Euripides von Schöne.
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müssen oder durch Erbrechung des Schlosses, letztere sollte unmit-
telbar auf das zuerst angegebene Mittel folgen, aber die Ralhlosigkeit,
in welcher er sich befindet, ist treffend dadurch ausgedrückt, dass
zwischen die beiden Disjunktivsätze der Anfang der Frage πώς
αν — ΐσμεν geschoben wird.
Versuchen wir noch an einigen andern Stellen Lücken zu
tilgen. Wo (Bacch. 1033.) der Chor über den Tod des Pentheus
frohlockt und ausruft: ούκέτι γάρ δεσμών υπό φόβω πτήσσω, der
Bote darauf erwicdert: Θήβας δ’ άνανδρους ώδ’ άγεις, bemerkt Sch.:
„der Schluss des V. ist muihmasslich ausgefallen; der Zusammenhang
ist jedoch klar: den Freudenäusserungen des Chors will der Bote
mit der Frage entgegentrelcn : siehst du Theben für so feig an?“
Damit wäre indess nicht mehr gesagt, als schon dasteht. Der aus
dem Zusammenhang nothwendig entspringende Zusatz, dessen Aus-
fall sicher ist, da der Vers ein Trimeter sein muss, enthielt die
Wirkung von Thebens ανανδρία: ώς μή σε δεΐν; darauf konnte die
Erwiederung folgen, Theben habe über sie keine Gewalt, nur Dio-
nysus; und diese Mahnung an die Macht des Gottes schreckt jetzt
den Bolen, so dass er mit unerwarteter Bescheidenheit hinzusetzt
συγγνωστά μέν σοι κτέ. Ein sehr übelgerathenes Supplement ist in
Bacch. 1350. σύ θ’ ή τάλαινα σύγγονοί τε σαί φίλαι das letzte Wort,
welches auch im Pal. fehlt. Was zur Completirung des Verses zu
schreiben scy, gibt Sch. nicht an, desgleichen sind die frühem He-
rausgeber darüber weggegangen. Wir denken, ein dem τάλαινα
und τλήμων entsprechendes Epithel wird erfordert; Euripides konnte
sagen: σύγγονοί τ’ οίκτραί σεθεν. Nicht mit derselben Sicherheit,
aber doch nach Spuren, welche der Gedankengang der sprechenden
Person an die Hand gibt, versuchen wir die lyrische Rede der
Agaue 1172. so auszufüllen:
εμαρψα τόνδ’ άνευ βρόχων [χεροιν άκμά
καθ-ελοΰσα] νέον λίν,
ώς όράν πάρα.
In der Gegenstrophe muss nämlich, um eine rylhmische Form zu ge-
winnen, άνέπηλ’ gelesen werden für άνέπηλεν. Agaue spricht hier
dasselbe im Melos aus, was später in den Trimetern 1200: ήγρεύ-
σαμεν — ού δικτύοισιν άλλα λευκοπήχεσιν χειρών ακμαίοι. Wenn sie
dort sogleich hinzLisctzl: κάτα κομπάζειν χρεών και λογχοποιών όργανα
κτάσ&αι μάτην, hängt κτάσ&αι nicht, wie die Note behauptet, von
μάτην („sc. εστι es ist nichts, eine leere Sache“) ab, sondern von
χρεών, dann ist aber der Satz negativ zu fassen: κού λ. δ. κ. μ.:
man soll sich rühmen und keine Werkzeuge der Lanzenschmidte
ferner kaufen. Bei der Erklärung von Sch. wie der von Matthiae:
gloriari debemus, nos instrumenta eorum qui hastas fabricantur,
i. e. tela, frustra nobis comparare, ist και lästiger Ueberfluss.
