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DER BUCHUMSCHLAG

EINLEITUNG

Jede Frucht hat eine Hülle oder Schale. Wenn diese auch noch so dünn ist, sie hat doch
immer den Zweck, den Kern möglichst vor Beschädigungen zu schützen. Zu dem gleichen
Zweck hat das Buch einen Einband oder Umschlag.

Mit dem letjteren wollen wir uns nachher beschäftigen. Es wird auch gut sein, Ihnen
etwas allgemeines über den Einband zu sagen.

Bessere, auf der Heftlade mit Fäden gebundene Bücher haben, um den eigentlichen kost-
baren Einband vor Beschädigung zu schiitjcn, noch einen besonderen, nur umgeschlagenen
Umschlag.

Da das bessere Buch vielfach in Leder, Pergament, Seide oder Leinen gebunden wird, so
ist es nicht immer gut möglich, in der Ausschmückung dieses Einbandes auf den Inhalt
bezügliche Darstellungen anzubringen. Man gibt deshalb dem besser ausgestatteten Buch-
einband einen Buchumschlag aus einem leichten Papier oder dergleichen, der eine möglichst
charakteristische Darstellung des Buchinhalts zeigt.

Das gute, teure Buch hat also zwei Umschläge, eineu festen Einband und einen darum-
gelegten Umschlag.

Bei weniger kostbaren Büchern, Broschüren usw., die maschinenmäßig, im Gegensatj zu
den mit der Hand auf der Heftlade gebundenen, nur mit Draht geheftet sind, wie dieses
Heft oder Zeitschriften, die in einem regelmäßigen Zeitabschnitt erscheinen, bildet der
Umschlag gleichzeitig den Einband. Der Buchumschlag soll, wie schon angedeutet, den
Charakter des Buchinhalts von außen auf den ersten Blick, ohne erst lange vom Inhalt
Kenntnis nehmen zu müssen, erkennen lassen, er muß also möglichst einprägsam gestaltet
sein. Sein Schmuck soll, ähnlich wie das Signet und Warenzeichen, einen Extrakt des Buch-
inhalts geben.

Damit Sie auch einen ungefähren Eindruck haben, welche Mühe und Arbeit die Her-
stellung eines gutgebundenen Buches verursacht, will ich Ihnen den technischen Vorgang
ganz kurz schildern.

Die in Abb. 397—398 gezeigten Bucheinbände sind in Leder ausgeführt. Die Buchblätter
werden auf der Heftlade mittels Garn geheftet. Durch die beim Heften entstehenden
Ösen, Abb. 399, werden lose Fäden, die etwa 3 bis 4 cm über die Buchdecke hinausragen,
gezogen. Diese das Buch zusammenhaltenden Fäden nennt man Bünde. Das nun fertig-
geheftete Buch wird in eine Presse getan und der Rand sauber mittels einer besonderen
Maschine glatt geschnitten, was man auch beschneiden nennt. Hierauf wird das eingespannte
Buch am Heftrand mittels eines Holzhammers so lange an den Kanten geklopft, bis die
gewünschte vordere Ausrundung erreicht ist, Abb. 399. In den inzwischen fertiggestellten
Deckel wird das geheftete Buch hineingelegt und die Bünde auf den Deckel aufgeklebt, besser

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