Lincoln : The works of Ilorace.
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selbst, der in seinem Zusammenhang erfasst und gelesen werden
will. In ähnlicher Weise wird die Prosa, namentlich die Geschicht-
schreibung, uns vorgeführt; als letzter Theil des Ganzen folgt £S.
379 ff.) ein Abriss der Kunstgeschichte, der für die Zwecke, für die
er bestimmt ist, eben so hinreichend befunden werden wird. Zur
Vollständigkeit des Gesammtbildes würde man noch eine Darstellung
der Religion und des Cullus, so wie des häuslichen Lebens und
was dazu gehört, erwartet haben; die Unterbrechung, welche die
Vorträge durch den Ausbruch des Krieges im Jahr 1809 erlitten,
hat wohl auch hier störend eingewirkt und die Bearbeitung dieser
Theile in eine Ferne gerückt, in der sie später nicht mehr aufge-
nommen ward und somit gänzlich unterblieben ist. Wir haben diess
gewiss zu bedauern, wollen aber darum nicht undankbar sein gegen
das, was uns hier aus dem Nachlass eines Mannes geboten wird,
der wohl ein halbes Jahrhundert, wie Wenige unter uns für
wahre, auf die classischen Studien des Alterthums gestützte Geistes-
bildung und ächte Humanität gewirkt hat.
Die äussere Ausstattung des Buches kann demselben nur zur
Empfehlung gereichen.
The works of Horace: with English Notes. For the use of Schools
and Colleges. By J. L. Lincoln, Professor of the Latin lan-
guage and liierature in Brown University. New-York: D. Apple-
ton et Company 200. Philadelphia: Geo. S. Appleton 164 Chesnut-
St. XXXVIII. und 575 S. in 8. (Die Vorrede mit dem Datum
des 22. Februar 1851.)
Neben so Manchem, was die deutsche Philologie für die Er-
klärung, wie für die Texteskritik des Horatius in jeder Hinsicht
geleistet hat, dürfte es wohl auch verstattet seyn, einen Blick auf
das zu werfen, was jenseits des grossen Weltmeeres für diesen
Dichter in neuester Zeit geschehen ist, um so mehr, als man dort
überhaupt immer mehr in den Kreis der Studien des classischen Al-
terlhums, die mehr oder minder ein Eigenthum der alten Welt wa-
ren, eintritt, und namentlich in den an verschiedenen Orten be-
findlichen höheren Bildungsanstalten die Pflege der classischen Studien
in einer Weise betreibt, welche uns aufs Erfreulichste zeigen kann,
dass man auch dort die Bedeutung anerkannt hat, welche für jede
Art von wissenschaftlicher Bildung überhaupt in diesen Studien liegt,
dass man daher auch aufs eifrigste bedacht ist, dieselben mit aller
Sorgfalt und Gründlichkeit zu betreiben. Man sucht daher auch dort
mit Allem, was Europa, zunächst Deutschland, auf diesem Gebiete
hervorgebracht hat, sich bekannt zu machen und für die eigenen
Zwecke zu benutzen; Manches davon ist in die Sprache des Landes,
die englische, bereits übergegangen oder in einer, den Verhältnissen
des Landes gemässen Umarbeitung Nationalgut geworden; Anderes
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selbst, der in seinem Zusammenhang erfasst und gelesen werden
will. In ähnlicher Weise wird die Prosa, namentlich die Geschicht-
schreibung, uns vorgeführt; als letzter Theil des Ganzen folgt £S.
379 ff.) ein Abriss der Kunstgeschichte, der für die Zwecke, für die
er bestimmt ist, eben so hinreichend befunden werden wird. Zur
Vollständigkeit des Gesammtbildes würde man noch eine Darstellung
der Religion und des Cullus, so wie des häuslichen Lebens und
was dazu gehört, erwartet haben; die Unterbrechung, welche die
Vorträge durch den Ausbruch des Krieges im Jahr 1809 erlitten,
hat wohl auch hier störend eingewirkt und die Bearbeitung dieser
Theile in eine Ferne gerückt, in der sie später nicht mehr aufge-
nommen ward und somit gänzlich unterblieben ist. Wir haben diess
gewiss zu bedauern, wollen aber darum nicht undankbar sein gegen
das, was uns hier aus dem Nachlass eines Mannes geboten wird,
der wohl ein halbes Jahrhundert, wie Wenige unter uns für
wahre, auf die classischen Studien des Alterthums gestützte Geistes-
bildung und ächte Humanität gewirkt hat.
Die äussere Ausstattung des Buches kann demselben nur zur
Empfehlung gereichen.
The works of Horace: with English Notes. For the use of Schools
and Colleges. By J. L. Lincoln, Professor of the Latin lan-
guage and liierature in Brown University. New-York: D. Apple-
ton et Company 200. Philadelphia: Geo. S. Appleton 164 Chesnut-
St. XXXVIII. und 575 S. in 8. (Die Vorrede mit dem Datum
des 22. Februar 1851.)
Neben so Manchem, was die deutsche Philologie für die Er-
klärung, wie für die Texteskritik des Horatius in jeder Hinsicht
geleistet hat, dürfte es wohl auch verstattet seyn, einen Blick auf
das zu werfen, was jenseits des grossen Weltmeeres für diesen
Dichter in neuester Zeit geschehen ist, um so mehr, als man dort
überhaupt immer mehr in den Kreis der Studien des classischen Al-
terlhums, die mehr oder minder ein Eigenthum der alten Welt wa-
ren, eintritt, und namentlich in den an verschiedenen Orten be-
findlichen höheren Bildungsanstalten die Pflege der classischen Studien
in einer Weise betreibt, welche uns aufs Erfreulichste zeigen kann,
dass man auch dort die Bedeutung anerkannt hat, welche für jede
Art von wissenschaftlicher Bildung überhaupt in diesen Studien liegt,
dass man daher auch aufs eifrigste bedacht ist, dieselben mit aller
Sorgfalt und Gründlichkeit zu betreiben. Man sucht daher auch dort
mit Allem, was Europa, zunächst Deutschland, auf diesem Gebiete
hervorgebracht hat, sich bekannt zu machen und für die eigenen
Zwecke zu benutzen; Manches davon ist in die Sprache des Landes,
die englische, bereits übergegangen oder in einer, den Verhältnissen
des Landes gemässen Umarbeitung Nationalgut geworden; Anderes