Nr. 15. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Ijysias Reden; von RaueSienstein.
(Schluss.)
XII, 100 ist sehr zu bezweifeln, dass Baiters κατεψήφισθαι
neben πεποιηηένους eine Stelle finden kann, denn obwohl δρω in
XXVIII, 9 neben dem Particip einen Infinitiv regiert, bleibt damit doch
die Reclion des ηγούμαι mit Particip unbezeugt, und warum sollte
Lysias hier nicht zur Abrundung des Gegensatzes dem κατεψηφί-
σθαι, wenn er so schrieb, ein πεποιησθαι gegenüber gestellt haben?
Freilich passt πεπ'οιημένους eben so wenig zu dem handschriftlichen
καταψηφιέϊσ&αι: dies mag aus καταψηφισμένους εσεσθάι verstümmelt
sein, vgl. XXX, 23 εάν — καταψήφισάμενοι των εσχάτων αύτω τί-
μήσητε — παρά τούτων δίκην ειληφότες εσεσθε, auch XXII, 19.
XXV, 33 bezieht R. τούτους auf die Sykophanten, es müssen aber
darunter die Demokraten aus dem Piraeeus verstanden werden. Das
verdorbene τό αυτό πάντες wollte Sauppe in τούτο ύποτυπουντες ab-
ändern; indess abgesehen davon, dass Lysias nur einmal, IX, 4, das
Medium dieses Verbums anwendet, nirgends das Aktivum, ist der
hier angemessene Begriff nicht der des Argwohns, sondern der der
Besorgniss, die Verhältnisse könnten sich zu ihrem Nachlheil um-
gestalten. Deshalb ziehen wir bis auf Weiteres das durch XII, 98
belegte δείσαντες vor.
XVI, 7. Dittographie (nach γνώναι), schwerlich etwas ande-
res, hat das διότι für δτι in den Text gebracht, und bei Isaeus III,
50 (ακριβώς γάρ’ηδει διότι} scheint dasselbe der Fall zu sein. Ly-
sias braucht so oft die Phrase ραδιόν έστι γνώναι, aber nirgends sonst
folgt διότι, immer δτι, vgl. XIX‘, 18, 24, 27, 53. XXIII, 12.
XXXI, 13 hätten wir gewünscht, zu erfahren, warum R. die
Emendation φυγάς κατά ταύτά και αύτδς γενόμενος für die wahr-
scheinlichste hält, da oben §. 8. nicht einmal angegeben ist, dass
Philo zu den aus dem Piräeus Exilirten gehörte, auch auf die Art
der Verbannung nichts hier ankömmt, nur das Benehmen Philo’s in
jener Zeit als ein eben so unverantwortliches als offenkundiges ge-
schildert wird. Anders entschied er in den Neuen Jahrb. f. Phil,
und Paed. LXVIII, p. 150. In §. 22. wird, was Emperius verlangte,
μίκρ ωφελούμενη doch aufzunehmen sein, denn μηδ’ ωφελούμενη bil-
det sonst keinen Gegensatz zu αδικούμενη. Die Erklärung: „eine
Mutter, selbst wenn sie von den Kindern keine Hülfe hat, wenn
ihr nur Achtung und Liebe nach Brauch (τά γιγνόμενα) erwiesen
wird, glaubt daran Grosses zu haben, weil sie es in ihrer Liebe nicht
mit strenger Rechnung abschätzig behandelt den Text zu frei.
LXVII. Jahrg. 2, Doppelheft. 15
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Ijysias Reden; von RaueSienstein.
(Schluss.)
XII, 100 ist sehr zu bezweifeln, dass Baiters κατεψήφισθαι
neben πεποιηηένους eine Stelle finden kann, denn obwohl δρω in
XXVIII, 9 neben dem Particip einen Infinitiv regiert, bleibt damit doch
die Reclion des ηγούμαι mit Particip unbezeugt, und warum sollte
Lysias hier nicht zur Abrundung des Gegensatzes dem κατεψηφί-
σθαι, wenn er so schrieb, ein πεποιησθαι gegenüber gestellt haben?
Freilich passt πεπ'οιημένους eben so wenig zu dem handschriftlichen
καταψηφιέϊσ&αι: dies mag aus καταψηφισμένους εσεσθάι verstümmelt
sein, vgl. XXX, 23 εάν — καταψήφισάμενοι των εσχάτων αύτω τί-
μήσητε — παρά τούτων δίκην ειληφότες εσεσθε, auch XXII, 19.
XXV, 33 bezieht R. τούτους auf die Sykophanten, es müssen aber
darunter die Demokraten aus dem Piraeeus verstanden werden. Das
verdorbene τό αυτό πάντες wollte Sauppe in τούτο ύποτυπουντες ab-
ändern; indess abgesehen davon, dass Lysias nur einmal, IX, 4, das
Medium dieses Verbums anwendet, nirgends das Aktivum, ist der
hier angemessene Begriff nicht der des Argwohns, sondern der der
Besorgniss, die Verhältnisse könnten sich zu ihrem Nachlheil um-
gestalten. Deshalb ziehen wir bis auf Weiteres das durch XII, 98
belegte δείσαντες vor.
XVI, 7. Dittographie (nach γνώναι), schwerlich etwas ande-
res, hat das διότι für δτι in den Text gebracht, und bei Isaeus III,
50 (ακριβώς γάρ’ηδει διότι} scheint dasselbe der Fall zu sein. Ly-
sias braucht so oft die Phrase ραδιόν έστι γνώναι, aber nirgends sonst
folgt διότι, immer δτι, vgl. XIX‘, 18, 24, 27, 53. XXIII, 12.
XXXI, 13 hätten wir gewünscht, zu erfahren, warum R. die
Emendation φυγάς κατά ταύτά και αύτδς γενόμενος für die wahr-
scheinlichste hält, da oben §. 8. nicht einmal angegeben ist, dass
Philo zu den aus dem Piräeus Exilirten gehörte, auch auf die Art
der Verbannung nichts hier ankömmt, nur das Benehmen Philo’s in
jener Zeit als ein eben so unverantwortliches als offenkundiges ge-
schildert wird. Anders entschied er in den Neuen Jahrb. f. Phil,
und Paed. LXVIII, p. 150. In §. 22. wird, was Emperius verlangte,
μίκρ ωφελούμενη doch aufzunehmen sein, denn μηδ’ ωφελούμενη bil-
det sonst keinen Gegensatz zu αδικούμενη. Die Erklärung: „eine
Mutter, selbst wenn sie von den Kindern keine Hülfe hat, wenn
ihr nur Achtung und Liebe nach Brauch (τά γιγνόμενα) erwiesen
wird, glaubt daran Grosses zu haben, weil sie es in ihrer Liebe nicht
mit strenger Rechnung abschätzig behandelt den Text zu frei.
LXVII. Jahrg. 2, Doppelheft. 15