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Nr. 20. HEIDELBERGER 1849.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Kurze Anzeigen.

(Schluss.)
Nicht minder unterrichtet er uns über die Literatur und die Sagen über
den E.gesterstein, so wie über die Zeichnungen, die man von demselben hat,
un(* ^ren letzte und vollkommenste die von Ernst von Bändel sind; und fügt
er sieb n Urkunden bei.
^ber die natürliche Beschaffenheit dieser Felsen und über die Menschen-
arbeit ui^ Bildwerke an denselben haben wir bereits genugsam in diesen
unsern Ja^büchern gesprochen. Der Name, den man gar verschieden geschrie-
ben hat, a*. Agistersleyn, Agisterstein, Egesternstein, Egesterenstein, Egheste-
renstenn, Eg steren steyn, Eggesterensteyn, Picarum rupes vulgo Exteren-
stein, Egisters„jn seu Exterstein, Externstein, u. s. w. wird eben so ver-
schieden erklärt. ]yjan leitet denselben her: von der alten deutschen Göttin
Eostra oder Easte.^ von dem Exterbache, oder dem Dorfe Exter, von dem mit
„Eichenholzung“ gleichbedeutenden Echster, von Egge, d. i. der Benennung jedes
langgestreckten, steron? scharfkantigen Bergrückens, und von Agis-dor d. h.,
Schreckens-Thor-Steil. Herr Helwing selbst erkennt, dem Hamelmann folgend,
für die allein richtige En;iärung die von dem Vogel Wtlier Nieder-
deutsch Aeckster, Häckster ^ hiesa und noch heisst, und hält die Benen-
nung der Felsen für gleich bedeutend mit Rupes picarum, Elsternstein. Die
neueste und wohl richtigste Ableitung des Namens dieser Felsen kannten
alle die Schriftsteller, welche bisher über denselben geschrieben haben, noch
gar nicht. Diese gibt uns Jakob Grimm in seiner erst ganz kürzlich erschiene-
nen Geschichte der deutschen Sprache. In derselben sagt er nämlich Seite 657
und 658: „In den Urkunden steht Agisterstein, Egesterenstein; für den viel
gedeuteten namen läge doch nichts näher als das ahd. und gewiss auch alts. egester
egesteren ergestere nudius tertius, ags. aergistran, nhd. vorgestern, ehegestern;
was dem gestern voraus geht, bezeichnet lange Vergangenheit, es sind felsen,
nicht von heute, auch nicht von gestern, sondern vor gestern, aus grauem
a 11 e r t h u m.“
Aber welches war nun die ursprüngliche und spätere Bestimmung der
Menschenarbeit und Bildwerke an diesen Felsen? — Herr Helwing verwirft
unbedingt jede alte heidnische, religiöse oder politische. Er spricht zuerst aus,
was sie nicht gewesen seien. Er sagt: man darf nicht annehmen, [Karl der
Grosse habe den der heidnischen Abgötterei gewidmeten Eggesterstein in einen
Gott geweiheten, mit den Bildnissen der Apostel gezierten Altar verwandelt;
und er war in Sonderheit nie dem Dienste der Göttin Easter gewidmet; er war
eben so wenig der Hauptsitz eines vermeinten Lichtdienstes der alten Deutschen;
XLII, Jahrg. & Doppelheft. SO
 
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