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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0286
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seinem Zorn. Er schonte Niemand. Aber er riß seine Zu-
hörer mit sich fort. Das Feuer, das er in ihnen entzündete,
brannte weiter. Das Siegreiche seiner Natur sprühte von
seiner Stirne. Er würde ein Volk durch Meer und Wüste
geleitet haben. Wenige sind so geliebt, aber auch so gehaßt
worden wie er.
Diese drei geschichtslehrenden Professoren an unserer
Universität konnten keine Nachfolger haben. Sie sprachen
sich aus, jeder seiner Natur, seinen Erfahrungen und feiner
Fähigkeit nach. Sie waren reich an Kenntnissen, jeder jedoch
nutzte sie seiner Art nach aus. Jeder schrieb seinen Stil.
Das läßt sich nicht ablernen und nachthun. Sie hatten einen
gewaltigen Drang, sich mitzutheilen, und waren dankbar fiir
willige Annahme ihrer Meinungen. Sie waren freundlich
und vertraulich im Verkehr. Sie suchten ihre Zuhörer zu
fördern. Sie erkannten das Verdienst an, wo sie ihn: be-
gegneten. Sie suchten ihre Gegner nicht zu unterdrücken. Sie
hatten keine Partei und keine Parteigenossen. Sie sprachen
ihre Meinung aus. In ihrem Auftreten lag etwas Vor-
bildliches. Sie sahen in der Wissenschaft die höchste Blüte
des deutschen Geistes. Sie traten ein für ihre Würde.
 
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