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Horns und Chamisso’s Leben und Schriften.

gend, und seiner spätem Jahre bis zum Tode, ein Mann, der von
Anbeginn auf der Seite seiner Gesinnung und seines literarischen
Strebens stand. Auf diese Weise ist uns Beider Leben aus der
lautersten Quelle geflossen, denn zur innigsten Liebe und Freund-
schaft gesellt sich bei beiden Berichterstattern ein unbefangener
Geist, strenge Wahrheitsliebe und die Fähigkeit klarer, lebendiger
und edler Darstellung.
Kindheit und Jugend beider Schriftsteller hätte vom Geschick
nicht verschiedener angelegt werden können. Chamisso, ein
halbes Jahr älter als Horn, stammte aus einem französischen Adels-
geschlechte, dessen Name von einer verschwundenen Stadt her-
rührt, die als Cambisonum, zu Karl’s des Grossen Zeit, bei Cha-
tillon sur Seine, als palatium Regis existirte. Die Familie zeich-
nete sich durch grossen Güterbesitz, treue Anhänglichkeit an ihre
Lehensherrn, die Herzoge von Lothringen, Verwaltung bedeuten-
der Aemter, eheliche Verbindungen, durch welche sie mit König
Christian IV. von Dänemark, Karl IV. Herzog von Lothringen,
Johann Sigismund, Kurfürsten von Brandenburg in Verwandtschaft
kam, glänzend aus, und noch der Grossvater des Dichters wurde
durch seine Heirath mit den Königen von Frankreich, Spanien und
Neapel — im zwölften Grade verschwägert.
Adelbert (eigentlich Louis Charles Adelaide) von Cha-
misso, geboren in der letzten Woche des Januar 1781 auf dem
Schlosse Boncourt in der Champagne, getauft daselbst am 31. Jan.
war einer der jüngern Söhne seines Vaters, Louis Marie Comte
de Chamisso, Vicomte d’Ormond, Seigneur de Boncourt etc. Capi-
taine au Regiment Royal etranger Cavallerie, Chevalier de l’Ördre
militaire de St. Louis, puis (1792) Lieutenant Colonel aide de Camp
du Marechal de Broglie, und seiner Mutter Marie Anne Gargam.
Franz Horn aber, geb. zu Braunschweig am 30. Jul. 1781,
stammte väterlicher Seits aus einer ehrenwerthen Bürgerfamilie,
die um die Zeit des 30-jährigen Krieges, angeblich aus Schweden
übergesiedelt, dann in der brandenburgischen Altmark ansässig
gewesen. Sein frühverwaister Vater hatte als Ingenieur im Dien-
ste des Herzogs K. W. F. von Braunschweig einen Theil des
7-jährigen Krieges mitgemacht, und lebte seine letzten 30 Jahre
als Senator und Oberzahlmeister in Braunschweig. Horn’s müt-
terlicher Grossvater war ein Herr von Meierhof, Rittmeister unter
der hannoverschen Garde. Horn war das jüngste Kind seiner
Eltern und verlor die Mutter in seinem sechsten Lebensjahre*
 
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