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Wuttke: Besitzergreifung Schlesiens, 1. Theil. 5I§
Schlesien ausgeführt im zweiten Paragraph. Den Uebergang zu
den Einzelnheiten von Schlesien macht der Verf. S. 87. mit fol-
genden Worten:
Auch in Schlesien war die einheimische Geistlichkeit tief ge-
sunken. Auf einer hohen Stufe äusserer Macht fehlte ihr doch
innere Stärke, Die überwiegende Mehrzahl ihrer Glieder war un-
wissend im höchsten Grade, dünkte sich, statt Träger der Sittlich-
keit zu seyn, deren Gebieter, und lebte unbekümmert um ihres
Standes und Amtes wahre Pflichten, indem sie allein die Aeusser-
lichkeiten der Religionsübungen mechanisch vollzog, roh und sit-
tenlos. Klosterleben, Zucht, Gehorsam gegen die Obern Waren
die einzigen Begriffe, welche sie mit dem Worte Religion verbin-
den zu müssen wähnte (wird durch eine Note erläutert). Gesetzt
aber auch, sie hätte sich im letzten Jahrhundert nicht wesentlich
verschlimmert, so wurde doch viel grösserer Anstoss gegeben, weil der
Laienstand an Bildung im ausserordentlichen Masse zugenommen
hatte und damit zu grösserer Mündigkeit herangereift war. Da-
rauf folgen hernach, begleitet von gelehrten Belegen in den No-
ten, die sehr anziehenden Specialnachrichten über den Zustand der
Religion in Schlesien unmittelbar vor der Reformation und wäh-
rend der ersten Jahre derselben. Der Verf. zeigt, dass das Volk
ganz unzufrieden mit der Geistlichkeit war, dass ein Herzog von
Sagan bei seiner Anwesenheit in Rom das Anerbieten der Zulas-
sung zum Fusskusse mit schnöden Worten ablehnte und derglei-
chen. Dies macht den Uebergang zum dritten Paragraphen, wo
von den vorbereitenden Predigten und Bewegungen der Reforma«^
tion in Schlesien die Rede ist. Der Verf. weist nach, was Ref.
immer vermuthet hatte, dass unmittelbar nach den ersten Auftrit-
ten in Wittenberg Luther’s Predigt zunächst in die Orte drang,
wo man mit den hussitiseben Lehren bekannt war. S. 106;
Ein Anhänger hussitischer Meinungen, der Freiherr Zedlitz,
der in steten Händeln mit der Aebtissia von Striegau und den
Geistlichen seiner Gegend lebte, war es, der zuerst im Jahre 1518
auf seinem Schlosse in Neukirch nach Luthers Sinne predigen
liess. Er sendete an ihn mit Aufträgen zwei Brüder Wittner,
mit denen Martin Luther ihm als Seelsorger einen Augustiner«*
mönch schickte, den Goldberger Melchior Hofmann. Nicht lange
darauf begann schon in der Nähe von Breslau Ambrosius Kreu-
sigk, der Pfarrherr zu Wohl au, Luthers Lehre zu predigen. Wie
dies der Bischof erfuhr, musste er nach Breslau, wurde in einen
 
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