Euripides von Schöne.
205
Letzteres für πρυμνήσι3 ist gewiss eine sehr leichte Aenderung, und
doch die Forderung schwer zuzugeben, dass man verstehe: ein
heftiger Wind, der sich plötzlich erhob, trieb sie zurück mit dem
Hintertheil des Schiffes, d. h. stiess so gewaltig auf das Schiff, dass
das Hintertheil zurückging.“ Hier ist Alles gezwungen: die An-
nahme des Objekts, die Anwendung des Dativs, die Trennung der
angeblich zusammengehörigen Worte νεώς — πρύμνησιν. In ähnli-
cher Weise seltsam hat Sch. 1346 inlerprelirt σκάφος ταρσού κα-
τηρες πίτυλον έπτερωμένον „das Schiff gerüstet in Bezug auf den
beschwingten Ruderschlag.“ Auch hier entdeckte Hermanns Scharf-
sinn die eigentliche Beschaffenheit des Verderbnisses und hiermit
die Nothwendigkeit, beide jetzt weit auseinanderliegenden Verse zu
verbinden, wobei indess einige Abänderungen ταρσω κατήρει und
παλιμπρυμνηδον (dies aus HesychiusJ getroffen werden mussten. Jetzt
ist die Vorstellung klar. Der Wind treibt des Schiffes beflügelten
Ruderschlag wieder zurück, indem die Matrosen vergebens gegen
die Macht der Elemente kämpfen.
Die Maxime, möglichst conservaliv zu verfahren, tritt beson-
ders bei dem Urtheil über Lücken und interpolirte Verse hervor.
Wir können z. B. dem Herausgeber nicht folgen, wenn er glaubt,
dass die ganz asyndetisch neben einander gestellten Trimeter, Baccb.
651 sq., mit bestimmter Absicht in dieser Fassung dem Pentheus
in einer sonst slichomylhischen Reihe zugelheill seyen, mit grösserer
Wahrscheinlichkeit darf man den Ausfall wenigstens eines wo nicht
dreier Verse annehmen. Das hastige Abbrechen, welches Sch. durch
die totale Vcrbindungslosigkeit gut charakterisirt glaubt, würde der
Dichter durch eine Uebergangsparlikel gemildert haben. Die wun-
derliche Erzählung von dem in ein Stück Aether eingehüllten Dio-
nysus 284—295 unterbricht die Aufzählung der Gaben des Gottes
und hat blos auf einen Vers in der vorhergehenden Rede des Pen-
theus Bezug, dem 243 die Worte εκείνος εν μηρω ποτ έρράφη Διός
beigelegt sind. Das έρράφη der Handschriften hebt alle Verbindung
mit den Versen vor und nach auf, aber wenn auch έρράφθαι diesen
Anstoss beseitigt, wird wenigstens die Relation von ος έκποροΰται
zu Διόνυσον θεόν unterbrochen oder doch verdunkelt, daher man zu
der Annahme berechtigt seyn dürfte, der einzelne Vers und Satz
sey eben jener Fabel zu lieb, um einen Anknüpfungspunkt zu haben,
hier eingeschoben worden. Weder hierüber, noch zu 180 ist mit
einem Wort das gegründete Bedenken ausgedrückt; letzterer Vers
ist aus 858 fabricirt und sehr übel angebracht , dessgleichen 715,
wo ώς δεινά δ. θ. έ. ganz aus der Nähe stammt (vgl. 666} und
keine Stelle in der Beralhung, wie Agaue aus der Schaar der Mä-
naden entführt werden möge, finden kann. Bacch. 1027 χρησ-
τοΤσι δ. σ. τ. δ. ist schwerlich von Euripides selbst aus Medea 54
wiederholt. Iph. 124 vervollständigt Sch. nach eigener Konjektur,
indem er σπέρμ1 Ατρείδαν schreibt. Dann wäre Iphigenie Enkelin
eines Atriden oder auch ihre Mutter gehörte diesem Geschlecht an. Da