Eine Versetzung von Versen hat Sch. nur an einer Stelle vor-
genommen: Iph. 953, 4. vor 951, 2, und auch da vermochte ihn
dazu die Gewissenhaftigkeit, mit der er am Buchstaben haftet. Er
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müssen oder durch Erbrechung des Schlosses, letztere sollte unmit-
telbar auf das zuerst angegebene Mittel folgen, aber die Ralhlosigkeit,
in welcher er sich befindet, ist treffend dadurch ausgedrückt, dass
zwischen die beiden Disjunktivsätze der Anfang der Frage πώς
αν — ΐσμεν geschoben wird.
Versuchen wir noch an einigen andern Stellen Lücken zu
tilgen. Wo (Bacch. 1033.) der Chor über den Tod des Pentheus
frohlockt und ausruft: ούκέτι γάρ δεσμών υπό φόβω πτήσσω, der
Bote darauf erwicdert: Θήβας δ’ άνανδρους ώδ’ άγεις, bemerkt Sch.:
„der Schluss des V. ist muihmasslich ausgefallen; der Zusammenhang
ist jedoch klar: den Freudenäusserungen des Chors will der Bote
mit der Frage entgegentrelcn : siehst du Theben für so feig an?“
Damit wäre indess nicht mehr gesagt, als schon dasteht. Der aus
dem Zusammenhang nothwendig entspringende Zusatz, dessen Aus-
fall sicher ist, da der Vers ein Trimeter sein muss, enthielt die
Wirkung von Thebens ανανδρία: ώς μή σε δεΐν; darauf konnte die
Erwiederung folgen, Theben habe über sie keine Gewalt, nur Dio-
nysus; und diese Mahnung an die Macht des Gottes schreckt jetzt
den Bolen, so dass er mit unerwarteter Bescheidenheit hinzusetzt
συγγνωστά μέν σοι κτέ. Ein sehr übelgerathenes Supplement ist in
Bacch. 1350. σύ θ’ ή τάλαινα σύγγονοί τε σαί φίλαι das letzte Wort,
welches auch im Pal. fehlt. Was zur Completirung des Verses zu
schreiben scy, gibt Sch. nicht an, desgleichen sind die frühem He-
rausgeber darüber weggegangen. Wir denken, ein dem τάλαινα
und τλήμων entsprechendes Epithel wird erfordert; Euripides konnte
sagen: σύγγονοί τ’ οίκτραί σεθεν. Nicht mit derselben Sicherheit,
aber doch nach Spuren, welche der Gedankengang der sprechenden
Person an die Hand gibt, versuchen wir die lyrische Rede der
Agaue 1172. so auszufüllen:
εμαρψα τόνδ’ άνευ βρόχων [χεροιν άκμά
καθ-ελοΰσα] νέον λίν,
ώς όράν πάρα.
In der Gegenstrophe muss nämlich, um eine rylhmische Form zu ge-
winnen, άνέπηλ’ gelesen werden für άνέπηλεν. Agaue spricht hier
dasselbe im Melos aus, was später in den Trimetern 1200: ήγρεύ-
σαμεν — ού δικτύοισιν άλλα λευκοπήχεσιν χειρών ακμαίοι. Wenn sie
dort sogleich hinzLisctzl: κάτα κομπάζειν χρεών και λογχοποιών όργανα
κτάσ&αι μάτην, hängt κτάσ&αι nicht, wie die Note behauptet, von
μάτην („sc. εστι es ist nichts, eine leere Sache“) ab, sondern von
χρεών, dann ist aber der Satz negativ zu fassen: κού λ. δ. κ. μ.:
man soll sich rühmen und keine Werkzeuge der Lanzenschmidte
ferner kaufen. Bei der Erklärung von Sch. wie der von Matthiae:
gloriari debemus, nos instrumenta eorum qui hastas fabricantur,
i. e. tela, frustra nobis comparare, ist και lästiger Ueberfluss.
Eine Versetzung von Versen hat Sch. nur an einer Stelle vor-
genommen: Iph. 953, 4. vor 951, 2, und auch da vermochte ihn
dazu die Gewissenhaftigkeit, mit der er am Buchstaben haftet. Er