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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0230
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206

Gewiß hat Hehn das Italien seiner Zeit, aus dem er
über das Paris Louis Philipp's wieder nach Hause reiste,
schön und farbig und sonnig beschrieben, und uns heute, die
wir es nicht mehr so sehen, bietet er ein historisches Bilder-
buch, das anmuthiger nicht colorirt werden konnte. Das Buch
schließt mit einer idealen Anrede an einen der liebenswürdigsten
unter den Dialern jenes Italiens, Leopold Robert, dessen Ge-
mälde heute noch in Kupferstichen weit verbreitet sind. Das
war noch das Hesperien der Sonnenuntergänge, der Mond-
nächte, der Mandolinen, der Tarantellen und der großen Ver-
gangenheit. Jedes Lorbeerblatt schien unsichtbare Worte der
großen Dichter zu tragen, die da einst litten oder glücklich
waren. In einem Edelsteinkasten kostbarer Erinnerungen
schwelgten wir, die uns glänzend durch die Finger rollten.
Das Buch verlockt fortzulesen. Ich hatte es schon in einzelnen
Blättern vor Augen gehabt, und es fesselte mich von Neuem.
Hehn's Sprache ist das Product edlen Studiums. Die Alten
und Goethe hat er gelesen. Auf jeder Seite klingt uns die
Erinnerung an diese beiden Quellen entgegen, die sich zu
lebendigem Flusse in seinen Sätzen vereinigen. Beim Vor-
lesen wird das besonders sich zeigen, denn dazu können diese
Seiten zumal empfohlen werden.
Die ursprüngliche erste Form haben Hehn's Reisebilder,
wie der Herausgeber im Vorworte uns belehrt, nicht ganz
behalten: im Jahre 1841 und 1842 wurde die Umarbeitung
einiger Theile vorgenommen. Hehn's vierundzwanzig Jahre
später erschienenes „Italien" läßt Land und Leute und den
Verfasser selbst uns anders entgegentreten, und lebte er heute
noch, so würden seine Anschauungen wahrscheinlich eine dritte
Umbildung aufweisen. Italien hat sich, seitdem es in die
 
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