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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0294
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Welch' Leben; welch' Gelächter, das der Nachtwind
Weit mit sich führte — unerschöpflich war er.
Mit tausend Knoten knüpft' er meines Herzens
Gespinnst an seines — lieben mußt' ich ihn.
Weit in der Ferne lag, was sonst an Freunden
Mich einst umgab, begraben, staubzerfallen.
Nur er lebendig, er mit Lebenswärme
Mich ganz umhüllend und mein Leben hätt' er
Für seines fordern dürfen-da, ein Tag! -

Denkt euch, von einer Felsenspitze säh't ihr
Weit über's lichte Meer. Von ferne käme
Ein Schiff, und plötzlich neigt' es sich und sänke
Lautlos vor deinen Augen in die Tiefe!
Nichts anders ringsumher: dasselbe Meer,
Dieselbe Sonne: nur von diesen Segeln
Nicht mehr getragen! — Za, so war's — da stand ich.
Und Stille um mich her, die mich verhöhnte.
Warum? Was war geschehn? —: der Traum war aus!
Und das nur blieb: nie würd' ich wieder träumen!
Und doch! Ein volles Glas! Ein Hoch dem Manne,
Der als barmherz'ger, edler Samariter
Mich aufnahm und, von ew'ger Freundschaft mir
Ein köstlich Vierteljahr zu Christtag schenkend,
Treu blieb — sich selbst! —
 
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