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Nr. 7. HEIDELBERGER 1849.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Delecluze: Dante JJgliierl.

(Schluss.)
Der Verf. hebt noch weiterhin die Analogien zwischen Dante und
dem heil. Thomas hervor, und kommt dann wieder zu seinem eigent-
lichen Gegenstände, dem Frauencultus zurück, in welchem sich alle re-
ligiösen, mystischen, sinnlichen und zum Theil auch politischen Anregun-
gen des Mittelalters concentrirt hatten. Der Verf. weist nach, wie auch
Dante in dieser Zeitrichtung befangen war, ihr aber mit seinem gewal-
tigen Geist eine höhere Weihe gab, und sie zu höheren Zwecken be-
nutzte. Es wird auf den Triumph aufmerksam gemacht, welchen Beatrice
in der Div. Commedia über die beiden andern Führer Dante’s, den Virgil
und den heil. Bernhard, feiert, wie Dante so oft und gern bei ihrer
äussern Erscheinung verweilt, worin sich die ganze Glorie des Himmels
abspiegelt, immer mit einem Anflug von Erinnerung an das ehemals ge-
liebte irdische Weib. „ Der Ernst ihrer Werke ist immer durch die Gra-
zie ihres Lächelns gemildert, und von dem Augenblick an, wo sie von
dem Empyreum auf den Gipfel des Fegfeuerbergs herabsteigt, um ihrem
geistig Geliebten zur Führerin zu dienen, führt sie abwechselnd die
Sprache einer Philosophin und einer Heiligen, ohne jedoch zuweilen das
Hülfsmittel einer gewissen weltlichen Coquetterie zu verachten, sie zeigt
sich sogar eifersüchtig, um der Wahrheit bessern Eingang in das noch
etwas irdische Herz ihres Geliebten zu verschaffen.“
Referent war überrascht, hier einer Idee zu begegnen, auf die er
bei seinem letzten Studium des Dante auf anderm Wege gerathen war,
die er sich aber als noch unreif vorläufig notirte, um bessere Forschun-
gen darüber anzustellen, nämlich dass die Beatrice auch unter jener Frau
zu verstehen sei, welche im Convito die Figur der Weisheit oder Philo-
sophie vorstellt. Die vielfache, verschiedene und schillernde Natur der
Beatrice, welche eine so mächtige Herrschaft über uns ausübt, ist der
wesentliche Ausdruck der Gedanken und Gefühle, welche in dem Geist
und Herzen Dante’s von seiner Kindheit an bis zu dem reifem Alter auf
einander gefolgt sind, und wenn man die drei seiner Schriften, worin
XUI. Jahrg. 1. Doppolheft. 7
 
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