Madrid
mit einer umfangreicheren, im Format jedoch wesentlich beschränkteren Reihe. Die
Serie erscheint unter der Inventarnummer 74. An der Kartonbearbeitung — es handelt
sich um Kopien nach Luca Giordano, Francisco Solimena u. a. — ist außer Calleja,
Bayeu, Antonio Gonzalez Veläzquez in erster Linie Giaquinto's Schüler Jose" del Castillo
beteiligt. Die Behänge tragen keine Signatur; die Ausführung dürfte zu Anfang der
siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts erfolgt sein. Von der Serie sind mir neun Teppiche
bekannt; verschiedene Darstellungen entziehen sich der einwandfreien Deutung.
1. König Saul läßt David zum Kampfe gegen Goliath rüsten, der Jüngling weist den
ungewohnten Panzer zurück.
2. David im Kampfe mit Goliath. Unbewegt sitzt der Riese auf mächtigem Fels-
block, in der Rechten die Lanze. Der junge Held weist auf den in Wolken
schwebenden Jehova und schwingt mit der Linken die Schleuder.
3. David sitzt schreibend in der von gewundenen Säulen getragenen Vorhalle des
Palastes, sein Blick wendet sich verzückt gen Himmel. Ein kahlköpfiger Greis
(Nathan), in langem, wallendem Barte, naht sich dem Herrscher, auf einen Krück-
stock gestützt. Soldaten halten die Wache, munter plätschert der Springbrunnen.
4. David, die Krone auf dem Haupte, umwallt vom Königsmantel, kniet im Gebete;
in den Wolken erscheint Gott-Vater, inmitten der himmlischen Schar. Im Hinter-
grund bewegt sich der Zug mit der Bundeslade.
5. David (Salomo?) thront auf prunkvollem Stuhle; König Hiram von Tyrus (?) eilt
die Stufen hinan; der Herrscher Judas bittet ihn, zu seiner Rechten Platz zu
nehmen. Ein Diener trägt schwer an den zum Palastbau (Tempelbau) bestimmten
Balken.
6. David bringt dem Herrn Brandopfer dar. Der jugendliche Herrscher, in vollem
Ornate — ein Page hält den Saum des hermelinverbrämten Purpurmantels —,
weist mit der Rechten auf den Altar des Höchsten, Knechte schleppen die dem
Tod geweihten Tiere — Schafe, Lämmer, Ochsen — die Stufen des Tempels
hinan.
7. David kniet in Gegenwart des Hohenpriesters und der Leviten vor den Stufen
des Altares, Flammen verzehren die geopferten Lämmer; ein Säulengang schließt
die Szene.
8. An breitschaliger, mit einer Puttenfigur gekrönten Fontäne sitzt Bathseba nach er-
frischendem Bade; eine Magd trocknet der Herrin Fuß, Dienerinnen bringen eilends
köstliches Linnen, müßig steht eine grinsende Negerin. Lüstern schaut der König
von dem Balkon seines Palastes.
9. Abb. 501 zeigt die Gesetzesverkündigung.
Die zuvor besprochene große Joseph-David-Salomo-Serie steht nicht in unmittel-
barem Zusammenhang mit der kleinen, aus nahezu quadratischen Behängen (H. 2,30 m)
zusammengestellten Folge, die Tugend-Allegorien zum Gegenstande der Darstellung wählt.
Der Entwerfer der Kartons ist urkundlich nicht belegt; schon aus zeitlichen Gründen
will mir die Zuschreibung an den bereits 1752 verstorbenen Amigoni nicht sonderlich
aussichtsvoll erscheinen; die Annahme liegt näher-, daß Jose del Castillo nach bewähr-
tem Muster Motive seiner Vorgänger' Bildteppichpatronen anpaßte.
Bemerkenswert ist zudem die enge Verwandtschaft des als „göttliche Weisheit"
bezeichneten kleinen Behanges mit der allegorischen Figur in Giaquinto's „Traum
Salomos". In der Haltung weichen die Gestalten zwar voneinander ab, im Gesamt-
charakter, in der Art der Bekleidung, in den Attributen stimmen sie dagegen völlig
überein. Hier wie dort trägt die „Weisheit" Helm und Schild Minervas; in beiden
Fällen dient das Buch mit den sieben Siegeln und dem Lamm der Apokalypse als er-
läuternde Beigabe. Der Weisheit-Behang ist mindestens zweimal wiederholt worden;
der spanische Textilienschatz besitzt eine besser ausgeführte und eine etwas weniger
gute Kopie, die irrtümlicherweise als „Minerva" in den.Inventaren erscheint. Mit
größerer Wahrscheinlichkeit gehen „Hoffnung" und „Standhaftigkeit" auf Vorlagen
Amigoni's zurück (Abb. 502).
