XII
Jugend, und keins von den Gefühlen, die wir im Ganzen
Selbstgefühl nennen, so sehr uns befriedigt als das Ver-
trauen, das jugendliche Zuhörer uns entgegenbringen.
5.
Von den Anfängen eigener schriftstellerischer Bethätigung
ab ging mein Sinn dahin, meinen Grundgedanken nach-
gebend die Geschichte der europäischen Volksentwicklung zu
schreiben. Immer bestand neben meiner nothwendigen Lebens-
arbeit das Bestreben in mir, für ein Werk solchen Inhaltes
neues, beweisendes Material aufzuspeichern. Nicht aber
suchte ich zugleich jedoch den Beginn dieser Unternehmung zu
beschleunigen, faßte die Arbeit vielmehr in ihren unendlichen
Einzelheiten bald hier bald da an, zeitlich anseinanderliegende
Abschnitte eingehender bearbeitend wie sie mir gerade bequem
lagen. So habe ich ehmalige langjährige Studien über das
moderne Theater nur in gelegentlichen Artikeln kurz nieder-
geschrieben, stets im Gefühl, das Werk sei von Anfang bis zu
Ende schon da, denn das Gedruckte stand mir nicht näher als
das bloß Niedergeschriebene, und beides erschien mir nicht
consistenter als das nur erst Gedachte. Ich zog, als liege das
Buch fertig vor mir, gleichsam einzelne Seiten gelegentlich heraus.
Mein Buch über Homer, die Ilias vorerst allein besprechend,
erschien, nachdem ich Jahrzehnte gezögert, erst 1890. Aufsätze
über einzelne Werke griechischer Kunst kamen, stets unter dem
Anschein von Besprechungen zwar fertiger, aber zusammen-
hangloser, einzelner Männer oder Bücher zu sehr verschiedenen
Zeiten heraus. Was ich in dem Leopardi gewidmeten Nach-
rufe über den Aesop der Villa Albani 1898 sagte, wird hier
erst ausgesprochen, nachdem ich es seit 1857, wo ich die
Jugend, und keins von den Gefühlen, die wir im Ganzen
Selbstgefühl nennen, so sehr uns befriedigt als das Ver-
trauen, das jugendliche Zuhörer uns entgegenbringen.
5.
Von den Anfängen eigener schriftstellerischer Bethätigung
ab ging mein Sinn dahin, meinen Grundgedanken nach-
gebend die Geschichte der europäischen Volksentwicklung zu
schreiben. Immer bestand neben meiner nothwendigen Lebens-
arbeit das Bestreben in mir, für ein Werk solchen Inhaltes
neues, beweisendes Material aufzuspeichern. Nicht aber
suchte ich zugleich jedoch den Beginn dieser Unternehmung zu
beschleunigen, faßte die Arbeit vielmehr in ihren unendlichen
Einzelheiten bald hier bald da an, zeitlich anseinanderliegende
Abschnitte eingehender bearbeitend wie sie mir gerade bequem
lagen. So habe ich ehmalige langjährige Studien über das
moderne Theater nur in gelegentlichen Artikeln kurz nieder-
geschrieben, stets im Gefühl, das Werk sei von Anfang bis zu
Ende schon da, denn das Gedruckte stand mir nicht näher als
das bloß Niedergeschriebene, und beides erschien mir nicht
consistenter als das nur erst Gedachte. Ich zog, als liege das
Buch fertig vor mir, gleichsam einzelne Seiten gelegentlich heraus.
Mein Buch über Homer, die Ilias vorerst allein besprechend,
erschien, nachdem ich Jahrzehnte gezögert, erst 1890. Aufsätze
über einzelne Werke griechischer Kunst kamen, stets unter dem
Anschein von Besprechungen zwar fertiger, aber zusammen-
hangloser, einzelner Männer oder Bücher zu sehr verschiedenen
Zeiten heraus. Was ich in dem Leopardi gewidmeten Nach-
rufe über den Aesop der Villa Albani 1898 sagte, wird hier
erst ausgesprochen, nachdem ich es seit 1857, wo ich die