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642 Trechsei: Gesell. d. sehweizerisch-reformirten Kirche,
rungen an denNapoleonisch-französischen Unfug*) **) schritt-
lings den leidigen Föderalismus bekämpfen und zurückdrängen
hindert bei den Schweizern das Souveränitätsgelüste der
Religionen, Verfassungen, Landschaften, Städte und politischen
Parteien jede auch nur erträgliche Concentratio n. Die schö-
nen und theuer erkauften Lehren der Vergangenheit, wie sie na-
mentlich die Helvetische Revolution und Mediationszeit ßonapar-
te's liefert, werden von dem zerbröckelnden Princip der verein-
zelnden Interessen über Bord geworfen und die einzigen Bande
des aus dem Herzen in die Fingerspitzen hineingetriebenen Ge-
sammtlebens, die Erörterungen und Beschlüsse der Tagsatzung,
abgestreigt, zerhackt und in alle vier Winde zerstreut. Es ist die
höchste Zeit, sich hier aufzuraffen und wenigstens im kirohlich-
reformirten Kreise von dem einigenden, starren Katholicis-
mus für die erste Nothdurft zu lernen. Man gebe daher den Ge-
danken an besondere Landeskirchen auf und suche, gleich
wie es die Jesuiten für ihre Rechnung thun^ ohne Unduldsamkeit,
aber mit entschiedenem Streben nach Einigung, die protestan-
tischen Kantone einem consensus Helvetieus, durch Schriftwerk und
Tbat anzunähern, bessere nach den Bedürfnissen der Zeit die
Helretische Confession und berücksichtige dabei für unwesent-
liche Gegenstände die Ansprüche des örtlichen Herkommens! Mit
diesem zwar saehgemässen, aber bei den weltlichen und geistli-
chen Eifersüchteleien jedenfalls fruchtlosen Wunsch gehet Ref.
zur kurzen Anzeige der wichtigsten Aufsätze über.
Die erste Abhandlung, betitelt: Christian Michel und
seine Anhänger, von Prof. Zyro in Bern, liefert einen nütz-
lichen, auf Thatsachen und psychologischen Betrachtungen ruhen-
den Beitrag zur Kenntniss jenes neuesten Sectenwesens, wei-
ches bald als vornehm elegante Muckerei, bald als rohe, bei
etlichen Jung-Teutschen philosophisch ausgebildete Emancipa-
tionstheorie des Fleisches und unter andern seltsamen Namen
häufig auftauehte, aber glücklicherweise an dem gesunden Sinn
des Volks und obrigkeitlicher Dazwischenkunft eben so oft schei-
terte. Der schicklichste Name für diese vielfach verzweigten Be-
kenner der Güter- und Weibergemeinschaft, des mystisch-bibli-
schen Grübelns und Harrens auf den jüngsten Tag etc. hat be-

*) Andere urtheilen anders und wollen dem grossen Kaiser auf dem
Kreuzberge bei Berlin ein Monument errichten.
 
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