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Nr. 16.

HEIDELBERGER

1849.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Roniangi Der neueste Pantheismus.

(Schluss.)
Wir glauben, dass es dem religiösen Leben der Schweiz nicht
schaden, sondern im Gegentheile förderlich sein wird, wenn andere
und freiere Ansichten, zumal gerade in diesem Lande, wo das ortho-
dox-calvinische Element bisher so vorherrschend war, neben den auf die
alte Auctorität gebauten, stabil kirchlichen Dogmen sich entwickeln
können. Ein Anderes ist die Religion als Confession im Sym-
bole aufgefasst und von praktischen Theologen dem Volke dargestellt
und ein Anderes die Theologie. Diese ist Wissenschaft, und muss
auch den Glauben zum Wissen zu erheben suchen; sonst unterscheidet
sich die Theologie vom Catechismus höchstens dadurch, dass die erstere
den letztem vielleicht in eine etwas geniessbarere Form bringt*, aber
die Materie ist ganz und gar dieselbe. Die Wissenschaft darf vor keinem
Resultate zittern, zu dem ihre Forschung führen kann; sie darf nicht
schon von vorneherein das Ziel vor Augen haben, zu dem ihre Unter-
suchung führen muss. Was würde man z. B. zu einem Theologen sagen,
der mit dem Zweifeln scheinbar anfängt, aber, während er sich zu zwei-
feln stellt, mit seinem ganzen System fix und fertig geworden ist? Ge-
rade die Verschiedenheit und möglichst freie Entwickelung der Ansichten
hat ein Reiben verschiedenartiger Kräfte zur Folge, welches nothwendig
zur Förderung der Wissenschaft beitragen muss. Vieles gehört vor das
Forum der Wissenschaft, und ist dieser förderlich, was dem grossen Hau-
fen der Ungebildeten und Nichtdenkenden ohne die selbst forschende Vor-
bereitung nur schädlich sein kann.
Darum können wir es auch drittens nicht billigen, dass der
Verfasser Alles auf die Schultern Zell er’s und Biedermann’s legt,
da er immer die Schweiz im Auge hat, was eigentlich nicht von die-
sen, sondern von Feuerbach, Vischer, Strauss, Bruno Bauer,
Stirn er und Andern kommt. Unter denen, welche, auf dem Systeme
Hegels fortbauend, zu der modernen Kritik übergingen, ist ein gros-
ser Unterschied in den Behauptungen, und man darf keinem der Jung-
XLII. Jahrg. 2. Doppelheft. 16
 
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