van den Planken und Comans
oben erscheinen geflügelte Genien, in den Händen Siegeskranz und brennende Fackel,
unten gefesselte Faune. In der Mitte der Hauptleiste prangt ein von vier Putten flan-
kiertes doppeltes Wappenschild, das Monzö und Cantön (52) dem Pedro Alvarez de
Toledo y Osorio y Colonna, dem fünften Marquis von Villafranca, Herzog von Fer-
nandina zusprechen. Die Bordüre zeigt ein seltsames Gemisch der verschiedensten
Fassungen aus dem van den Planken-Comansschen Atelier. In der oberen Leiste finden
wir die Ranken der Artemisiaserien, die untere Bordüre verarbeitet mit gewissen Ab-
weichungen den architektonischen Fries der Pastor-Fido-Reihe, die Mitten der seit-
lichen Fassungen deckt die langgezogene Kartusche der Wiener Artemisfolge, jedoch
mit dem Unterschiede, daß an Stelle des Hirschkopfes ein, von den beiden winzigen
Putten aus den „Jagden König Franz I." begleitetes Camaieu erscheint. Auch die Bild-
darstellungen weisen gewisse Abwandlungen gegenüber der edleren Wiener Serie
auf. Die das Wasser trübenden lykischen Bauern, die in dem österreichischen Behänge
menschliche Gestalt besitzen, haben sich in dem Madrider Teppich zu riesenhaften
Fröschen gewandelt, selbst der Hintergrund ist nicht der gleiche; der altfranzösische
Landsitz fügt sich etwas eigenartig der mythologischen Szene ein (H. 4,53 m, L. 5,15 m).
Wiederum finden wir als Signatur das Monogramm der „boutique d'or" (53). Die
Madrider Folge dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach um 1618 entstanden sein, zu der
Zeit, als Don Pedro Statthalter des Mailänder Gebietes wird. Der nächste Teppich
(3. Episode, H. 4,52 m, L. 7,46 m) — Artemis in der Halle der Götter — deckt sich
bis auf die abgewandelte Rückbühne mit dem Wiener Exemplar. Das gleiche gilt
von dem Frevel am Altare Latonas (4. Episode, H. 4,67 m, Br. 4,06 m) — charakteristi-
scherweise erscheint im Hintergründe die See anstatt der Tempelbautcn und des
Baumschlages; der Besteller aus dem Hause Toledo war Kapitän der Galeeren von
Neapel —; dem Tode der Kinder Niobes (5. Motiv, H. 4,64 m, Br. 5,60 m), und dem
Ende Orions (6. Bild, H. 4,62 m, L. 5,22 m) folgt die Werbung des Otos (9. Episode,
H. 4,62 m, L. 5,15). Der siebente, in Wirklichkeit der erste Teppich der Folge (H. 4,62m,
L. 5,42 m, Abb. 49), schildert in etwas naiver Auffassung die Geburt der Zwillinge
Apollo und Diana. Der achte Behang (10. Motiv, IL 5,13 m, L. 2,57 m), ein Zwischen-
fensterstück, dem die obere Bordüre fehlt, zeigt die mit ihrer Meute streifende jung-
fräuliche Göttin. Die Bordüre deckt sich nicht ganz mit der Fassung der übrigen
Behänge. Die untere Kartusche hat eine Wandlung erfahren, die Seitenleisten zeigen
üppige Fruchtgehänge, aus den langgezogenen Schildern in den Mitten ist ein schmales
Gebilde geworden; Putten flankieren den Kopf einer Bracke mit dem umgehängten
Jagdhorn.
Der französische Staatsbesitz verzeichnet, dank der erfolgreichen Einäscherungswut
der Pariser Freiheitshelden, nur noch eine einzige golddurchwirkte Dianenserie von
acht Behängen, die Nr. 22 des Kroninventars von 1684 entspricht; die Bordüre deckt
sich mit der Fassung der Wiener Reihe. Die Folge beginnt mit der Verwandlung
der Bauern, die teilweise bereits die Metamorphose erlitten haben (H. 3,96m, L.4,19 m);
die Signatur zeigt, wie auch die der übrigen Behänge, die beiden aus F M und T II
(Hans Taye, Tay er) zusammengestellten Wirkermonogramme. Es folgen: 2. «Diana
fleht vor Jupiters Thron" (H. 3,98 m, L. 7,01 in)— der Behang trägt die Ordnungs-
nummer 2, die Geburt der Kinder Latonas gehörte demnach nicht zu dem Bestände
dieser Folge —, 3. die Lästerung Niobes (II. 3,98 m, L. 3,57 m), 4. der Tod der
Kinder der Frevlerin (II. 3,93 m, L. 5,29 m), 5. das Ende des Orion (II. 3,96 m, L. 4,32 m),
6. die Bestrafung der Chione (H. 3,93 in, L. 3,00 m), 7. die Nymphe Britomartis
(II. 3,93 m, L. 3,63 m), 8. Otos und Ephialtes (H. 3,94 m, L. 4,26 m). In der ursprüng-
lichen Fassung der golddurchwirkten, für den König bestimmten Folgen, scheint kein
Behang auf uns gekommen zu sein. Die prächtigste der fiskalischen Serien — Nr. 17
des Kroninventars — ging zum Teil bereits bei dem Brande der Galerie des Roys de
France im Louvre zu Grunde. Sie trug die gleiche Bordüre wie die 1797 eingeäscherte
Reihe Nr. 18. Der Spätzeit der Ateliers dürfte die gleichfalls verloren gegangene
Serie Nr. 13 angehören: „Diane . . . fabrique de Paris, dessein de Du Breuil, ä
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oben erscheinen geflügelte Genien, in den Händen Siegeskranz und brennende Fackel,
unten gefesselte Faune. In der Mitte der Hauptleiste prangt ein von vier Putten flan-
kiertes doppeltes Wappenschild, das Monzö und Cantön (52) dem Pedro Alvarez de
Toledo y Osorio y Colonna, dem fünften Marquis von Villafranca, Herzog von Fer-
nandina zusprechen. Die Bordüre zeigt ein seltsames Gemisch der verschiedensten
Fassungen aus dem van den Planken-Comansschen Atelier. In der oberen Leiste finden
wir die Ranken der Artemisiaserien, die untere Bordüre verarbeitet mit gewissen Ab-
weichungen den architektonischen Fries der Pastor-Fido-Reihe, die Mitten der seit-
lichen Fassungen deckt die langgezogene Kartusche der Wiener Artemisfolge, jedoch
mit dem Unterschiede, daß an Stelle des Hirschkopfes ein, von den beiden winzigen
Putten aus den „Jagden König Franz I." begleitetes Camaieu erscheint. Auch die Bild-
darstellungen weisen gewisse Abwandlungen gegenüber der edleren Wiener Serie
auf. Die das Wasser trübenden lykischen Bauern, die in dem österreichischen Behänge
menschliche Gestalt besitzen, haben sich in dem Madrider Teppich zu riesenhaften
Fröschen gewandelt, selbst der Hintergrund ist nicht der gleiche; der altfranzösische
Landsitz fügt sich etwas eigenartig der mythologischen Szene ein (H. 4,53 m, L. 5,15 m).
