Florenz
aller Energie. Er zieht eine Reihe von Berichten ein, auch Florenz fehlt nicht. Es fällt
auf, daß gerade Her mediceische Betrieb im Vergleiche zu den niederländischen
und französischen Werkstätten nur kurz erwähnt ist (31). Die Auskunft des Vertrauens-
mannes Barberini's (Luigi Arrigucci) befaßt sich lediglich mit Fragen rein technischer
Natur.
Ein umfangreicher auswärtiger Auftrag fällt in das Jahr 1604. Filippo Soldani und
Antonio Francesco Carnesecchi erwerben für den Betrag von 2648 Skudi die gold-
durchwirkte Geschichte des Scipio Africanus (sieben Behänge), möglicherweise unter
Benutzung von Entwürfen Giulio Romano's, die mehr denn zwei Jahrhunderte in un-
zähligen Folgen in fast allen Wirkermanufakturen Europas auf die Gezeuge gelegt
wurden. Vielleicht läßt sich der bemerkenswerte Teppich im Besitze der New Yorker
Kunsthandlung P. W. French & Co. mit der Serie in Verbindung bringen (Abh. 405).
Im November des gleichen Jahres ersteht Bartolommeo Corsini vier Portieren zum
Preise von 124 Skudi. Das Lieferungsverzeichnis der Papini'schen Werkstatt erwähnt
unter dem 25. April 1605 eine golddurchwirkte Kreuztragung, ein Stück der bereits
erwähnten Heilandsfolge, die im übrigen durch verschiedene Supraporten — eine mit
den Emblemen der Passion (H. 1,55 m, L. 2,03 m), eine zweite stellt die Grablegung
dar (II. 1,55 m, L. 2,02 m) — ergänzt wird. Ein weiterer Behang aus der gleichen
Zeit und derselben Manufaktur in der Galleria degli Arazzi zu Florenz, der nicht un-
mittelbar mit der Passionsreihe in Verbindung zu bringen ist, zeigt die Madonna am
Fuße des Marterholzes (H. 1,58 m, L. 1,95 m). Im übrigen fertigt Papini, wie auch
seine Vorgänger, die üblichen Portieren für das großherzogliche Haus — zum Teil
noch mit dem Wappenschilde Ferdinands I. und seiner Gemahlin Christine von
Lothringen. Ein vereinzeltes Stück tauchte auf der Wandteppichausstellung des
Cleveland Museum of Art 1918 auf (32).
Am 21. März 1607 stellt Bernardino Poccetti, der bekannte Freskomaler von Florenz,
vier Kartons zur Verfügung «rappresentanti la Primavera", augenscheinlich eine Jahres-
zeitenfolge. 1610 betraut der Kardinal Montalto die Manufaktur mit drei nicht näher
erläuterten Behängen — es dürfte sich wohl um Portieren gehandelt haben—, zudem
wird die Phaethon-Fabel teilweise kopiert; Guidobaldo di Bagno erwirbt einen rein
bildmäßig aufgefaßten Madonnenbehang zum Preise von 120 Skudi; der Bischof von
Ferrara gibt mehrere Portieren in Auftrag; Kardinal Montalto bleibt auch in den
darauf-' folgenden Jahren dem Unternehmen als Mäzen treu.
Die wesentlichste Folge, die das Atelier in der Zeit von 1613 bis 1618 in Anspruch
nimmt, ist die Geschichte König Ferdinands mit sechs Behängen auf Rechnung des
Fürsten dell'Ariccia, Conte di Altavilla: 1. der engere Rat und das Parlament des
Königs, 2. die Armee, 3. Schlacht und Niederlage König Ferdinands, 4. der Herrscher
stürzt vom Pferde, 5. Giovanni di Capua eilt dem Monarchen zur Hilfe, 6. der ge-
treue Vasall bricht tödlich getroffen zusammen.
Cosimo II. segnet am 28. Februar 1621 das Zeitliche, Ferdinand II. (geb. 1610,
f 24. Mai 1670) besteigt den Thron von Toskana, zunächst unter der Vormundschaft
von Mutter (Erzherzogin Magdalene) und Großmutter, 1628 ergreift der jugendliche
Fürst die Zügel der Regierung, um allzubald in die Abhängigkeit der spanischen Po-
litik zu geraten. Der mit Venedig, Parma und Modena gemeinsam unternommene
(1643/44) Krieg gegen den Kirchenstaat legt dem Lande schwere Opfer auf und be-
schränkt die der florentinischen Bildteppichmanufaktur zur Verfügung stehenden Mittel
in erheblichem Maße.
In das Sterbejahr Cosimo's II. fällt auch das Ableben Papini's. Die florentinische
Arazzeria hat viel von ihrem alten Glänze verloren; die Staatsregierung erblickt das
alleinige Heil in der Berufung eines flämischen Wirkers, in der Hoffnung, durch Blut-
auffrischung regeres Leben in den allzu träg gewordenen Betrieb zu bringen. Jacob
Ebert van Asselt (Hasselt) wird „capo arazziere", er bekleidet das Amt bis zu seinem
Tode (November 1629). Die Manufaktur, die bereits seit Papini's Dienstantritt (1587)
die alten Atelier s in der Via de'Servi und der Via del Cocomero verlassen und neue
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aller Energie. Er zieht eine Reihe von Berichten ein, auch Florenz fehlt nicht. Es fällt
auf, daß gerade Her mediceische Betrieb im Vergleiche zu den niederländischen
und französischen Werkstätten nur kurz erwähnt ist (31). Die Auskunft des Vertrauens-
mannes Barberini's (Luigi Arrigucci) befaßt sich lediglich mit Fragen rein technischer
Natur.
