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Versalien und Gemeinen gemischte Schrift gilt, dürfen Sie sich nun nicht als absolut fest-
stehend denken, denn oft enden die Unterlängen, die sogenannten Schwänze, der kleinen
Buchstahen der ersten Zeile dicht über den Oberlängen der nächsten Zeile, beinahe inein-
ander übergehend, oft sogar zusammenlaufend. In diesem Falle ist also der Abstand
zwischen den Endungen der Unterlängen und dem Beginn der Oberlängen ein anderer als
allgemein. Bei Beginn von Schriftübungen ist es nützlich, sich solche Liniaturen, wie die
Beschriebenen, vorzuzeichnen. Es braucht dies nicht bei jeder Übung von neuem zu ge-
schehen, Sie tun gut, sich eine Art von dauernd verwendbarem Linienblatt mit Ausziehtusche
herzustellen, auf dem allerdings die Liniaturen so kräftig gezogen sein müßten, daß sie
durch dünnes Schreibpapier oder Detailzeichenpapier noch durchscheinen können. Auf
einer solchen Unterlage können Sie jederzeit, ohne sich erst mit komplizierten Einteilungen
abgeben zu müssen, arbeiten. Je nach der auszuführenden Schrifthöhe muß natürlich die
Liniatur eine andere sein, daher werden Sie, wenn Sie viele verschiedene Schriften schreiben,
verschiedene solcher Linienblätter zur Verfügung haben müssen. Es ist sehr zweckmäßig,
solchen Linienblättern auch gleich eine Raumeinteilung für den Schriftspiegel zu geben,
d. h. den oberen und unteren Abstand zwischen Papierrand und Textbeginn, sowie die
Seitenränder in einem dem Auge angenehmen Verhältnis einzuzeichnen. Die Verhältnisse
von Schriftspiegel und Rändern sind verschieden berechnet worden; in den nachstehenden
Angaben stüße ich mich auf die Ausführungen, die der größte der lebenden Schriftkünstler,
der schon genannte Künstler Prof. Rudolf Koch in seinem sehr instruktiven und darum für
jeden Schriftschreiber empfehlenswerten Werk „Das Schreiben als Kunstfertigkeit“, Verlag
des Deutschen Buchgewerbe-Vereins in Leipzig, gemacht hat. Koch berechnet bei einem
Blattformat von 43 cm Höhe und 34 cm Breite für die Seitenränder je 6/4 cm freien Rand,
für den oberen Rand ebenfalls 6V cm, für den unteren Rand aber etwas über 10 cm.

In Parenthese möchte ich an dieser Stelle, da vom Liniieren und Einteilen die Rede ist,
einflechten, was Koch in seinem oben genannten Werk von ersterem sagt: „Es kommt vor,
daß Schüler leichter das Schreiben lernen als das Liniieren, und mancher lernt es nie.“ Ich
erwähne dies nur, um Ihnen zu zeigen, wie wichtig ein so großer Meister, der sein Gebiet
vollendet beherrscht, solche Arbeiten einschäßt, über die der Anfänger oft glaubt hinweg-
schreiten zu können. Auf eine äußerst sorgsame Einteilung und Liniierung müssen Sie also
beim Schriftschreiben und natürlich auch beim Schriftzeichnen besonderes Gewicht legen.
Das Liniieren und Einteilen muß vorsichtig unter Verwendung von einem nicht zu weichen,
aber leicht abradierbaren Bleistift bester Qualität geschehen. Alle Abmessungen werden
am besten mit dem Stechzirkel, also einem Zirkel mit zwei Metallspißen, vorgenommen und
in das Papier eingestochen. Dieses Verfahren ist genauer als das Verfahren von Abmessun-
gen mit dem Lineal oder durch Papierstreifen.

Ich habe Ihnen schon vom Format gesprochen, aber es scheint mir hier die Stelle, Sie
auf die genormten Papierformate, Formate für Drucksachen wie Prospekte, Bücher usw.
hinzuweisen, die unter dem Namen Dinformate sich immer mehr und mehr bei uns ein-
biirgern. Solche Normungen sind zu begrüßen, wird doch damit einem chaotischen Zustand
ein Ende bereitet, bei dem jeder in der Festseßung von Formaten beliebig verfuhr. Ich
nenne Ihnen nachstehend die Dinformate der Reihe A, die für Drucksachen des Gebrauchs
die wichtigsten sind.

Beim Dinformat ist der Quadratmeter in ein Rechteck verwandelt, dessen Seiten nach
dem Verhältnis von 1 : j/2 errechnet wurden. Dieses Rechteck hat demnach ein Format von
841 :1189 mm und wird mit A0 bezeichnet. Fortlaufendes Halbieren des Rechteckes ergibt
die nachstehenden Dinformate.

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