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mit einer umfangreicheren, im Format jedoch wesentlich beschränkteren Reihe. Die
Serie erscheint unter der Inventarnummer 74. An der Kartonbearbeitung — es handelt
sich um Kopien nach Luca Giordano, Francisco Solimena u. a. — ist außer Calleja,
Bayeu, Antonio Gonzalez Veläzquez in erster Linie Giaquinto's Schüler Jose" del Castillo
beteiligt. Die Behänge tragen keine Signatur; die Ausführung dürfte zu Anfang der
siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts erfolgt sein. Von der Serie sind mir neun Teppiche
bekannt; verschiedene Darstellungen entziehen sich der einwandfreien Deutung.
1. König Saul läßt David zum Kampfe gegen Goliath rüsten, der Jüngling weist den
ungewohnten Panzer zurück.
2. David im Kampfe mit Goliath. Unbewegt sitzt der Riese auf mächtigem Fels-
block, in der Rechten die Lanze. Der junge Held weist auf den in Wolken
schwebenden Jehova und schwingt mit der Linken die Schleuder.
3. David sitzt schreibend in der von gewundenen Säulen getragenen Vorhalle des
Palastes, sein Blick wendet sich verzückt gen Himmel. Ein kahlköpfiger Greis
(Nathan), in langem, wallendem Barte, naht sich dem Herrscher, auf einen Krück-
stock gestützt. Soldaten halten die Wache, munter plätschert der Springbrunnen.
4. David, die Krone auf dem Haupte, umwallt vom Königsmantel, kniet im Gebete;
in den Wolken erscheint Gott-Vater, inmitten der himmlischen Schar. Im Hinter-
grund bewegt sich der Zug mit der Bundeslade.
5. David (Salomo?) thront auf prunkvollem Stuhle; König Hiram von Tyrus (?) eilt
die Stufen hinan; der Herrscher Judas bittet ihn, zu seiner Rechten Platz zu
nehmen. Ein Diener trägt schwer an den zum Palastbau (Tempelbau) bestimmten
Balken.
6. David bringt dem Herrn Brandopfer dar. Der jugendliche Herrscher, in vollem
Ornate — ein Page hält den Saum des hermelinverbrämten Purpurmantels —,
weist mit der Rechten auf den Altar des Höchsten, Knechte schleppen die dem
Tod geweihten Tiere — Schafe, Lämmer, Ochsen — die Stufen des Tempels
hinan.
7. David kniet in Gegenwart des Hohenpriesters und der Leviten vor den Stufen
des Altares, Flammen verzehren die geopferten Lämmer; ein Säulengang schließt
die Szene.
8. An breitschaliger, mit einer Puttenfigur gekrönten Fontäne sitzt Bathseba nach er-
frischendem Bade; eine Magd trocknet der Herrin Fuß, Dienerinnen bringen eilends
köstliches Linnen, müßig steht eine grinsende Negerin. Lüstern schaut der König
von dem Balkon seines Palastes.
9. Abb. 501 zeigt die Gesetzesverkündigung.
Die zuvor besprochene große Joseph-David-Salomo-Serie steht nicht in unmittel-
barem Zusammenhang mit der kleinen, aus nahezu quadratischen Behängen (H. 2,30 m)
zusammengestellten Folge, die Tugend-Allegorien zum Gegenstande der Darstellung wählt.
Der Entwerfer der Kartons ist urkundlich nicht belegt; schon aus zeitlichen Gründen
will mir die Zuschreibung an den bereits 1752 verstorbenen Amigoni nicht sonderlich
aussichtsvoll erscheinen; die Annahme liegt näher-, daß Jose del Castillo nach bewähr-
tem Muster Motive seiner Vorgänger' Bildteppichpatronen anpaßte.
Bemerkenswert ist zudem die enge Verwandtschaft des als „göttliche Weisheit"
bezeichneten kleinen Behanges mit der allegorischen Figur in Giaquinto's „Traum
Salomos". In der Haltung weichen die Gestalten zwar voneinander ab, im Gesamt-
charakter, in der Art der Bekleidung, in den Attributen stimmen sie dagegen völlig
überein. Hier wie dort trägt die „Weisheit" Helm und Schild Minervas; in beiden
Fällen dient das Buch mit den sieben Siegeln und dem Lamm der Apokalypse als er-
läuternde Beigabe. Der Weisheit-Behang ist mindestens zweimal wiederholt worden;
der spanische Textilienschatz besitzt eine besser ausgeführte und eine etwas weniger
gute Kopie, die irrtümlicherweise als „Minerva" in den.Inventaren erscheint. Mit
größerer Wahrscheinlichkeit gehen „Hoffnung" und „Standhaftigkeit" auf Vorlagen
Amigoni's zurück (Abb. 502).
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