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Kurze Anzeigen.
Sechs Jahre in Surinam oder Bilder aus dem militärischen Leben diese- ^nie
und Skizzen zur Kenntniss seiner socialen und w'·—^nsckuftlichen Ver-
hältnisse von A. Kappler, früher in w-^aischen Militärdiensten. Stutt-
gart. E. Schiceizerbart’sd" Verlagsbuchhandlung und Druckerei 1854. VI
und 282 S. in S.
Der Verfasser dieser Bilder, ein junger Mann, dem Kaufmannstande be-
stimmt, dabei frischen, regsamen und lebendigen Geistes, den die Oede und
Langeweile eines Ladengeschäftes in die Fremde geführt, um dann unter den
nach den holländischen Colonien bestimmten Truppen Dienste zu nehmen, führt
in dieser Schrift die Erlebnisse einer sechsjährigen Dienstzeit und eines Aufent-
haltes auf den holländischen Besitzungen Südamerika^, in einer so natürlichen
und ansprechenden Weise vor, dass man die Schrift nicht bloss denen empfeh-
len kann, die eine interessante, belehrende, mit manchem Pikanten gewürzte
Unterhaltung suchen, sondern insbesondere alle Diejenigen darauf verweisen
muss, welche ein treues, der Wahrheit entsprechendes Bild von Sumatra,
seiner tropischen Natur, den Zuständen und Verhältnissen seiner Bewohner ge-
winnen wollen. Nicht als ein hochgestellter Beamter oder ein gelehrter, mit
allen Bequemlichkeiten und Empfehlungen versehener Reisender hat der Ver-
fasser das Land durchzogen; wohl aber war ihm in der Stellung eines Solda-
ten, der von einem Posten zum andern wanderte, hier länger, dort kürzer sich
aufhielt, der überall mit den verschiedenen, zumal niederen Classen der Be-
völkerung in Berührung kam, und so nach und nach das ganze Land durch-
reiste, reichliche Gelegenheit gegeben, dieses Land näher und genauer kennen
zu lernen, durch eigene Anschauung von den Zuständen und Verhältnissen der
Colonie und ihrer Bewohner sich zu unterrichten, die letztem nach ihren guten
Seiten, wie insbesondere nach den hier vielfach hervortretenden Schattenseiten
(namentlich die Trunkenheit) richtig zu würdigen und damit ein getreues Bild
der wirklichen Zustände zu entwerfen. Es mag diess insbesondere von den
Indianern, wie von den Negern gelten, über die der Verf. im Ganzen kein
günstiges Urtheil gewinnen konnte; Charaktere, wie der gute Onkel Tom, er-
klärt er geradezu für Chimären (S. 274)! Und allerdings, was er uns selbst
berichtet', was er selbst erfahren und erlebt hat, ist nicht geeignet, diese An-
sicht umzustossen. Was übrigens hier über die verschiedenen Classen der Be-
völkerung und deren Zustände, deren Beschäftigung und Lebensweise der Reihe
nach berichtet wird, trägt in seiner einfachen, ja oft derb natürlichen Darstellung
das Gepräge der Wahrheit, welche die wirklichen Zustände, und nur diese in
treuen Bildern vorführt. Neben allem Diesem ist der Blick des Verfassers ins-
besondere auf die merkwürdige, tropische Natur des Landes, auf die Pflanzen-
wie die Thierwelt gerichtet: diese näher kennen zu lernen und seinen Wissens-
durst zu befriedigen, opfert er nicht bloss bereitwillig die freie Zeit des mili-
tärischen Dienstes, die Andere der Ruhe oder sinnlichen Genüssen zuwenden,
sondern er unterzieht sich selbst den grössesten und gefahrvollsten Anstrengun-
gen und Gefahren, die bis an das Abentheuerliche streifen, und nur von einer
so kräftigen Natur, wie die des Verfassers, ausgehalten werden könnten. Sö
bietet seine Erzählung auch von dieser Seite dem Freunde der Natur Manches
Neue und Interessante, zumal aus dem Gebiete der Thierwelt, wie sie in jenen
 
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