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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0328
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Dante, Homer und Shakespeare entschieden werden, so würde
Dante den beiden Anderen gegenüber an dem Mangel leiden,
daß die Oiviua Ooiumoäiu uns als Ganzes fremd und sogar
beängstigend anblickt. Der Kampf vor Troja, die Heimfahrt
des Odysseus, die verschiedenen Ereignisse, deren Mittelpunkt
Hamlet, Julia, Cordelia, Imogen, Macbeth sind, gehen uns
an, als erlebten wir sie mit: Dante's Fahrten in die Bereiche
der Hölle und des Himmels sind seltsame Abenteuer, die uns
in ihrem Verlaufe theilnahmslos lassen. Und ferner, während
Homer und Shakespeare Charaktere vor uns sich entwickeln
lassen, steigen sie bei Dante nur auf, uni wieder zu ver-
schwinden. Und drittens, während Homer und Shakespeare
als Persönlichkeiten uns anziehen, stößt Dante uns eher ab.
Eine gewisse Kühle umgibt ihn. Er ist unbarmherzig. Er
haßt. Goethe's Gefühl ihm gegenüber, das aus einer Mischung
von Abneigung und Bewunderung bestand, ist verständlich.
Ich unterbreche die Betrachtung Dante's hier, um auf
einen der Artikel zu kommen, der als Theil des in Be-
sprechung stehenden Buches für den deutschen Leser auch
übrigens von Interesse ist.
Diese, wie ich mich belehren lasse, von einem Counts
hergestellte Sammlung von 559 Biographien der Männer,
welche der Philosoph Comte als Repräsentanten der Mensch-
heitsentwicklung aus dem allgemeinen Vorrathe zusammen-
gesucht hat, ist ein Versuch, sich über die vorhandene Geschichts-
literatur zu erheben. Dem deutschen Auge muß auffallen,
daß Deutschen, welche an der allgemeinen Menschheitsentwick-
lung als meistbetheiligt anzusehen wären, unter den 558
Plätzen nur 32 zu Theil geworden sind. Und zwar: Beet-
hoven, Euler, Fichte, Friedrich dem Großen, Geßner, Gluck,
 
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