Heidelberger Jahrbücher der Literatur (42,1.1849)

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Ir. 2. HEIDELBERGER 1849.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


«8. >1. Wagncr’s liebensnacliricliten und
Briefe von A. Koelle.

(Schluss.)
Er tröstet sich und seine Freunde im hundert und vierzehnten Briefe
mit folgenden Worten :
„Was man Ihnen in Betreff meiner Nichtanerkennung vom Publikum
sagt, ist mit Erlaubnis der gelehrten Herren, die Yermuthlich das Rechte
nicht gern aussprechen wollen, reine Saalbaderei. Bei Kant, Fichte und
Schelling war das Publikum noch wie ein Kind, das die Gluth, die es
sah, durch Wedeln dabei beschwichtigen will; jetzt ist es so gescheit
geworden, einzusehen, dass man dadurch die Gluth nur zur Flamme auf-
bläst, und will durch Stillschweigen über mich unterdrücken, weil es
nach den drei Herren, die es glücklich wieder losgeworden ist, keinen
vierten mehr zu brauchen glaubt, und nicht einsieht, dass dieser vierte,
sobald er gekrönt worden, die Krone niederlegen würde.“
Er fand jedoch Schützer an einigen der angesehensten Beamten in
Würzburg; z. B. der nachherige Bundestagsgesandte von Lerchenfeld und
der Freiherr von Andrian, nahmen sich s einer an. Der Generalkommissär
Yon Asbeck bewirkte um 1817, dass sein Gehalt auf 1200 Gulden er-
höht ward, er nahm es aber seinen Collegen sehr übel, dass sie dagegen
stimmten, dass er Professor der Geschichte werde. Vielleicht hätte er
es mit mehr Recht werden können, als hundert Andere; so lange aber
die alte Definition der Geschichte, historia est memoria rerum gestarum
et causarum quibus eae continentur, galt, konnte er, selbst wenn man an-
nimmt, dass er dem zweiten Theil der Definition entsprach, doch nimmer
dem Ganzen entsprechen. Für Wagner’s Philosophie hat Referent gaf
keinen Sinn, er sieht aber ein, dass, wenn er hätte herabsteigen und
gleich andern Alltagsmenschen über Geschichte reden wollen, er aller-
dings ein guter Lehrer der Geschichte hätte sein können. Dazu würde er
sich aber nie verstanden haben, er wollte Alles geistig schaffen, und ver-
gass, dass die Geschichte den Weltlauf oder die Schöpfungen Gottes in
der Zeit nur ruhig betrachten, nicht aber machen oder zurechtmachen soll»
XLII. Jahrg. 1. Doppelheft. %