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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0331
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das Heutige, so haben Delacroix und später Dors dem Publi-
cum mit ganz anderen Effecten der Dichtung Genüge zu leisten
gesucht.
Einen, in den Einzelnheiten schwindenden, in seinem Total-
effect dagegen mir unvergeßlichen Anblick bot die vor zwei
Jahren in Trient zusammengebrachte Ausstellung von Modellen
für eine dort zu errichtende Statue des Dichters: vierzig oder
fünfzig Versuche, in Figur und Piedestal Dante als den In-
begriff einer fanatischen nationalen Verehrung zu formen.
Eine Art von Chaos bildhauerischer Phantasie. Von Zimmer
zu Zimmer fortschreitend, hatte ich neue Jncarnationen dieser
Träume vor Augen. Einige von überraschender Grandiosität,
aber auch diese nicht frei von dem Anfluge wunderlicher Über-
spanntheit, der uns in Italien in verschiedenster Gestalt heute
begegnet.
Die Publication, die hier anzuzeigen ist, hat nichts davon.
Luca Signorelli brachte unter seinen Malereien im Dome
von Orvieto eine Reihe kleiner, predellenartiger Compositionen
an, welche zum Theil Scenen aus Dante's Ivcksrno illustriren.
Die meisten sind derartig überschmiert, daß man sie heute
dem Meister selbst nicht zuschreiben möchte. Was er im
Sinne hatte, zeigt am besten jedoch eine ihnen zugehörige
Studienzeichnung einer einzigen Gestalt seiner Hand, ein
schönes Blatt, bei dessen Anblick wir ermessen, wie Signorelli
arbeitete.
Kraus hat in den Anmerkungen das hier in Betracht
Kommende besprochen. Ich verweise darauf und hätte nichts
Zuzufügen.
Nur in einem Punkte möchte ich die Dinge für weniger
abgeschlossen halten als er. Er bespricht die Bildnisse Dante's,
 
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