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DER BRIEFKOPF

EINLEITUNG

Es gibt ein altes Sprichwort, das heißt: Kleider machen Leute. Genau so oder doch sehr
ähnlich ist es mit dem Briefkopf und dem Aufdruck des Briefumschlags.

Wie man einen Menschen auf den ersten Blick nach seiner Kleidung beurteilt und ein-
schätjt, so wird man auch nach dem Briefkopf, auf den ersten Blick hin, den Absender des-
selben bewerten.

Wie der Anzug kann auch der Briefkopf täuschen. Dies wird aber niemand hindern,
sich gutsißende, aus besten Stoffen verfertigte Kleider und ebensowenig, gute, geschmack-
volle Briefköpfe anfertigen zu lassen.

Der Briefkopf ist also eine Art Aushängeschild.

Er soll dem Briefempfänger schon auf den ersten Blick zeigen, mit wem er es zu tun
hat, welcher Art der Absender ist, was er treibt, was er verkauft, was er herstellt, wie sein
künstlerischer Geschmack im allgemeinen ist und anderes.

All dies muß möglichst klar, kurz und übersichtlich aus dem Briefkopf hervorgehen.

In der sogenannten guten alten Zeit wurden die Briefköpfe in verzierten Buchdruck-
schriften gesetzt, in sauberem Stahlstich gestochen oder von Lithographen in Steindruck
hergestellt. Die Leute hatten damals viel Zeit, und deshalb macht der Briefkopf der da-
maligen Zeit auf uns einen sehr behäbigen, akkuraten Eindruck, auch darum, weil das darauf
Gesagte und Gezeigte eine recht beträchtliche Breite einnimmt.

War der Brief Schreiber Inhaber einer Fabrik, so wurde diese möglichst naturgetreu mit
Eisenbahnanschlußgleisen, mit Lieferwagen, mit sämtlichen auf Ausstellungen erhaltenen
Medaillen und Preisen gezeigt. Diese wurden, damit sie in der Zahl einen größeren Eindruck
machten, mit Vor- und Rückseite abgebildet, kurz, es wurde alles möglichst langatmig, be-
häbig und breit vorgetragen. Die Menschen hatten ja Zeit, sich das alles genau anzusehen.

In unserer heutigen, ganz auf Sachlichkeit gestellten Zeit, wo alles schnell und exakt
gesagt und getan werden muß, hat auch der Briefkopf einen ganz anderen Charakter be-
kommen und ist ein ganz anderer geworden, wie Sie aus den nachstehenden Abbildungen
ersehen werden.

Ein Stil entwickelt sich immer aus den Lebensbedingungen eines Volkes und den be-
treffenden Zeitanforderungen. So ist es auch mit dem Briefkopf.

Seit etwa dem Jahre 1871, als Deutschland den Krieg gegen Frankreich gewonnen hatte,
begann ein Aufstieg in der Gestaltung des Briefkopfes.

Was vordem geschaffen ist, zeigt, wie schon gesagt, eine gewisse Behaglichkeit, gepaart
mit Nüchternheit.

Der Briefkopf wurde, wie ich schon sagte, vom Lithographen gefertigt bzw. vom Stecher
in Stahlstich hergestellt, die sich hierzu möglichst konventioneller Schreibschriften bedien-

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Briefköpfe

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