van den Planken und Com, ans
bewahrt langer als ein halbes Jahrhundert eine außerordentliche Anziehungskraft, die
Serie trug in noch weit höherem Maße als die Artemisiareihe zum Ruhme des neuen Unter-
nehmens bei. Es erscheint fraglich, ob die Manufaktur des Pariser Jesuitenhauses, die
seit 1597 unter Dubreuils Leitung stand, sich bereits mit der prächtigen, von lebhaftem
Schwung getragenen Folge befaßte. Die uns überlieferten Serien entstammen sämtlich
den Comans-van den Plankenschen Ateliers.
Die Folge der Artemis nach Toussaint-Dubreil (Du Breuil) umfaßt zehn Motive in
besonders für die Reihe geschaffenen typischen Bordürenlösungen. Die Wiener Serie
(Tafel 46 und farbige Tafel) beginnt mit der zweiten Episode des Zyklus, mit der
Bestrafung der lykischen Bauern (H. 4,10 m, L. 4,40 m). Ein grober Tölpel zerrt die
Göttliche am Gewände, Diana und Apollo, die jüngst geborenen Zwillingskinder,
kauern neben der Mutter. In den Lüften schwebt die zürnende Hera, die Verfolgerin
Latonens. Die rohen Burschen springen in die klare Flut, das Wasser zu trüben.
„Nun so lebt ewig im Sumpfe" spricht zürnend die Göttin, die Bauern wandeln sich
in Frösche; entsprechend bringt das Camafeu der unteren Medaillons den Frösche ver-
speisenden Storch. In dem nun folgenden Motive (II. 4,15 m, L. 7,25 m), dem
größten Stück der Folge, erfleht Diana zu Füßen des thronenden Jupiter die Gabe
ewiger Jungfräulichkeit — die gewundenen Säulen des Saales erinnern stark an die
Heilung des Gichtbrüchigen, eine Episode aus den „Taten der Apostel" nach den
Raffaelschen Entwürfen, die Du Breuil augenscheinlich als Muster vorschwebten. Die
Lösung wirkt etwas gezwungen, Meister Toussaint weiß nicht recht die riesenhafte
Fläche zu meistern; die Stufen des Hochsitzes treten allzu klobig in Erscheinung;
die Anordnung der Gruppen ist nicht sonderlich glücklich, prächtig wirkt die Gestalt
des gerüsteten Mars im eifrigen Gespräche mit seiner Buhlin Venus, Spott leuchtet aus
seinen Mienen. Im Medaillon erlegt Apollo den Drachen Python. Wesentlich glück-
licher in der Anordnung der Figuren dünkt mich das vierte Bild (H. 4,15 m, L. 3,75 m,
Akb. 46), die Lästerung Niobes. Im Medaillon heischt Latona von ihren Kindern die
Bestrafung der Frevlerin. Die todbringenden Pfeile entschwirren dem Bogen Dianas
und Apollos (vierter Teppich, fünfte Episode, II. 4,15 m, L. 5,40 m), umsonst suchen
die Söhne und Töchter Niobes Rettung in der Flucht. Der Maler hält sich ziemlich
genau an Ovid, sein literarisches Vorbild (50). Der Fabel des Orion ist der fünfte
Behang, das sechste Bild (H. 4,15 m, L. 4,65 m), gewidmet. Artemis tötet den böoti-
schen Jäger, dem die Götter zürnen. Apollo weist mit der Hand auf den Tod-
geweihten. Im Vordergrunde lagert die Jagdgöttin mit ihren Nymphen, im Medaillon
beweinen Freunde und Freundinnen den Gefallenen. Als Gegenstück erscheint das
Ende Chiones (51) (II. 4,15 m, L. 3,20 m); wehklagend beugen sich die Söhne Philammon
und Antolycus über den zuckenden Leib. Im Hintergrunde stürzt sich Daidalion,
der Vater, verzweifelt in die See, Merkur wandelt ihn in einen Habicht, das Medaillon
zeigt Hermes und Chione. König Minos verfolgt im siebenten Teppich, achte
Episode (II. 4,13 m, L. 3,65 m, farbige Abbildung), die Nymphe Britomartis, die ihr
Heil in den Fluten sucht. Das Medaillon bringt die Entdeckung des Fehltrittes
der Kallisto. Der letzte Behang (9. Motiv, H. 4,20 m, L. 4,60 m) schildert den
Frevel der ungebärdigen Söhne des Aloeus, des Otos und Ephialtes, die sich in niedriger
Liebe der Göttlichen zu nahen wagen; Artemis weist entrüstet den Antrag zurück.
Die Camai'euszene — Tötung eines Ungeheuers — spielt auf die Bestrafung der beiden
Übermütigen an. Die gleiche Episode findet sich in der Artemisfolge im Wandteppich-
saal des Palazzo Reale zu Genua (Abb. 47), die übrigens auch die Lästerung Niobes
vor dem Altare Latonas (in zwei Versionen) und die jagende Diana — das schmale
zehnte Motiv — enthält (Abb. 48). Die Fassung ist von der Wiener Serie wesentlich
verschieden. Die Signaturen nennen Franz van den Planken und Filips de Maecht
als Wirker.
