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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0483
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Pas tran a. Malaga

Pastrana. Malaga.

Nach einem Schreiben König Philipps IV. an Don Andrea de Prada (1) arbeitet
1624 der Brüsseler Meister Frans Tous (Tons, Pons) mit seinen Gesellen in der in
Neu-Kastilien gelegenen kleinen Stadt Pastrana, der Residenz der gleichnamigen Her-
zöge. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den 1616 in Brüssel in Zah-
lungsverfall geratenen Frans Tous, der in dem genannten Jahre in Schuldhaft sitzt
und erst durch die Bürgschaft eines Fachgenossen die Freiheit wieder erhält (2). An
geldlichen Mitteln fehlte es der Manufaktur, die anscheinend sowohl für den Herzog
von Pastrana als auch für den König wirkte, in keiner Weise; 1624 und 1625
werden recht nennenswerte Betrage (5000 und 7000 Dukaten) überwiesen. Den Summen
nach müssen in Pastrana umfangreiche Folgen entstanden sein; für die Annahme spricht
ferner die Tatsache, daß der Herzog gelegentlich der Madrider Fronleichnamsfeier 1623
Erzeugnisse der Manufaktur zur Ausstellung brachte, die allgemeine Anerkennung
fanden. Trotzdem läßt sich meines Erachtens keine Serie in dem großen Textilien-
bestande des königlichen Hauses mit dem Atelier in gesicherte Verbindung bringen; der
Verbleib des Wandteppichschatzes der Herzöge von Pastrana ist mir nicht bekannt.
Ob der spanische Wirker Ferdinand de Vergara, der (1603) in Brüssel Aufenthalt
nimmt, nachdem er sich zuvor in Danzig und Antwerpen in seiner Kunst vervoll-
kommnet hat, zuvor dem Tous'schen oder einem anderen spanischen Atelier als Mit-
arbeiter angehörte (3), erscheint zum mindesten zweifelhaft.

Um 1620 siedelt Melchior Sweerts, ein aus Antwerpen stammender Wirker und
Teppichhändler, der Sohn des Franco Sweerts und der Gertrude van Os, nach Malaga
über (4). Er steht 1621 mit den bekannten Antwerpener Wirkern und Händlern Jan
van der Goes, Pieter Robbyns, Jan de Moor und Gilles Sennecart in geschäftlicher
Verbindung (5). Ob der Meister sich, abgesehen von der Übernahme von Aus-
besserungsarbeiten, mit der Herstellung neuer Folgen befaßte, ist außerordentlich frag-
lich; in der Hauptsache dürfte er durch den Tapisseriehandel seinen Lebensunterhalt
bestritten haben.

30 Gubcl, Wandteppiche II.

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