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hoher Politik, fünf Elemente, die in einander verwoben
wurden, lassen sich abgetrennt von Carl August's staats-
männischem Walten für sich betrachten: sie bildeten den eigent-
lichen Grund und Boden, auf dem das Goethe-Schiller-Archiv
heute als symbolisches Gesammtmouumeut der regierenden
Familie sich erhebt. Carl August war, so betrachtet, nur der
Erbe ihrer Bestrebungen, ihres ästhetischen Feingefühles und
festen Willens. Dieselbe Mischung zarten Verständnisses und
rücksichtslos regierenden Eingreifens zeigt sein Charakter: Carl
August setzte die geistig-praktische Thätigkeit der Blutter sein
Leben laug doch nur fort. Neben ihm waltete die Herzogin
Luise, die mehr im Sinne der Hausfrau Sichwiderstrebendes
verband und milderte, immer aber innerhalb des Kreises der
großartigen Naturen, von denen sie umgeben war, ihre Stel-
lung wahrte. 1806, als der Herzog, ihr Gemahl, flüchten
mußte, und Anna Amalia nach Eisenach sich zurückzog, trat
sie in Weimar allein Napoleon entgegen. An ihr Urtheil
dachte Goethe bei seinen Weimaraner Werken. Ihr huldigte
Herder. Sie beschützte und förderte Schiller. Weniger Saiten
tönten bei ihr als bei Anna Amalia, aber sie gaben vielleicht
noch volleren Ton an. Was diese drei Naturen einst als die
Urmelodie des Weimarischen Lebens angegeben haben, blieb
lebendig und hat bis auf heute fortgetönt. Man durfte wohl
sagen, die Kaiserin Augusta, Luisens Enkelin, habe ein Stück
Weimar nach Berlin mit fortgenommen. Eine ganz besondere
Vereinigung von ästhetischem Genüsse mit kühl eingreifender,
aber still wirkender Energie erfüllte die Kaiserin. Die Kaiserin
Augusta empfand sofort, wenn ini wechselnden Gedränge der
allgemeinen Interessen, das sie umgab, Einzelheiten sich empor-
hoben, welchen Personen oder Angelegenheiten eine vitale
hoher Politik, fünf Elemente, die in einander verwoben
wurden, lassen sich abgetrennt von Carl August's staats-
männischem Walten für sich betrachten: sie bildeten den eigent-
lichen Grund und Boden, auf dem das Goethe-Schiller-Archiv
heute als symbolisches Gesammtmouumeut der regierenden
Familie sich erhebt. Carl August war, so betrachtet, nur der
Erbe ihrer Bestrebungen, ihres ästhetischen Feingefühles und
festen Willens. Dieselbe Mischung zarten Verständnisses und
rücksichtslos regierenden Eingreifens zeigt sein Charakter: Carl
August setzte die geistig-praktische Thätigkeit der Blutter sein
Leben laug doch nur fort. Neben ihm waltete die Herzogin
Luise, die mehr im Sinne der Hausfrau Sichwiderstrebendes
verband und milderte, immer aber innerhalb des Kreises der
großartigen Naturen, von denen sie umgeben war, ihre Stel-
lung wahrte. 1806, als der Herzog, ihr Gemahl, flüchten
mußte, und Anna Amalia nach Eisenach sich zurückzog, trat
sie in Weimar allein Napoleon entgegen. An ihr Urtheil
dachte Goethe bei seinen Weimaraner Werken. Ihr huldigte
Herder. Sie beschützte und förderte Schiller. Weniger Saiten
tönten bei ihr als bei Anna Amalia, aber sie gaben vielleicht
noch volleren Ton an. Was diese drei Naturen einst als die
Urmelodie des Weimarischen Lebens angegeben haben, blieb
lebendig und hat bis auf heute fortgetönt. Man durfte wohl
sagen, die Kaiserin Augusta, Luisens Enkelin, habe ein Stück
Weimar nach Berlin mit fortgenommen. Eine ganz besondere
Vereinigung von ästhetischem Genüsse mit kühl eingreifender,
aber still wirkender Energie erfüllte die Kaiserin. Die Kaiserin
Augusta empfand sofort, wenn ini wechselnden Gedränge der
allgemeinen Interessen, das sie umgab, Einzelheiten sich empor-
hoben, welchen Personen oder Angelegenheiten eine vitale