
Diese Umstände haben mich veranlaßt, ein neues
Verfahren zur Darstellung von Eisenroth (Stahlroth)
aufzusuchcn.
Durch zahlreiche Versuche bin ich zu dem Resultat
gelangt, daß das kleesaure Eisenoxydul sehr geeig-
net ist zur Gewinnung eines allen Bedingungen entspre-
chenden Colcothars. Dieses Salz gibt, wenn es unter
Abschluß der Luft erhitzt wird, pyrophorisches Eisen, d. h.
nietallisches Eisen von so feiner Verthcilung, daß cs an
die Atmosphäre gebracht mit dem Sauerstoff unter Er-
glühen zu Eisenoxyd sich verbindet. Erwärmt man klee-
saurcs Eiscnoxydul auf einem Platinblech über der Wein-

Furtwange«, den 13. Augnst 183«.

geistlampe, so geht die Zersetzung in Eisenoxyd sehr rasch
vor sich. Dabei findet eine bedeutende Raumvcrmehrung
statt, indem sich Kohlensäure und Kohlenorydgas ent-
wickelt, wodurch das Präparat aus einander getrieben,
endlich noch durch die Absorption von Sauerstoffgas um
das Doppelte vermehrt und somit in das feinste Pulver
verwandelt wird. Wir haben also hier durch die Ent-
wickelung und Absorption von Gasarten eine Methode,
um die möglichst große Bertheilnng zu bewirken, so daß
gleichsam, wenn man so sagen dars, Atom von Atom
getrennt neben einander liegen.
Im Allgemeinen besteht die Darstellung des Colco-
thars nach meiner Methode in Folgendem. Eisenvitriol
wird in kochendem Wasser gelöst und dann so weit mit
Wasser verdünnt, daß nach dem Erkalten keine Krystal-
lisation mehr stattfindet. Der filtrirten Losung setzt man
so lange concentrirte Kleesäureauflösung hinzu, bis kein
gelber Niederschlag mehr entsteht. Statt der Kleesäure
kann auch Kleesalz oder kleesaures Ammon genommen
werden, deren Anwendung aber ein längeres Waschen
des Niederschlages erfordert. Das auf diese Weise her-
gestellte kleesaure Eiscnoxydul läßt sich auf einem doppelt
zusammengelegten Leintuch mit kaltem oder warmem Was-
ser sehr schnell auswaschen, bis die ablaufende Flüssig-
keit nicht mehr sauer reagirt. Da die Kleesäure weit
theurer ist, als der Eisenvitriol, so bedarf cs kaum der
Erwähnung, daß es vortheilhafter ist, das Eisensalz
nicht gänzlich zu fällen, um einen Verlust an Kleesäure
zu vermeiden.
Das kleesaure Eisenoxyd«! wird nun, nachdem es
durch Ausdrücken im halbtrockenen Zustande sich befindet,
auf einem Eisenblech mit aufgezogenen Rändern oder in
einem Metallkcssel über sehr mäßigem Kohlenfcuer, auf
einer Ofenplatte oder über der Weingeistlampe erhitzt.
 
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