Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grimm, Herman; Grimm, Herman [Editor]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0085
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
61

Heilung bewirkt, deren geistiges Urbild Jeder unter seinen
damaligen Zuschauern nur zu gut kannte, deren theatralische
Darstellerin Goethe aber vor Augen stand, als er in seiner
Elegie auf Meding's Tod sie erwähnte: Corona Schröter.
Ihr Freunde, Platz, weicht einen kleinen Schritt,
Seht, wer da kommt und festlich näher tritt!
Sie ist es selbst, die Gute fehlt uns nie.
Wir sind erhört, die. Musen senden sie!
Ihr kennt sie wohl! Sie ist's, die stets gefällt,
Als eins Blume zeigt sie sich der Welt,
Zum Muster wuchs das schöne Bild empor.
Vollendet nun: sie ist's und stellt es vor.
Es gönnten ihr die Musen jede Gunst
Und die Natur erschuf in ihr die Kunst,
So häuft sie willig jeden Reiz auf sich,
Und selbst dein Name, ziert, Corona, dich.
Sie tritt herbei. Seht sie gefällig stehn!
Nur absichtslos, doch wie mit Absicht schön,
Und hoch erstaunt seht Ihr in ihr vereint
Ein Ideal, das Künstlern nur erscheint.
Wie sehr hatten sich, als Goethe's Römische Iphigenie
jetzt zur Darstellung kam, die Zeiten geändert. Christiane
Vulpius saß unter den Zuschauern. Corona lag, als Iphi-
genie von Frau Voß damals gespielt wurde, an der Brust-
krankheit darnieder, die sie vor dem nächsten Winter fortnahm.
Ihrer Nachfolgerin fehlte, Falk's Kritik zufolge^), Stille,
Ruhe, tragische Hoheit. Den übrigen Darstellern mehr oder
weniger in derselben Weise das, worauf es zuerst ankam.
Goethe wollte das Stück nicht einstudiren.
Und auch diese Erinnerung darf nicht unbeachtet bleiben.
Bei den Anfängen feiner Iphigenie war, wie wir sahen,
i) „Kleine Abhandlungen, die Poesie und die Kunst betreffend."
Von I. D. Falk. Weimar 1808. S. 111 ff. Falk pflegt übrigens
ehrenvoller behandelt zu werden, als er seinen Kritiken nach verdient.
 
Annotationen