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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0160
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Zeit beherrschten, haben hier den Palast empfangen, den
Deutschland ihnen schuldete. Deutsche Fürsten und Fürstinnen
sind es gewesen, denen Goethe und Schiller im Leben für
die glückliche Wendung ihrer irdischen Schicksale in hohem
Maße verpflichtet waren, eine deutsche Fürstin hat nun das
Letzte für sie gethan. Ich sehe im Geiste diese Räume von
Arbeitenden erfüllt, wie auch von Solchen, die nur ein Ge-
fühl der Ehrfurcht sie betreten läßt. Diese werden dann auch
die Inschrift vermissen, die dem Hause noch fehlt, und die
ich hier nicht im Voraus auszusprechen habe.
„Das Goethe-Schiller-Archiv erhebt sich wie eine Cita-
delle über der Stadt. Mag Weimar auch noch so breit ein-
mal das Thal ausfüllen, immer werden Stille und Einsam-
keit, die die Beschlitzerinnen geistiger Arbeit sind, hier walten.
Die Einfachheit, die im Inneren überall mehr empfunden
wird, als daß sie sichtbar hervorträte, wird immer dieselbe
bleiben: Pracht würde sich abnutzen, das Weiß der Wände
und der Einrichtung dagegen läßt sich in ursprünglicher Frische
stets erhalten. Ich denke mir Goethe diese Treppen empor-
steigend oder Schiller aus diesen Fenstern in die Bäume her-
absehend : ein wie freundliches Gefühl der Befriedigung würde
sie erfüllt haben, wenn ihre Phantasie diese Wohnräume
ihrer Schriften als etwas Zukünftiges ihnen vorgespiegelt
hätte.
„Ich halte ein, um diese Zeilen nicht zu einem prosai-
schen Gedichte von unendlichen Reihen werden zu lassen; denn
wer von Goethe und Schiller spricht, würde von allen
geistigen Gütern sprechen müssen, die Deutschland theuer sind.
Was ich hier geben will, sind nur die Gefühle eines Ein-
zelnen, der das von Eurer Königlichen Hoheit erbaute Haus
 
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