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N. 48.


Heidelberger

Jahrbücher der Literatur.


Heinroth über die Wahrheit.

(BejcA/ü y\f.)

Der erste Schritt in das Reich der Wahrheit ist eine auf-
richtige Selbsterkenntnis. Ist diese wirklich eingetreten, so
erscheinen uns gerade unsere hochfahrendsten Wissenschaften
als eitel und ihre Bestrebungen als dünkelhaft. Der zweite
Schritt zur Erkenntnis der Wahrheit ist das Geständnis un-
serer Unwissenheit. Wir müssen nicht seihst etwas wissen
wollen, sondern uns von dein Geiste Gottes führen lassen,
der uns in alle erkennbare Wahrheit leitet, und dieser Geist
sagt uns, dafs die Welt eine Offenbarung Gottes ist, und dafs
wir Gott zum Freunde haben, wenn wir seinen Willen thun,
und dafs ihn zum Freunde zu haben, unser ewiges Heil ist,
und dafs Gott unser Heil will, indem er will, dafs wir seine
Kinder heifsen u. s. w. Aber-und nun verfällt der Vf.
wieder in seine auf die vielfachste Weise ausgedrückten Kla-
gen , dafs die Menschen von diesem Geiste sich nicht wollen
leiten lassen, und damit endet dieses Buch.
Das vierte und letzte Buch erörtert, wie Eingangs
schon erwähnt wurde, das Verhältnifs der Wahrheit zu dem
Menschen. Auch es enthält, wie die vorhergehenden, acht
Kapitel. Das erste Kapitel führt dieUeberschrift: Offenba-
rung, als Grundverhältnifs der Wahrheit zum Menschen. Die
gegenständliche Wahrheit ist ein Gegebenes. Wir Menschen
sind die Empfänger dieses-Gegebenen, folglich verhält die
Wahrheit sich zu uns als Gebendes und ist für uns ein Gege-
benes. Alles dem Bewufstseyn Gegebene ist aber Offenba-
rung (5. 309.), folglich ist das nächste Verhältnifs der Wahr-
heit zu uns Offenbarung, übersinnliche Offenbarung. Offen-
barung aber kann nicht gedacht werden ohne ein Offenbaren-
des, ein Wirkendes, und Thätiges; das, was dieses Wir-
kende wirkt, ist Lehensanregung, folglich mufs es selbst
Leben besitzen, mufs Intelligenz seyn, denn auch wir leben

XIX. Jahrg. 8. Heft.

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