LXXIIt
Erwiederung auf eine Art von Antikritik in der
Allg.Lit.Ztg.1826.113.
Der Recensent der sehr lohensWerthen Schrift von Frandsen, H a r u s<-
pices betitelt, hat in diesen Jahrbüchern ( 1826. Feb. S. 203) dem
Styl des Hr. Fr. das ciasssische Coiorit abgesprochen, und unter andern
auch den Ausdruck getadelt: ( S. 49 )
at Studio forsitan aedificandi templorum per-
m o t u s ^
Darüber fährt nun ein Anonymus in der genannten Lztg. heraus, spricht
mit Verachtung von den grammatischen Studien des Hdlbgr. Recensenten,
rückt ihm den wirklichen Kenner derLatinität, Hm. Prof. Heinrich
in Bonn^ Vor, welcher dieselbe Construction dem Hrn. Prof. Twesten in
Kiel (in dessen Comm. de Hesiodo; Kiel I8l5. p. 72.) ößentiich zum
Lobe angerechnet habe, und verweist den Recensenten wegen der Con-
struction des Gerundiums mit dem Genitiv sowohl Singularis als PJuralis
auf Terent. Heaut. pro!. 29. Lucret. V. 1224. Varro R. R^ II. I. Suet.
Aug. 98- Cic. Inv^ II. 2. Tim. 9- Phil. V. 3^ Verr. IV. 47- ja sogar de
Div. II. 17 ; (die letztere Stelle wahrscheinlich, (ungeachtet sie gar nicht
hierher gehört, da dort ein Pronomen ist, welche Fälle Zumpt L. Gr.
5. A. §. 660. vgl. $. 661- mit Recht Unterscheidet) in der humanen Ab-
sicht, damit der Rec. in seiner zu erwartenden Ausgabe des Cic. de Div.
sich nicht durch eineEmendation oder einen Tadel des Cicero blatnire;)
endlich aufseclis grammatische Werke: Sanctius, Scheller, Gro-
tefend, Zumpt, Ruddimann, Ramshorn. Also acht Stellen
aus Klassikern, und ein Heer von Grammatikern sollen den Recensenten
belehren, oder, woran mehr zu liegen scheint, ihn und die Redaction,
die so unwissende Recensenten bestellt, zu Schanden machen. Nur Scha-
de, dafs diese Gelehrsamkeit so gar wohlfeil zu haben war, und doch
im besten Falle nichts beweist, als dafs es einige Stellen gebe (denn
alle jene Grammatiker haben fast keine andern Stellen, als eben die,
welche der Antikritiker aus ihnen , namentlich aus Zumpt 5 , und aus
Rudimann 3, ausgeschrieben hat ) wo auch Klassiker unregelmäfsig und
so construiren, dafs man mit Mühe Gründe zu ihrer Rechtfertigung auf-
suchen mufs, wo dann der eine Grammatiker diesen, der andere einen
andern Rechtfertigungsgrund aufHndet (man sehe nur Perizonius zum
Sanctius, vergh mit Zumpt) Vor deren Nachahmung aber nicht mit Un-
recht gewarnt wird. S. Ruddimann II. S. 246. Oder ist dem Antikri-
tiker nicht bekannt , dafs selbst bei Cicero eine ganze Anzahl von ein-
zelnen Wörtern und Constructionen vorkommt, von denen man mit Recht
sagt : hac sunt observanda, nec vero imitända? Rec. kannte
die vom Hrn. Antikritiker so freundlich dargebotenen Stellen schon vor
25 Jahren, als Schüler des Gymnasiums, aus dergrofsen Schellerschen
Grammatik (3 Auü. S; 689- f. ) und aus des ehrlichen alten Güntheri
latinitas restituta 11. p. 433- bis 439 : hat seit 15 Jahren als Lehrer aus
Neigung und aus Pflicht sich mit allen neuern Gramatiken bekannt ge-
macht, die Zumptschein allen fünf Auflagen gelesen, und oft mit Schü-
lern durchgegangen; aber niemals sich entschliefsen können, etwas an
einem neuern Lateinschreiber zu billigen, oder gar für eine Schönheit
zu halten, Was erst mühsamer Erklärung und Entschuldigung bed;-rf,
was immer nUraus denseibigen wenigen Stellen citirt wird, und Was höher
auch Zwar noch anmehrern Stellen stand, aber durch eine gesunde
Kritik längstau sgemerzt wurde. Oder sollen wir etwa Cic. luscc. V. 25
wieder her stellen : Studium incendit illius aeternitatis im i -
t a nd i — ? Cic. in Vatin. 15- 36. protinciae decernendr po -
Erwiederung auf eine Art von Antikritik in der
Allg.Lit.Ztg.1826.113.
