Gobelins
Eine noch frühere bordürenlose Privatfolge, 1806 von Napoleon I. dem Kronprinzen
von Bayern als Geschenk überwiesen — Angelikas Hochzeit, Neilson ex. 1762, Armides
Ohnmacht, Renauds Schlummer (Neilson Lilie G6X), Zerstörung des Palastes (s. färb.
Abbildung) — verzeichnet das Residenzmuseum zu München.
5. Szenen aus Oper, Tragödie und Komödie nach Charles Coypel.
Die Entstehung der „Seenes d'Opöra, de Tragödie et de Comödie" geht auf das
Jahr 1747 zurück. Gelegentlich der Vermahlung des Dauphins mit Maria Josepha von
Sachsen erhält Charles Coypel den Auftrag, eine Serie für die Dresdener Gemächer
der Königin von Polen aus vier Motiven zusammenzustellen. Coypel bringt als erstes
Bild «die von Amor verlassene Psyche", in Anlehnung an das bekannte Psyche-Ballett
Molieres, unter Verwertung der von ihm bereits 1726 veranlaßten Stichfolge (F. Joullain)
„Suite d'Estampes des principaux Sujets des Comedies de Moliere".
Die Legende der Kartusche kündet:
La Psichö
de Moliere
Acte IV
Scene III.
Im gleichen Jahre (1748) stellt Charles Coypel den zweiten Karton zur Verfügung,
eine Episode aus Racines Bajazet. Die Handlung vollzieht sich im königlichen Palaste,
Säulen und Draperien dienen als dekorative Beigaben. Atalide, in Händen den ihr
von Roxane überreichten Brief mit der Aufschrift Amurat ä Roxane, sinkt ohnmächtig
in die Arme Zatimes, Roxane steht Antwort heischend vor der Gegnerin.
1749 entsteht das dritte Motiv nach P. Corneilles Rodogune (V. Akt). Kleopatra hat
die für Antiochusund Rodogune bestimmte Giftschale geleert. Die Palastfrauen drän-
gen sich um die Herrin, ein militärischer Führer naht sich dem Antiochus.
Der vierte Karton, Quinaults Alceste entnommen, entstammt dem Jahre 1750*. Herakles
übergibt die aus der Unterwelt zurückgeführte Alceste ihrem Gatten Admete (Abb. 154).
Die ursprüngliche Serie wird durch fünf weitere Motive ergänzt. Es folgt als fünfte
Episode eine Szene aus Racines Athalie, 1764 von Belle nach dem Coypel'schen Ent-
würfe (1747) erheblich erweitert. Die thronende Athalie richtet ihre Fragen an den
jungen Eliacin, mit allzu theatralischer Gebärde blickt der weiß gekleidete Knabe
gen Himmel; Krieger, Frauen und Kinder bilden die Personenstaffage.
Der sechste Karton — der schlummernde Renaud — ist unmittelbar dem Mittel-
stücke des uns bereits bekannten Behanges der Fragments d'Opöra entlehnt. Die Belle-
sche Kopie (1764) ändert den Vorwurf nur insoweit, um die Einfügung des Bildes in
das Ovalformat der neuen Rahmung zu ermöglichen.
In der gleichen, etwas gedankenlosen Weise verwendet Charles Coypel vön neuem
die „in Ohnmacht sinkende Armide" für die siebente Patrone.
Die achte Vorlage, „Psyche am Lager Amors", stammt von C. Belle (1767). Der
letzte Behang „Roland oder die Hochzeit Angelikas" stellt eine in verschiedenen Ein-
zelheiten abgeänderte Teilkopie der linken Seite des uns bekannten umfangreichen
Teppichs der Fragments d'Opöra dar. Den Hintergrund schließt eine figürliche,
nischenförmig von einer Art Rustikabau umrahmte Brunnenanlage.
Der Hanptwert der Reihe liegt weniger in den nicht allzu bedeutsamen Bilddar-
stellungen, als vielmehr in erster Linie in der dekorativ glücklich gelösten Fassung,
die ähnlich der Don Quijoiefolge die Episoden stark in den Hintergrund treten läßt
(Abb. 154). Die Rahmung ist auf die Größe der Motive eingestellt und dementsprechend
in drei Arten variiert. Die erste für den Dauphin und die Dauphine bestimmte Serie
zeigt als oberes Mittelmotiv die gekrönten Wappenschilder des hohen Paares; in den
drei späteren Reihen erscheinen die Lilien Frankreichs, um schließlich einem strahlen-
umflossenen, von einem Lorbeerkranz gerahmten Haupte (Apollo?) zu weichen, das
als Gegenstück nicht den Inschriftensockel, sondern eine Kartusche — Frauenkopf von
167
Eine noch frühere bordürenlose Privatfolge, 1806 von Napoleon I. dem Kronprinzen
von Bayern als Geschenk überwiesen — Angelikas Hochzeit, Neilson ex. 1762, Armides
Ohnmacht, Renauds Schlummer (Neilson Lilie G6X), Zerstörung des Palastes (s. färb.