205
Letzteres für πρυμνήσι3 ist gewiss eine sehr leichte Aenderung, und
doch die Forderung schwer zuzugeben, dass man verstehe: ein
heftiger Wind, der sich plötzlich erhob, trieb sie zurück mit dem
Hintertheil des Schiffes, d. h. stiess so gewaltig auf das Schiff, dass
das Hintertheil zurückging.“ Hier ist Alles gezwungen: die An-
nahme des Objekts, die Anwendung des Dativs, die Trennung der
angeblich zusammengehörigen Worte νεώς — πρύμνησιν. In ähnli-
cher Weise seltsam hat Sch. 1346 inlerprelirt σκάφος ταρσού κα-
τηρες πίτυλον έπτερωμένον „das Schiff gerüstet in Bezug auf den
beschwingten Ruderschlag.“ Auch hier entdeckte Hermanns Scharf-
sinn die eigentliche Beschaffenheit des Verderbnisses und hiermit
die Nothwendigkeit, beide jetzt weit auseinanderliegenden Verse zu
verbinden, wobei indess einige Abänderungen ταρσω κατήρει und
παλιμπρυμνηδον (dies aus HesychiusJ getroffen werden mussten. Jetzt
ist die Vorstellung klar. Der Wind treibt des Schiffes beflügelten
Ruderschlag wieder zurück, indem die Matrosen vergebens gegen
die Macht der Elemente kämpfen.
Die Maxime, möglichst conservaliv zu verfahren, tritt beson-
ders bei dem Urtheil über Lücken und interpolirte Verse hervor.
Wir können z. B. dem Herausgeber nicht folgen, wenn er glaubt,
dass die ganz asyndetisch neben einander gestellten Trimeter, Baccb.
651 sq., mit bestimmter Absicht in dieser Fassung dem Pentheus
in einer sonst slichomylhischen Reihe zugelheill seyen, mit grösserer
Wahrscheinlichkeit darf man den Ausfall wenigstens eines wo nicht
dreier Verse annehmen. Das hastige Abbrechen, welches Sch. durch
die totale Vcrbindungslosigkeit gut charakterisirt glaubt, würde der
Dichter durch eine Uebergangsparlikel gemildert haben. Die wun-
derliche Erzählung von dem in ein Stück Aether eingehüllten Dio-
nysus 284—295 unterbricht die Aufzählung der Gaben des Gottes
und hat blos auf einen Vers in der vorhergehenden Rede des Pen-
theus Bezug, dem 243 die Worte εκείνος εν μηρω ποτ έρράφη Διός
beigelegt sind. Das έρράφη der Handschriften hebt alle Verbindung
mit den Versen vor und nach auf, aber wenn auch έρράφθαι diesen
Anstoss beseitigt, wird wenigstens die Relation von ος έκποροΰται
zu Διόνυσον θεόν unterbrochen oder doch verdunkelt, daher man zu
der Annahme berechtigt seyn dürfte, der einzelne Vers und Satz
sey eben jener Fabel zu lieb, um einen Anknüpfungspunkt zu haben,
hier eingeschoben worden. Weder hierüber, noch zu 180 ist mit
einem Wort das gegründete Bedenken ausgedrückt; letzterer Vers
ist aus 858 fabricirt und sehr übel angebracht , dessgleichen 715,
wo ώς δεινά δ. θ. έ. ganz aus der Nähe stammt (vgl. 666} und
keine Stelle in der Beralhung, wie Agaue aus der Schaar der Mä-
naden entführt werden möge, finden kann. Bacch. 1027 χρησ-
τοΤσι δ. σ. τ. δ. ist schwerlich von Euripides selbst aus Medea 54
wiederholt. Iph. 124 vervollständigt Sch. nach eigener Konjektur,
indem er σπέρμ1 Ατρείδαν schreibt. Dann wäre Iphigenie Enkelin
eines Atriden oder auch ihre Mutter gehörte diesem Geschlecht an. Da