Der Recensent der sehr lohensWerthen Schrift von Frandsen, H a r u s<-
pices betitelt, hat in diesen Jahrbüchern ( 1826. Feb. S. 203) dem
Styl des Hr. Fr. das ciasssische Coiorit abgesprochen, und unter andern
auch den Ausdruck getadelt: ( S. 49 )
at Studio forsitan aedificandi templorum per-
m o t u s ^
Darüber fährt nun ein Anonymus in der genannten Lztg. heraus, spricht
mit Verachtung von den grammatischen Studien des Hdlbgr. Recensenten,
rückt ihm den wirklichen Kenner derLatinität, Hm. Prof. Heinrich
in Bonn^ Vor, welcher dieselbe Construction dem Hrn. Prof. Twesten in
Kiel (in dessen Comm. de Hesiodo; Kiel I8l5. p. 72.) ößentiich zum
Lobe angerechnet habe, und verweist den Recensenten wegen der Con-
struction des Gerundiums mit dem Genitiv sowohl Singularis als PJuralis
auf Terent. Heaut. pro!. 29. Lucret. V. 1224. Varro R. R^ II. I. Suet.
Aug. 98- Cic. Inv^ II. 2. Tim. 9- Phil. V. 3^ Verr. IV. 47- ja sogar de
Div. II. 17 ; (die letztere Stelle wahrscheinlich, (ungeachtet sie gar nicht
hierher gehört, da dort ein Pronomen ist, welche Fälle Zumpt L. Gr.
5. A. §. 660. vgl. $. 661- mit Recht Unterscheidet) in der humanen Ab-
sicht, damit der Rec. in seiner zu erwartenden Ausgabe des Cic. de Div.
sich nicht durch eineEmendation oder einen Tadel des Cicero blatnire;)
endlich aufseclis grammatische Werke: Sanctius, Scheller, Gro-
tefend, Zumpt, Ruddimann, Ramshorn. Also acht Stellen
aus Klassikern, und ein Heer von Grammatikern sollen den Recensenten
belehren, oder, woran mehr zu liegen scheint, ihn und die Redaction,
die so unwissende Recensenten bestellt, zu Schanden machen. Nur Scha-
de, dafs diese Gelehrsamkeit so gar wohlfeil zu haben war, und doch
im besten Falle nichts beweist, als dafs es einige Stellen gebe (denn
alle jene Grammatiker haben fast keine andern Stellen, als eben die,
welche der Antikritiker aus ihnen , namentlich aus Zumpt 5 , und aus
Rudimann 3, ausgeschrieben hat ) wo auch Klassiker unregelmäfsig und
so construiren, dafs man mit Mühe Gründe zu ihrer Rechtfertigung auf-
suchen mufs, wo dann der eine Grammatiker diesen, der andere einen
andern Rechtfertigungsgrund aufHndet (man sehe nur Perizonius zum
Sanctius, vergh mit Zumpt) Vor deren Nachahmung aber nicht mit Un-
recht gewarnt wird. S. Ruddimann II. S. 246. Oder ist dem Antikri-
tiker nicht bekannt , dafs selbst bei Cicero eine ganze Anzahl von ein-
zelnen Wörtern und Constructionen vorkommt, von denen man mit Recht
sagt : hac sunt observanda, nec vero imitända? Rec. kannte
die vom Hrn. Antikritiker so freundlich dargebotenen Stellen schon vor
25 Jahren, als Schüler des Gymnasiums, aus dergrofsen Schellerschen
Grammatik (3 Auü. S; 689- f. ) und aus des ehrlichen alten Güntheri
latinitas restituta 11. p. 433- bis 439 : hat seit 15 Jahren als Lehrer aus
Neigung und aus Pflicht sich mit allen neuern Gramatiken bekannt ge-
macht, die Zumptschein allen fünf Auflagen gelesen, und oft mit Schü-
lern durchgegangen; aber niemals sich entschliefsen können, etwas an
einem neuern Lateinschreiber zu billigen, oder gar für eine Schönheit
zu halten, Was erst mühsamer Erklärung und Entschuldigung bed;-rf,
was immer nUraus denseibigen wenigen Stellen citirt wird, und Was höher
auch Zwar noch anmehrern Stellen stand, aber durch eine gesunde
Kritik längstau sgemerzt wurde. Oder sollen wir etwa Cic. luscc. V. 25
wieder her stellen : Studium incendit illius aeternitatis im i -
t a nd i — ? Cic. in Vatin. 15- 36. protinciae decernendr po -