Abbildung) — verzeichnet das Residenzmuseum zu München.
5. Szenen aus Oper, Tragödie und Komödie nach Charles Coypel.
Die Entstehung der „Seenes d'Opöra, de Tragödie et de Comödie" geht auf das
Jahr 1747 zurück. Gelegentlich der Vermahlung des Dauphins mit Maria Josepha von
Sachsen erhält Charles Coypel den Auftrag, eine Serie für die Dresdener Gemächer
der Königin von Polen aus vier Motiven zusammenzustellen. Coypel bringt als erstes
Bild «die von Amor verlassene Psyche", in Anlehnung an das bekannte Psyche-Ballett
Molieres, unter Verwertung der von ihm bereits 1726 veranlaßten Stichfolge (F. Joullain)
„Suite d'Estampes des principaux Sujets des Comedies de Moliere".
Die Legende der Kartusche kündet:
La Psichö
de Moliere
Acte IV
Scene III.
Im gleichen Jahre (1748) stellt Charles Coypel den zweiten Karton zur Verfügung,
eine Episode aus Racines Bajazet. Die Handlung vollzieht sich im königlichen Palaste,
Säulen und Draperien dienen als dekorative Beigaben. Atalide, in Händen den ihr
von Roxane überreichten Brief mit der Aufschrift Amurat ä Roxane, sinkt ohnmächtig
in die Arme Zatimes, Roxane steht Antwort heischend vor der Gegnerin.
1749 entsteht das dritte Motiv nach P. Corneilles Rodogune (V. Akt). Kleopatra hat
die für Antiochusund Rodogune bestimmte Giftschale geleert. Die Palastfrauen drän-
gen sich um die Herrin, ein militärischer Führer naht sich dem Antiochus.
Der vierte Karton, Quinaults Alceste entnommen, entstammt dem Jahre 1750*. Herakles
übergibt die aus der Unterwelt zurückgeführte Alceste ihrem Gatten Admete (Abb. 154).
Die ursprüngliche Serie wird durch fünf weitere Motive ergänzt. Es folgt als fünfte
Episode eine Szene aus Racines Athalie, 1764 von Belle nach dem Coypel'schen Ent-
würfe (1747) erheblich erweitert. Die thronende Athalie richtet ihre Fragen an den
jungen Eliacin, mit allzu theatralischer Gebärde blickt der weiß gekleidete Knabe
gen Himmel; Krieger, Frauen und Kinder bilden die Personenstaffage.
Der sechste Karton — der schlummernde Renaud — ist unmittelbar dem Mittel-
stücke des uns bereits bekannten Behanges der Fragments d'Opöra entlehnt. Die Belle-
sche Kopie (1764) ändert den Vorwurf nur insoweit, um die Einfügung des Bildes in
das Ovalformat der neuen Rahmung zu ermöglichen.
In der gleichen, etwas gedankenlosen Weise verwendet Charles Coypel vön neuem
die „in Ohnmacht sinkende Armide" für die siebente Patrone.
Die achte Vorlage, „Psyche am Lager Amors", stammt von C. Belle (1767). Der
letzte Behang „Roland oder die Hochzeit Angelikas" stellt eine in verschiedenen Ein-
zelheiten abgeänderte Teilkopie der linken Seite des uns bekannten umfangreichen
Teppichs der Fragments d'Opöra dar. Den Hintergrund schließt eine figürliche,
nischenförmig von einer Art Rustikabau umrahmte Brunnenanlage.
Der Hanptwert der Reihe liegt weniger in den nicht allzu bedeutsamen Bilddar-
stellungen, als vielmehr in erster Linie in der dekorativ glücklich gelösten Fassung,
die ähnlich der Don Quijoiefolge die Episoden stark in den Hintergrund treten läßt
(Abb. 154). Die Rahmung ist auf die Größe der Motive eingestellt und dementsprechend
in drei Arten variiert. Die erste für den Dauphin und die Dauphine bestimmte Serie
zeigt als oberes Mittelmotiv die gekrönten Wappenschilder des hohen Paares; in den
drei späteren Reihen erscheinen die Lilien Frankreichs, um schließlich einem strahlen-
umflossenen, von einem Lorbeerkranz gerahmten Haupte (Apollo?) zu weichen, das
als Gegenstück nicht den Inschriftensockel, sondern eine Kartusche — Frauenkopf von
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