Wiederum finden wir als Signatur das Monogramm der „boutique d'or" (53). Die
Madrider Folge dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach um 1618 entstanden sein, zu der
Zeit, als Don Pedro Statthalter des Mailänder Gebietes wird. Der nächste Teppich
(3. Episode, H. 4,52 m, L. 7,46 m) — Artemis in der Halle der Götter — deckt sich
bis auf die abgewandelte Rückbühne mit dem Wiener Exemplar. Das gleiche gilt
von dem Frevel am Altare Latonas (4. Episode, H. 4,67 m, Br. 4,06 m) — charakteristi-
scherweise erscheint im Hintergründe die See anstatt der Tempelbautcn und des
Baumschlages; der Besteller aus dem Hause Toledo war Kapitän der Galeeren von
Neapel —; dem Tode der Kinder Niobes (5. Motiv, H. 4,64 m, Br. 5,60 m), und dem
Ende Orions (6. Bild, H. 4,62 m, L. 5,22 m) folgt die Werbung des Otos (9. Episode,
H. 4,62 m, L. 5,15). Der siebente, in Wirklichkeit der erste Teppich der Folge (H. 4,62m,
L. 5,42 m, Abb. 49), schildert in etwas naiver Auffassung die Geburt der Zwillinge
Apollo und Diana. Der achte Behang (10. Motiv, IL 5,13 m, L. 2,57 m), ein Zwischen-
fensterstück, dem die obere Bordüre fehlt, zeigt die mit ihrer Meute streifende jung-
fräuliche Göttin. Die Bordüre deckt sich nicht ganz mit der Fassung der übrigen
Behänge. Die untere Kartusche hat eine Wandlung erfahren, die Seitenleisten zeigen
üppige Fruchtgehänge, aus den langgezogenen Schildern in den Mitten ist ein schmales
Gebilde geworden; Putten flankieren den Kopf einer Bracke mit dem umgehängten
Jagdhorn.
Der französische Staatsbesitz verzeichnet, dank der erfolgreichen Einäscherungswut
der Pariser Freiheitshelden, nur noch eine einzige golddurchwirkte Dianenserie von
acht Behängen, die Nr. 22 des Kroninventars von 1684 entspricht; die Bordüre deckt
sich mit der Fassung der Wiener Reihe. Die Folge beginnt mit der Verwandlung
der Bauern, die teilweise bereits die Metamorphose erlitten haben (H. 3,96m, L.4,19 m);
die Signatur zeigt, wie auch die der übrigen Behänge, die beiden aus F M und T II
(Hans Taye, Tay er) zusammengestellten Wirkermonogramme. Es folgen: 2. «Diana
fleht vor Jupiters Thron" (H. 3,98 m, L. 7,01 in)— der Behang trägt die Ordnungs-
nummer 2, die Geburt der Kinder Latonas gehörte demnach nicht zu dem Bestände
dieser Folge —, 3. die Lästerung Niobes (II. 3,98 m, L. 3,57 m), 4. der Tod der
Kinder der Frevlerin (II. 3,93 m, L. 5,29 m), 5. das Ende des Orion (II. 3,96 m, L. 4,32 m),
6. die Bestrafung der Chione (H. 3,93 in, L. 3,00 m), 7. die Nymphe Britomartis
(II. 3,93 m, L. 3,63 m), 8. Otos und Ephialtes (H. 3,94 m, L. 4,26 m). In der ursprüng-
lichen Fassung der golddurchwirkten, für den König bestimmten Folgen, scheint kein
Behang auf uns gekommen zu sein. Die prächtigste der fiskalischen Serien — Nr. 17
des Kroninventars — ging zum Teil bereits bei dem Brande der Galerie des Roys de
France im Louvre zu Grunde. Sie trug die gleiche Bordüre wie die 1797 eingeäscherte
Reihe Nr. 18. Der Spätzeit der Ateliers dürfte die gleichfalls verloren gegangene
Serie Nr. 13 angehören: „Diane . . . fabrique de Paris, dessein de Du Breuil, ä
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