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alter und wie jedes folgende die Erbschaft des vorhergehenden antrat.
Doch diese wissenschaftlichen Bemühungen brachten ihn nicht bis zur
genauen Erforschung der Entwicklungsgesetze, und sein Protestantismus
ließ ihn das Mittelalter ebenso mißverstehen, wie Voltaire und Condorcet
es mißverstanden hatten."
Herder war, wie Jedermann weiß, nie Professor in Göt-
tingen. Empfing auch niemals Unterstützung zu philosophischen
Studien vom Herzog von Sachsen-Weimar, sondern wurde
als Hofprediger von ihm nach Weimar berufen, wo er starb.
Ich weiß nichts von den heutigen Vertretern der Comte'-
schen Philosophie, was die deutsche Literaturgeschichte anlangt,
aber sie könnten ohne Schaden etwas mehr Wissen hegen.
Goethe's Würdigung übrigens ist eingehender.
4. Luca Signorelli's Illustrationen zu Dante's vivtna
Eornrnsäia. Zum ersten Male herausgegeben von Franz
Xaver Kraus. Freiburg i. B., Akademische Verlagsbuchhand-
lung von I. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Klein Folio 38
Seiten. 1892.
Der Einfluß, den Dante auf die Phantasie der bildenden
Künstler gehabt hat, läßt sich nicht besprechen ohne die
italienische Kunst zum Ausgangspunkt zu nehmen. Der Gang
der Dinge jedoch ist hier ein anderer gewesen als man glauben
sollte. Im Trecento und Quattrocento treten uns die un-
geheuren unter- und überirdischen Räume, welche der Dichter
durchmißt, malerisch dargestellt in wenig phantastischer Art
entgegen. Weder die verschiedenen Grade der Finsternisse,
noch die der sich überbietenden Lichtwelt hat man auch nur
anzudeuten versucht, sondern die Scenen spielen sich in sehr
mäßigen Größeverhältnissen bei mäßigem Tageslichte ab.
Dante hat das Aussehen eines ruhig stehenden oder wandelnden,
in Betrachtung versenkten Mannes. Vergleichen wir damit
alter und wie jedes folgende die Erbschaft des vorhergehenden antrat.
Doch diese wissenschaftlichen Bemühungen brachten ihn nicht bis zur
genauen Erforschung der Entwicklungsgesetze, und sein Protestantismus
ließ ihn das Mittelalter ebenso mißverstehen, wie Voltaire und Condorcet
es mißverstanden hatten."
Herder war, wie Jedermann weiß, nie Professor in Göt-
tingen. Empfing auch niemals Unterstützung zu philosophischen
Studien vom Herzog von Sachsen-Weimar, sondern wurde
als Hofprediger von ihm nach Weimar berufen, wo er starb.
Ich weiß nichts von den heutigen Vertretern der Comte'-
schen Philosophie, was die deutsche Literaturgeschichte anlangt,
aber sie könnten ohne Schaden etwas mehr Wissen hegen.
Goethe's Würdigung übrigens ist eingehender.
4. Luca Signorelli's Illustrationen zu Dante's vivtna
Eornrnsäia. Zum ersten Male herausgegeben von Franz
Xaver Kraus. Freiburg i. B., Akademische Verlagsbuchhand-
lung von I. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Klein Folio 38
Seiten. 1892.
Der Einfluß, den Dante auf die Phantasie der bildenden
Künstler gehabt hat, läßt sich nicht besprechen ohne die
italienische Kunst zum Ausgangspunkt zu nehmen. Der Gang
der Dinge jedoch ist hier ein anderer gewesen als man glauben
sollte. Im Trecento und Quattrocento treten uns die un-
geheuren unter- und überirdischen Räume, welche der Dichter
durchmißt, malerisch dargestellt in wenig phantastischer Art
entgegen. Weder die verschiedenen Grade der Finsternisse,
noch die der sich überbietenden Lichtwelt hat man auch nur
anzudeuten versucht, sondern die Scenen spielen sich in sehr
mäßigen Größeverhältnissen bei mäßigem Tageslichte ab.
Dante hat das Aussehen eines ruhig stehenden oder wandelnden,
in Betrachtung versenkten Mannes. Vergleichen wir damit