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es in voller Arbeitskraft nicht viel weiter als bis zum acht-
zigsten Jahre, die höchste Gunst des Schicksals kann nicht
länger genossen werden.
Von all diesen Vortheilen ward Treitschke keiner zu Theil.
Er mußte sich durchschlagen. Nicht kläglich, aber in vollen
Waffen, wie ein junger kräftiger Mann, dem die Welt offen
steht, aber dem auch viele Hindernisse sich entgegenstemmen
und dem nur ein einziger ungeheurer Vortheil gewährt war:
daß alle Herzen stets ihn: entgegen flogen. Mitten in der
Jugend traf der furchtbare Schlag ihn, das Gehör zu ver-
lieren, aber einer gewaltigen Natur wie der feinigen konnte
es gelingen, auch das zu verwinden. Seine Arbeitskraft war
eine grenzenlose. Ein höheres Alter zu erleben ist ihm ver-
sagt gewesen. Aber er steht beinahe jugendlich vor uns.
Curtius, vereint mit Otfried Müller, hat auf dem Ge-
biete der deutschen Gelehrsamkeit die Blüthezeit der auf
Griechenland gerichteten Wissenschaft neu begründet und hat
sie ausgelebt. Nicht den geringsten Theil der ihnen zufallen-
den Vortheile hatte Winckelmann ein Jahrhundert früher ge-
nossen, der die archäologischen Studien zuerst betrieb; auch
Welcker erkämpfte mit vielen Mühen erst, daß sie in Deutsch-
land den Rang einer Fachwissenschaft auf Universitäten er-
hielten. Otfried Müller fetzte Welcker's Bemühungen in Göt-
tingen siegreich fort, wurde in der Kraft seines Daseins aber
unterbrochen. Curtius trat die Erbschaft dieser Vorgänger
an und erschöpfte sie bis zum Grunde. Aus denr, was seine
Vorgänger nur als günstige Stimmung förderte, war endlich
eine Begeisterung bei uns geworden, die ihn trug. Das Ein-
treten von ganz Europa für das in den zwanziger Jahren
sich befreiende junge Griechenland zeigte zuerst die Jntensivi-
es in voller Arbeitskraft nicht viel weiter als bis zum acht-
zigsten Jahre, die höchste Gunst des Schicksals kann nicht
länger genossen werden.
Von all diesen Vortheilen ward Treitschke keiner zu Theil.
Er mußte sich durchschlagen. Nicht kläglich, aber in vollen
Waffen, wie ein junger kräftiger Mann, dem die Welt offen
steht, aber dem auch viele Hindernisse sich entgegenstemmen
und dem nur ein einziger ungeheurer Vortheil gewährt war:
daß alle Herzen stets ihn: entgegen flogen. Mitten in der
Jugend traf der furchtbare Schlag ihn, das Gehör zu ver-
lieren, aber einer gewaltigen Natur wie der feinigen konnte
es gelingen, auch das zu verwinden. Seine Arbeitskraft war
eine grenzenlose. Ein höheres Alter zu erleben ist ihm ver-
sagt gewesen. Aber er steht beinahe jugendlich vor uns.
Curtius, vereint mit Otfried Müller, hat auf dem Ge-
biete der deutschen Gelehrsamkeit die Blüthezeit der auf
Griechenland gerichteten Wissenschaft neu begründet und hat
sie ausgelebt. Nicht den geringsten Theil der ihnen zufallen-
den Vortheile hatte Winckelmann ein Jahrhundert früher ge-
nossen, der die archäologischen Studien zuerst betrieb; auch
Welcker erkämpfte mit vielen Mühen erst, daß sie in Deutsch-
land den Rang einer Fachwissenschaft auf Universitäten er-
hielten. Otfried Müller fetzte Welcker's Bemühungen in Göt-
tingen siegreich fort, wurde in der Kraft seines Daseins aber
unterbrochen. Curtius trat die Erbschaft dieser Vorgänger
an und erschöpfte sie bis zum Grunde. Aus denr, was seine
Vorgänger nur als günstige Stimmung förderte, war endlich
eine Begeisterung bei uns geworden, die ihn trug. Das Ein-
treten von ganz Europa für das in den zwanziger Jahren
sich befreiende junge Griechenland zeigte zuerst die Jntensivi-