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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0437
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Rom. Barberini

Die Wiederholung und Ergänzung verschiedener Pariser Folgen steht zu den be-
reits mehrfach erwähnten Schenkungen Ludwigs XIII. an den Kardinal-Legaten und
den umfangreichen Ankäufen in der Hauptstadt Frankreichs — aus dem Atelier der
van den Planken und de Comans — in unmittelbarer Beziehung. Die golddurchwirkte
Konstantinsreihe, die der französische König 1625 dem Kirchenfürsten überreichen ließ,
umfaßte sieben Behänge, sie wird in der Manufaktur durch fünf weitere gold- und
silberdurchwirkte Motive vervollständigt (1634—1644). Romanelli und Cortona zeichnen
die Kartons, della Riviera übernimmt die Durchführung. Die Teppiche gingen über die
Sammlung Ffoulke in den Besitz John R. Mc Lean's über: 1. Konstantin besiegt in
der Arena einen Löwen, JAC. D. L. RIV. (15); 2. der Kaiser erblickt am Himmel das
Zeichen Christi — Romanelli schließt sich ziemlich eng dem Rubens'schen Entwürfe an,
die Krieger zu Füßen des Sockels sind auf wenige Personen beschränkt, im Hinter-
gründe ragt ein tempelartiger Rundbau —, signiert JAC. D. L. RIV; 3. Konstantin,
von der Priesterschaft begleitet, zerstört die Bilder der Götter und setzt Heiligenstatuen
an ihre Stelle (JAC. D. L. RIV.), der Karton stammt von Cortona; 4. die feindlichen
Flotten (Konstantin und Licinius) prallen bei Gallipoli aufeinander, eine Galeere sinkt,
vergebens suchen die mit den Fluten kämpfenden Krieger sich an Bord des sieghaften
Schiffes zu retten (Abb. 432); die allzu schwere und wirre Komposition geht angeb-
lich auf Carlo Napolitano zurück. Im letzten Behänge erscheint der Kaiser, von Priestern
und Mönchen begleitet, auf dem Konzil von Nicäa; er übergibt das Bekenntnis der
Arianer den Flammen. Mit Ausnahme des ersten Teppichs, der als Zwischenfenster-
stück die seitlichen Bordüren missen läßt, verzeichnen die Behänge der römischen
Manufaktur Rahmungen, die vollkommen mit den ersten offiziellen Pariser Serien im
französischen Garde-Meuble übereinstimmen, die einzigen Unterschiede bestehen darin,
daß den leeren Mittelkartuschen der Seitenleisten die Biene aufgelegt ist, an die Stelle
des Adlers mit der Schlange — das Mittelbild des unteren Rahmens — ist ein Lor-
beerkranz getreten. Von Interesse sind die Supraporten: Lorbeergewinde in Hochoval
rahmen Camaieuszenen, Ranken füllen die Zwickel, einfache Leistenrahmen fassen die
Motive.

Pietro Gentiii erwähnt weiterhin als selbständige Arbeit, der Barberini'schen Manu-
faktur eine Rinaldo- und Armidaserie und bringt den ersten Teppich der Folge —
die Zauberin naht sich dem schlafenden Helden, den Dolch in der Rechten, nach
Vouet — zur Abbildung (16). Tatsächlich befindet sich die signierte Pariser Folge aus
dem Atelier des Raphael van den Planken mit zehn Behängen in der Sammlung
Hamilton McK. Twombly (ehedem Ffoulke-Kollektion). Die sieben Teppiche, von denen
der Autor, allerdings ohne nähere Ortsbezeichnung und Quellenangabe, spricht,
könnten bestenfalls eine wörtliche Wiederholung der Pariser Folge sein; merkwürdiger-
weise findet sich keinerlei Hoheitszeichen (Biene), das auf die Entstehung in der römi-
schen Manufaktur deuten könnte.

Das alte Barberini'sche Verzeichnis erwähnt ferner eine Dianenreihe (17), die jedoch
nicht, wie Fenaille annimmt, mit der bekannten Artemisfolge nach Toussaint-Dubreuil
identisch ist. Die Inventar vermerke sprechen zwar von den stark unterschiedlichen
Quadratellenpreisen — 22—90 Skudi —, die durch die mehr oder weniger reiche
Verwendung der Gold- und Silberfäden bedingt sind, sie äußern sich im übrigen
aber nicht über die Provenienz. Gentiii berichtet von fünf Behängen und bringt
die «jagende Diana" zur Wiedergabe. Der Charakter des Teppichs ist typisch fran-
zösisch, weder die Bilddarstellung noch die Bordüre — eine Fassung, die in Einzel-
heiten an die Rahmung der Vouet'schen Götterliebschaften erinnert — mit ihrem
Apparat an Kartuschen, Camaieubildern, Putten, Blumenkörben und Ranken, lassen
auf die römische Herkunft schließen.

Die fünf 1625 dem Kardinallegaten Francesco Barberini durch Ludwig XIII. über-
reichten signierten Pariser Koriolanteppiche nach Guyot bzw. H. Lerambert gingen
über den Ffoulke'schen Besitz in das Eigentum der amerikanischen Sammlerin Mrs.
Phoebe A. Hearst über. Die Möglichkeit, daß die zehn Koriolanbehänge Gentili's —

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