Ein umfangreicher auswärtiger Auftrag fällt in das Jahr 1604. Filippo Soldani und
Antonio Francesco Carnesecchi erwerben für den Betrag von 2648 Skudi die gold-
durchwirkte Geschichte des Scipio Africanus (sieben Behänge), möglicherweise unter
Benutzung von Entwürfen Giulio Romano's, die mehr denn zwei Jahrhunderte in un-
zähligen Folgen in fast allen Wirkermanufakturen Europas auf die Gezeuge gelegt
wurden. Vielleicht läßt sich der bemerkenswerte Teppich im Besitze der New Yorker
Kunsthandlung P. W. French & Co. mit der Serie in Verbindung bringen (Abh. 405).
Im November des gleichen Jahres ersteht Bartolommeo Corsini vier Portieren zum
Preise von 124 Skudi. Das Lieferungsverzeichnis der Papini'schen Werkstatt erwähnt
unter dem 25. April 1605 eine golddurchwirkte Kreuztragung, ein Stück der bereits
erwähnten Heilandsfolge, die im übrigen durch verschiedene Supraporten — eine mit
den Emblemen der Passion (H. 1,55 m, L. 2,03 m), eine zweite stellt die Grablegung
dar (II. 1,55 m, L. 2,02 m) — ergänzt wird. Ein weiterer Behang aus der gleichen
Zeit und derselben Manufaktur in der Galleria degli Arazzi zu Florenz, der nicht un-
mittelbar mit der Passionsreihe in Verbindung zu bringen ist, zeigt die Madonna am
Fuße des Marterholzes (H. 1,58 m, L. 1,95 m). Im übrigen fertigt Papini, wie auch
seine Vorgänger, die üblichen Portieren für das großherzogliche Haus — zum Teil
noch mit dem Wappenschilde Ferdinands I. und seiner Gemahlin Christine von
Lothringen. Ein vereinzeltes Stück tauchte auf der Wandteppichausstellung des
Cleveland Museum of Art 1918 auf (32).
Am 21. März 1607 stellt Bernardino Poccetti, der bekannte Freskomaler von Florenz,
vier Kartons zur Verfügung «rappresentanti la Primavera", augenscheinlich eine Jahres-
zeitenfolge. 1610 betraut der Kardinal Montalto die Manufaktur mit drei nicht näher
erläuterten Behängen — es dürfte sich wohl um Portieren gehandelt haben—, zudem
wird die Phaethon-Fabel teilweise kopiert; Guidobaldo di Bagno erwirbt einen rein
bildmäßig aufgefaßten Madonnenbehang zum Preise von 120 Skudi; der Bischof von
Ferrara gibt mehrere Portieren in Auftrag; Kardinal Montalto bleibt auch in den
darauf-' folgenden Jahren dem Unternehmen als Mäzen treu.
Die wesentlichste Folge, die das Atelier in der Zeit von 1613 bis 1618 in Anspruch
nimmt, ist die Geschichte König Ferdinands mit sechs Behängen auf Rechnung des
Fürsten dell'Ariccia, Conte di Altavilla: 1. der engere Rat und das Parlament des
Königs, 2. die Armee, 3. Schlacht und Niederlage König Ferdinands, 4. der Herrscher
stürzt vom Pferde, 5. Giovanni di Capua eilt dem Monarchen zur Hilfe, 6. der ge-
treue Vasall bricht tödlich getroffen zusammen.
Cosimo II. segnet am 28. Februar 1621 das Zeitliche, Ferdinand II. (geb. 1610,
f 24. Mai 1670) besteigt den Thron von Toskana, zunächst unter der Vormundschaft
von Mutter (Erzherzogin Magdalene) und Großmutter, 1628 ergreift der jugendliche
Fürst die Zügel der Regierung, um allzubald in die Abhängigkeit der spanischen Po-
litik zu geraten. Der mit Venedig, Parma und Modena gemeinsam unternommene
(1643/44) Krieg gegen den Kirchenstaat legt dem Lande schwere Opfer auf und be-
schränkt die der florentinischen Bildteppichmanufaktur zur Verfügung stehenden Mittel
in erheblichem Maße.
In das Sterbejahr Cosimo's II. fällt auch das Ableben Papini's. Die florentinische
Arazzeria hat viel von ihrem alten Glänze verloren; die Staatsregierung erblickt das
alleinige Heil in der Berufung eines flämischen Wirkers, in der Hoffnung, durch Blut-
auffrischung regeres Leben in den allzu träg gewordenen Betrieb zu bringen. Jacob
Ebert van Asselt (Hasselt) wird „capo arazziere", er bekleidet das Amt bis zu seinem
Tode (November 1629). Die Manufaktur, die bereits seit Papini's Dienstantritt (1587)
die alten Atelier s in der Via de'Servi und der Via del Cocomero verlassen und neue
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