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Baumgartner: Schweizerspiegel.

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gegeben werde, wenn sie nicht auf dieses als etwaige Compensalion
anweisen will. Friedrich der Grosse war Ehrenbürger voll
Bern, das an ihm Gevatterstelle vertrat; sollte sich nicht ohne
Alexanders Schwert für die Lösung des Neuenburger Kno-
tens ein ähnliches, mit der Hochherzigkeit des Abkömmlings über-
einstimmendes Mittel der Ausgleichung finden lassen? Etwa
die Protektorschaft Neuenburgs unter gewissen Ehrenrech-
ten und der Wohlthätigkeit bestimmten Leistungen?
Der vierzehnte Abschnitt handelt von der schweizeri-
schen Politik nach Aussen und theilt manche bittere Rüge
in Betreff der fremden Revolutionen und Flüchtlinge aus. Dasselbe
geschieht gegenüber der Politik nach Innen (XV), welcher
Härle und Parteilichkeit gegen die sogenannten Sonderbunds-
kantone, einseitige Rückwirkung auf die Wahlen, Misstrauen ge-
gen die immerhin beträchtliche Minderheit, überhaupt Mangel an
einem versöhnlichen, nur um das Gesammtwohl bekümmerten Geiste
vorgeworfen werden. „Was man jetzt will, ist (es hält schwer es
anders auszudrücken): — werklhälige Beiheiligung beider vielfach
sich kundgebenden subversiven Bestrebungen. — Der Stein fällt
auf Diejenigen zurück, die ihn werfen?0 (S. 234.) — Mehrere be-
langreiche Schritte zu Gunsten der Versöhnlichkeit, z. B. in
Betreff der Kriegssteuer, möchten doch beweisen, dass man
etwas zu schwarz sah, und zu grelle Farben auftrug.
Der letzte sechszehnte Abschnitt: „Aus der Gegenwart
in die Zukunft“, gibt beachtenswerte Winke und Fingerzeige
über elwanige Gefahren der dermaligen Bundesordnung. Der
kundige Verfasser erblickt jene nicht in den vielfach umgewandelten,
th eil weise den herrschenden Grundsätzen befreundeten Urkan-
tonen, welchen überdiess für eine Reaktion die einst mächtigen
Städte, die alten Aristokraten, der altdemokratische Sinn als ehema-
lige Anlehnungspunkte fehlten. Sie würden daher bei aller Abnei-
neigung, da die Walze der Zeit den alten Volksgeist zermalmt
und den neuern noch nicht vollständig ausgebildet habe, die Last
der Verantwortung für die Zukunft der Schweiz nicht übernehmen,
sondern mit der vollsten Bereitwilligkeit Andern überlassen. Gleiche
Bewandlniss habe es mit der sogenannten konservativen ka-
tholischen Bevölkerung allzumal; sie überlasse, wenn auch im
Ganzen den gegenwärtigen Zuständen wenig befreundet, die Wah-
rung ihrer religiösen Interessen zunächst der Kirche und hüte sich
wohl, politische und kirchliche Dinge in einen Mischbund zu
bringen, von welchem man nur bittere Früchte geerndtet habe. In
der Schweiz könne nur eine Macht der Bundesverfassung gefährlich
werden; die Abneigung der grossen und der Mittel-Kantone,
sich allen ihren unausweichlichen Konsequenzen zu fügen. Man mun-
kele in der Eidgenossenschaft: dies Ding gehe nicht; es sey zu
grossartig angelegt, koste übermässig, erlödte den öffentlichen Geist,
weil die Entscheidung der wichtigsten Angelegenheiten in die Hände
 
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