Die Madrider Serie, wie die Wiener Folge reich in Gold, Silber, Seide und Wolle
gewirkt, zeigt eine Bordüre, die an Größe, wenn auch nicht an Feinheit die öster-
reichische Reihe übertrifft (Abb. 49). Die vier Ecken füllen Figuren in Grisailletechnik,
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bewahrt langer als ein halbes Jahrhundert eine außerordentliche Anziehungskraft, die
Serie trug in noch weit höherem Maße als die Artemisiareihe zum Ruhme des neuen Unter-
nehmens bei. Es erscheint fraglich, ob die Manufaktur des Pariser Jesuitenhauses, die
seit 1597 unter Dubreuils Leitung stand, sich bereits mit der prächtigen, von lebhaftem
Schwung getragenen Folge befaßte. Die uns überlieferten Serien entstammen sämtlich
den Comans-van den Plankenschen Ateliers.
Die Folge der Artemis nach Toussaint-Dubreil (Du Breuil) umfaßt zehn Motive in
besonders für die Reihe geschaffenen typischen Bordürenlösungen. Die Wiener Serie
(Tafel 46 und farbige Tafel) beginnt mit der zweiten Episode des Zyklus, mit der
Bestrafung der lykischen Bauern (H. 4,10 m, L. 4,40 m). Ein grober Tölpel zerrt die
Göttliche am Gewände, Diana und Apollo, die jüngst geborenen Zwillingskinder,
kauern neben der Mutter. In den Lüften schwebt die zürnende Hera, die Verfolgerin
Latonens. Die rohen Burschen springen in die klare Flut, das Wasser zu trüben.
„Nun so lebt ewig im Sumpfe" spricht zürnend die Göttin, die Bauern wandeln sich
in Frösche; entsprechend bringt das Camafeu der unteren Medaillons den Frösche ver-
speisenden Storch. In dem nun folgenden Motive (II. 4,15 m, L. 7,25 m), dem
größten Stück der Folge, erfleht Diana zu Füßen des thronenden Jupiter die Gabe
ewiger Jungfräulichkeit — die gewundenen Säulen des Saales erinnern stark an die
Heilung des Gichtbrüchigen, eine Episode aus den „Taten der Apostel" nach den
Raffaelschen Entwürfen, die Du Breuil augenscheinlich als Muster vorschwebten. Die
Lösung wirkt etwas gezwungen, Meister Toussaint weiß nicht recht die riesenhafte
Fläche zu meistern; die Stufen des Hochsitzes treten allzu klobig in Erscheinung;
die Anordnung der Gruppen ist nicht sonderlich glücklich, prächtig wirkt die Gestalt
des gerüsteten Mars im eifrigen Gespräche mit seiner Buhlin Venus, Spott leuchtet aus
seinen Mienen. Im Medaillon erlegt Apollo den Drachen Python. Wesentlich glück-
licher in der Anordnung der Figuren dünkt mich das vierte Bild (H. 4,15 m, L. 3,75 m,
Akb. 46), die Lästerung Niobes. Im Medaillon heischt Latona von ihren Kindern die
Bestrafung der Frevlerin. Die todbringenden Pfeile entschwirren dem Bogen Dianas
und Apollos (vierter Teppich, fünfte Episode, II. 4,15 m, L. 5,40 m), umsonst suchen
die Söhne und Töchter Niobes Rettung in der Flucht. Der Maler hält sich ziemlich
genau an Ovid, sein literarisches Vorbild (50). Der Fabel des Orion ist der fünfte
Behang, das sechste Bild (H. 4,15 m, L. 4,65 m), gewidmet. Artemis tötet den böoti-
schen Jäger, dem die Götter zürnen. Apollo weist mit der Hand auf den Tod-
geweihten. Im Vordergrunde lagert die Jagdgöttin mit ihren Nymphen, im Medaillon
beweinen Freunde und Freundinnen den Gefallenen. Als Gegenstück erscheint das
Ende Chiones (51) (II. 4,15 m, L. 3,20 m); wehklagend beugen sich die Söhne Philammon
und Antolycus über den zuckenden Leib. Im Hintergrunde stürzt sich Daidalion,
der Vater, verzweifelt in die See, Merkur wandelt ihn in einen Habicht, das Medaillon
zeigt Hermes und Chione. König Minos verfolgt im siebenten Teppich, achte
Episode (II. 4,13 m, L. 3,65 m, farbige Abbildung), die Nymphe Britomartis, die ihr
Heil in den Fluten sucht. Das Medaillon bringt die Entdeckung des Fehltrittes
der Kallisto. Der letzte Behang (9. Motiv, H. 4,20 m, L. 4,60 m) schildert den
Frevel der ungebärdigen Söhne des Aloeus, des Otos und Ephialtes, die sich in niedriger
Liebe der Göttlichen zu nahen wagen; Artemis weist entrüstet den Antrag zurück.
Die Camai'euszene — Tötung eines Ungeheuers — spielt auf die Bestrafung der beiden
Übermütigen an. Die gleiche Episode findet sich in der Artemisfolge im Wandteppich-
saal des Palazzo Reale zu Genua (Abb. 47), die übrigens auch die Lästerung Niobes
vor dem Altare Latonas (in zwei Versionen) und die jagende Diana — das schmale
zehnte Motiv — enthält (Abb. 48). Die Fassung ist von der Wiener Serie wesentlich
verschieden. Die Signaturen nennen Franz van den Planken und Filips de Maecht
als Wirker.
Die Madrider Serie, wie die Wiener Folge reich in Gold, Silber, Seide und Wolle
gewirkt, zeigt eine Bordüre, die an Größe, wenn auch nicht an Feinheit die öster-
reichische Reihe übertrifft (Abb. 49). Die vier Ecken füllen Figuren in Grisailletechnik,
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