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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0266
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heit liegenden Ideale heute in der Zukunft liegen. Wir
glauben an ein Emporblühen der germanischen Gedanken. An
Früchte, die sie tragen werden. An ein endliches Zusammenwirken
der Völker, deren Blutsverwandtschaft täglich mehr empfunden
wird. Wir würden, wollten wir der Jugend heute immer
nur den unaufhaltsamen Untergang des Bestehenden in die
Gedanken bringen, uns unsere schönsten Hoffnungen fort-
nehmen. Denn die große Lehre der Geschichte wäre, daß alles
auch in Zukunft Errungene doch nur wieder zu Grunde gehe.
IX.
Wenn ein Lehrer von einer neuen Anschauung der Dinge
ausgehen soll, so muß sie vorher in ihm selbst lebendig ge-
worden sein. Es würde nichts nützen, angehende Lehrer, die
von anderen Gedanken erfüllt die Universität verlassen, durch
nachträglichen Zwang zu nöthigen, in der Classe vorzutragen,
was sie selbst nicht billigen. Der Studirende muß auf eine
freiere, mehr dem eigenen Ermessen entspringende Ordnung
des historischen Unterrichts vorbereitet werden und auf der
Universität schon wissen, welche Aufgabe ihm bevorstehe. Er-
wirb seinen Studiengang danach einzurichten haben, und auch
die Prüfungen werden dies berücksichtigen.
Ich habe gefunden, daß, wenn von dem Unzureichenden
der bisherigen Art unseres historischen Unterrichts die Rede
ist, was über diese Dinge im vertraulichen Gespräche geäußert
wird, milder und versöhnlicher klingt, als Gedrucktes sich
liest. Es ist, als trüge die ältere Generation Scheu, offen
anzuerkennen, wie sehr sie die Unhaltbarkeit des Bestehenden
empfinde. Und es handelt sich doch vielmehr um die Form
als um die Sache. Ohne Philologie, und zwar classische
 
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