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Park. Diese Aussicht wird nie verbaut werden können; das
Haus wird immer in einer gewissen Abgeschiedenheit von den
übrigen sich getrennt halten. Es ist in der einfachen Archi-
tektur aufgeführt, die manchen Bauwerken des zur Neige sich
senkenden vorigen Jahrhunderts eigen ist, in einer gewissen
Anlehnung an die Antike, nicht aber Nachahmung ihrer For-
men. Es dient, sieht man beim ersten Ueberblick, öffent-
lichen Zwecken und unnöthiger Zierrath sollte vermieden wer-
den. Diesen Willen bekunden auch die Jnnenräume, deren
Ornamentation dem zarten und bescheidenen Geschmacks ent-
spricht, den wir nach Louis XVI. benennen. Die Säle sind
geräumig und licht; zu wünschen wäre, daß die jetzt waltende
Einfachheit ihnen in alle Zukunft hinein erhalten bleibe. In
der That bilden die im Treppenhause stehenden Büsten
Goethe's und Schiller's den einzigen bildlichen Schmuck des
Hauses: es soll wissenschaftlichem Dienste geweiht sein.
Nur an einer Stelle ist davon abgesehen worden. Neben
dem Arbeitszimmer des Directors wird ein salonartig aus-
gestatteter Raum als „Wartezimmer" bezeichnet. Hier herrscht
Eleganz. Offenbar hat die Großherzogin Sophie an sich oder
an besondere Gäste gedacht, die bei der Besichtigung des In-
stitutes einen behaglichen Ruheplatz da fänden. Dieser Raum
bezeugt in meinen Augen den höchst persönlichen Antheil der
Stifterin an ihrem Werke. Sie selbst wollte sich als Herrin
hier zu Hause fühlen. Die Großherzogin Sophie hatte für
die Aeußerlichkeiten des Lebens Sinn. Ihr Wohngemach im
Schlosse oder auch im Belvedere, wenn sie dort Audienzen
gab, zeigte einen gewissen Reichthum an dem, was die Zim-
mer einer Dame bequem zu machen pflegt, und gab Denen,
die es betraten, das Gefühl, sie seien nicht in einem belie-
Park. Diese Aussicht wird nie verbaut werden können; das
Haus wird immer in einer gewissen Abgeschiedenheit von den
übrigen sich getrennt halten. Es ist in der einfachen Archi-
tektur aufgeführt, die manchen Bauwerken des zur Neige sich
senkenden vorigen Jahrhunderts eigen ist, in einer gewissen
Anlehnung an die Antike, nicht aber Nachahmung ihrer For-
men. Es dient, sieht man beim ersten Ueberblick, öffent-
lichen Zwecken und unnöthiger Zierrath sollte vermieden wer-
den. Diesen Willen bekunden auch die Jnnenräume, deren
Ornamentation dem zarten und bescheidenen Geschmacks ent-
spricht, den wir nach Louis XVI. benennen. Die Säle sind
geräumig und licht; zu wünschen wäre, daß die jetzt waltende
Einfachheit ihnen in alle Zukunft hinein erhalten bleibe. In
der That bilden die im Treppenhause stehenden Büsten
Goethe's und Schiller's den einzigen bildlichen Schmuck des
Hauses: es soll wissenschaftlichem Dienste geweiht sein.
Nur an einer Stelle ist davon abgesehen worden. Neben
dem Arbeitszimmer des Directors wird ein salonartig aus-
gestatteter Raum als „Wartezimmer" bezeichnet. Hier herrscht
Eleganz. Offenbar hat die Großherzogin Sophie an sich oder
an besondere Gäste gedacht, die bei der Besichtigung des In-
stitutes einen behaglichen Ruheplatz da fänden. Dieser Raum
bezeugt in meinen Augen den höchst persönlichen Antheil der
Stifterin an ihrem Werke. Sie selbst wollte sich als Herrin
hier zu Hause fühlen. Die Großherzogin Sophie hatte für
die Aeußerlichkeiten des Lebens Sinn. Ihr Wohngemach im
Schlosse oder auch im Belvedere, wenn sie dort Audienzen
gab, zeigte einen gewissen Reichthum an dem, was die Zim-
mer einer Dame bequem zu machen pflegt, und gab Denen,
die es betraten, das Gefühl, sie seien nicht in einem belie-