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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0415
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Florenz

en die Zuwanderung ihrer zweifellos befähigteren Landsleute sträubten, ebenso-
wenig dürfte ungenügende Bezahlung der Grund gewesen sein; das trennende Moment
liegt wahrscheinlich in dem durch die großherzogliche Intendanz unterstützten Eigen-
dünkel der eingesessenen Meister und Gesellen. n

Orazio Baccione scheidet 1657 aus, 1655 beginnt Giovanni Pollastri, der Nachfolger
Fevere's, seine Tätigkeit, Stefano di Domenico Termini tritt am 30. April 1660 in Er-
scheinung, 1662 arbeiten Sabatino Galeazzi und Matteo Benvenuti als Meisterwirker.

Nach dem Ableben Fevere's (1669) übernimmt Giovanni Pollastri die Leitung des
Hautelisse-Ateliers in der bottega a San Marco, Bernardino van Asselt führt als capo
arazziere" weiterhin die Basselisse-Werkstatt im Palazzo Yecchio; beider lät.gkeit
endet 1673 mit dem Tode der Meister. Die florentinische Staatsmanufaktur verliert
die bisher gewahrte straffe Zusammenfassung; seit 1673 arbeiten vier unabhängige
Ateliers: Giovanni Battista Termini, sein Bruder Stefano Termini (1674-1/03), Matteo
Benvenuti (1670-1692) und Bernardino Masi (1671-1687). Es ist mit starker Wahr-
scheinlichkeit anzunehmen, daß nur noch G. B. Termini der von 1-evere eingeführten
hochlitzigen Technik treu bleibt, er scheidet im November 1684 aus dem großherzog-
lichen Dienste aus, um nach Rom überzusiedeln und übernimmt 1/03, als eitriger Ver-
fechter des Hautelisse-Yerfahrens, endgültig die Leitung der Ateliers der Arnostadt
Unter den vier Meistern arbeitet mit mehr oder weniger Se bständ.gkeit der alte
Wirkerstamm - Niccolö Bartoli (1671, 1677), Filippci Fevere (1677) Andrea Manz,
(1671-1693) u. a. -, der durch Angiolo Masi (1674-1681), Giuseppe Cavaken (1682
bis 1687), Alessandro Ligi (1685, 1687), Michele Pucci (Bucc, (1685, 168/) Antonio
Bartoli (seit 1687), Pietro Pais (ein um 1701 zugewanderter Flame), Gaetano Brusch,
(seit 1701) und die Stefano Termini 1703 zur Ausbildung zugewiesenen Lehrlinge Gio-
vanni Chichi und Luigi Minchioni ergänzt wird. , r; R

Die Nachprüfung der vor der Übernahme der einheitlichen Leitung durch G o. Batt.
Termini (1703) auf den Gezeugen der vier selbständigen Meister entstandenen folgen,
gestaltet sich infolge starker Lücken in den urkundlichen Belegen außerordentlich
schwierig. Der Hauptsache nach scheint für die auswärtige Kundschaft gearbeitet
worden zu sein. Alessandro Rosi (1681-1707) ist der am stärksten beschäftigte Pa-
tronenzeichner, in gewissem Abstände folgen Atanasio Bimbacci, der viellach als Maler

von Theaterdekorationen und Fresken Erwähnung findet, Jacopo Bonelh und rrancesco
Nani.

Das Jahr 1671 verzeichnet den Beginn einer Geschichte Johannes des Täufers, die
Fertigstellung der Folge zieht sich bis 1679 hin. Nach wie vor wird die Herstellung
der kleinen religiösen Bildteppiche mit Eifer betrieben, das gewirkte Por rät fan-
det verstärkte Aufnahme. G B. Termini stellt im Dezember 1675 das Bildnis des
Sohnes „del Re di Danimarca (Friedrichs III. von Dänemark) (39) nach dein Ge-
mälde von Justus Susterman fertig; als Gegenstück wirkt Bernardino Mas. in Basse-
lisse-Technik ein Porträt des Landesherrn, Cosimo's III, nach dem Bilde des Michel
Angelo Palloni „fatto da detto Masi per dimostrare il suo buon servit.o, e che si po-
teva fare anche a calcola". Die R. Galleria degli Arazzi zu Horenz verzeichnet^ a
ein im Ovalformat wiedergesehenes Papstbildnis (H. 0,56 m, L. 0,42 m) von mäß-gei
Ausführung, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden sein dürfte Die beiden
Kopien nach Raffaol's «Madonna della Sedia" (nach dem Gemäkle im Palazzo Pitti zu
Florenz oder nach der Kreidezeichnung in der Warschauer Sammlung S.erakowey)
- eine golddurchwirkte Ganzdarstellung im Besitze der New Yorker Kunsthandlung
P. W. French & Cie. (Abb. 417) und ein Rundbild im Eigentum der Berliner „Altkunst
(Abb. 418) - dürften zu Ende des 17. Jahrhunderts (das Berliner Exemplar noch später)
gewirkt sein. . n_

Der gleichen Zeitspanne entstammt ein kleiner religiöser Behang (H. 1,25 m, L. 1,U7 in,
R. Galleria degli Arazzi), dessen Entstehung hinsichtlich Meister und Patronenmaler
urkundlich einwandfrei belegt ist. Am 20. Januar 1702 bezieht Pietro Pais den Betrag
von Skudi 156,3 für den Teppich „Madonna mit dem Jesuskinde und dem Jonannes-

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